Gunter Dlabal zeigt die von ihm erbaute Hütte im Biergarten. Die Gaststätte selbst ist schon abgerissen. Foto: Werner Kuhnle

Seit den 1970er Jahren wurde im späteren Paulaner in Bietigheim-Bissingen (Kreis Ludwigsburg) gefeiert. Der Trachtenverein legte den Grundstein für das Ausflugslokal, das bei der Landesgartenschau seine Hochphase erlebte. Was bleibt nach dem Abriss?

„Natürlich ist es schade, aber alles hat seine Zeit.“ Gunter Dlabal steht in Bietigheim zwischen Enz und Wobachfelsen an jener Stelle, an der noch vor einigen Wochen die Gastwirtschaft „Paulaner“ gestanden hat. Der 74-Jährige war eng mit dem Gebäude verbunden, von dem nur noch der Keller steht. Dlabal ist Vorsitzender des Trachtenvereins in Bietigheim-Bissingen. Dieser hat den späteren „Paulaner“ in den 1970er Jahren als Vereinsheim errichtet, 1976 wurde Einweihung gefeiert. Das Alter und die Größe des Gebäudes wurden ihm nun jedoch zum Verhängnis. Die Stadt hielt keinen wirtschaftlichen Betrieb mehr für möglich – und entschied sich für den Abriss. Ob an der Stelle etwas Neues entstehen wird, ist noch nicht sicher.

 

„Es war nicht nur für uns eine Heimat, sondern auch für insgesamt etwa 30 kleinere Vereine der Stadt“, so Dlabal über das abgerissene Gebäude. Viele Jahre stemmte der Trachtenverein die Bewirtung in dem 200 Plätze fassenden Hauptsaal selbst. Dlabal erinnert sich daran, dass es viel Arbeit war, und diese meist von drei Leuten pro Schicht erledigt wurde. In Zeiten von Mindestlohn sei das heute gar nicht mehr denkbar.

Klar war dem Verein schon früh, dass man an der Enz besonders im Sommer eine hervorragende Lage hatte. Dlabal erzählt gerne von kegelnden Polizisten und kartenspielenden Politikern. Das Vereinsheim war ein beliebter Treffpunkt. „Die Hochzeit war ganz klar die Landesgartenschau 1989“, sagt der 74-Jährige. Als stellvertretender Vorsitzender sei er damals für den Betrieb des Vereinsheims zuständig gewesen. Und das habe nur so gebrummt während der Schau.

Gunter Dlabal hat das Vereinsheim von Bau bis Abriss begleitet. Foto: Werner Kuhnle

Ein Grund dafür war, dass viele Trachtenvereine zu Besuch kamen, und man im Vereinsheim an der Enz beim Essen bedient wurde. „Es sprach sich herum, dass wir die einzige Gastronomie auf dem Gelände waren, bei der bedient wurde. Das gefiel den älteren Besuchern natürlich“, erzählt Dlabal. An einem Tag habe man als Höchstwert an die 1000 Mittagessen serviert.

Biergarten erstmals in fremden Händen

Abgesehen von diesem Highlight, wurden in der Folge aber auch die Nachteile des Standorts immer deutlicher. „Im Winter ist es hier sehr dunkel und kalt. Da ist ein wirtschaftlicher Betrieb kaum möglich“, sagt Dlabal. Die Gaststätte lebte nun mal von ihrem Biergarten. So entschloss sich der Verein um die Jahrtausendwende, den Betrieb in fremde Hände zu geben und verpachtete ihn.

Als dann Mitte der 2010er Jahre eine Renovierung des Trachtenheims anstand, musste der Verein eine harte Entscheidung fällen. Hunderttausende Euro hätte die Sanierung gekostet, viel zu viel für den Verein, der längst nicht mehr so mitgliederstark war wie zu Hochzeiten. So entschloss man sich das Gelände der Stadt zurückzugeben. „Das war nicht leicht, aber die richtige Entscheidung. Ich wollte nicht der sein, der für den Ruin des Vereins verantwortlich ist“, sagt Dlabal, der zum Vorsitzenden aufgestiegen war.

Stadt und Pächter hatten in der Folge noch einige Scharmützel ausgefochten. Dabei ging es um den Schutz vor herabfallendem Felsgestein. Schließlich kündigte die Stadt den Vertrag und leitete den nun erfolgten Abriss ein. Dlabal kommen beim Besuch viele Erinnerungen hoch. Man merkt, dass vor allem die schönen Zeiten in Erinnerung bleiben werden. Stolz zeigt er die noch stehende Hütte der Außenbewirtung, die er selbst gebaut hat. Für Wehmut ist Dlabal zu rational. „Alles hat seine Zeit“, sagt er und hofft, dass es vielleicht mal wieder einen Biergarten oder Kulturveranstaltungen dort am Felsen gibt.