Nach jahrelangen Diskussionen um das Meissnerhaus in Ehningen steht nun fest: Das Gebäudes in der Königsstraße 27 soll abgerissen werden. Eine Idee findet keine Zustimmung.
„Wir sind von der Nutzung überzeugt“, schwärmte Bernd Jäger, Geschäftsführer der Firma Jako Baudenkmalpflege, zu Beginn der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend bei seiner Vorstellung der möglichen Planungs- und Restaurierungskonzeption des seit Jahren leer stehenden Gebäudes in der Königstraße 27.
„Eine Leiche vor dem Rathaus, das kann man wollen, aber das muss man nicht haben“, sagte Jäger. Nicht nur bautechnisch, sondern auch nutzungstechnisch solle in dem Gebäude gegenüber des Ehninger Rathauses keine 0815-Geschichte, sondern ein richtiges Erlebnis entstehen, fügte er hinzu.
Bereits im Vorfeld war klar, dass die geschätzten Baukosten von rund 3,4 Millionen zur Realisierung nicht die Gemeinde stemmen kann. Angedacht war, dass die gemeindeeigene Baugesellschaft Kommunale Wohnbau Ehningen GmbH im nächsten Schritt prüft, ob und unter welchen Rahmenbedingungen eine wirtschaftliche Umsetzung überhaupt möglich ist. Auch der Ehninger Bürgermeister Lukas Rosengrün war zu Beginn positiv gestimmt: „Ich glaube, wenn wir einen lebendigen Ortskern möchten, müssen wir etwas dafür tun. Wir müssen bereit sein, ein bisschen Geld in die Hand zu nehmen. Wir brauchen einen attraktiven Einzelhandel, von alleine passiert das nicht“, fügte er hinzu.
Keine Mehrheit für die Pläne
Trotz des allseits gelobten Vortrags Jägers, der die Machbarkeitsstudie ausführlich präsentierte und sogar schon zwei Interessenten für die Räumlichkeiten im Erdgeschoss und im Gewölbekeller gefunden hat, fand die Abstimmung über die von der Verwaltung vorgeschlagene Prüfung der Umsetzungsmöglichkeit durch die Kommunale Wohnbau Ehningen keine Mehrheit. Stattdessen beschloss der Gemeinderat auf Antrag der CDU und der Freien Wähler den Abriss des Gebäudes in der Königstraße 27.
„Wir teilen alle den Wunsch etwas zu bewegen an der Stelle. Es muss was passieren, da sind wir uns einig. Wir werden heute im Gremium keine Mehrheit für den Vorschlag der Verwaltung haben. Somit hätten wir wieder Stillstand. Auch wenn der Traum schön gewesen wäre, wir stellen den Antrag, dass wir die im Haushalt eingestellten Mittel für die Königsstraße 27 verwenden, um dort einen kompletten Rückbau vorzunehmen und einen freien Platz mit Grünfläche anlegen“, sagte Manuel Benda (CDU).
Grüne sind enttäuscht
„Ich finde das Vorgehen krass und kann es nicht nachvollziehen. Es ging darum, Fakten zu schaffen und den Informationsstand zu erweitern“, zeigte sich Harald Bürkle (Grüne) vom Antrag der CDU und Freien Wähler geschockt. Auch Lukas Rosengrün sagte vor der zweiten Abstimmung: „Ich kann dem Gemeinderatsgremium nicht empfehlen, weder aus finanzieller noch aus städtebaulicher Sicht, dem Antrag der CDU und Freien Wähler zuzustimmen.“
Entgegen dem Aufruf des Bürgermeisters stimmte der Rat am Ende jedoch mehrheitlich für den Abriss des Gebäudes. So musste Rosengrün gleich zwei Niederlagen auf einmal einstecken, denn die Pläne, das Gebäude umfassend zu sanieren und mit einem attraktiven Konzept zu verbinden, sind nun – auch zum Leidwesen vieler Bürgerinnen und Bürger, die bei der Gemeinderatssitzung anwesend waren – erst mal vom Tisch.