Ein wenig versteckt: Nur zu Fuß ist die Melanchthonkirche erreichbar.Foto: Patricia Sigerist Foto:  

Mit der Schließung nächstes Jahr und dem späteren Abriss der Melanchthonkirche geht eine Fusion von Luther- und Melanchthon-Gemeinde einher. Das Immobilienkonzept sieht den Verzicht auf ein weiteres Gemeindehaus und einen Neubau vor.

Fellbach - Es wird ganz sicher ein Abschied mit Wehmut, wenn im Frühsommer 2021 der letzte Gottesdienst in der Melanchthon-Kirche stattfinden und das Gotteshaus, vermutlich samt dem separat stehenden Kirchturm, irgendwann später abgerissen wird. „Es schmerzt“, wie der geschäftsführende Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde in Fellbach, Eberhard Steinestel, sagt.

Es geht aber um mehr als nur Räumlichkeiten

Doch wie wird die Kirche in der Zeit bis dahin mit dem absehbaren und symbolträchtigen Verlust umgehen? Damit aus dem Schmerz nicht noch Ärger wird, den das seit 2016 gültige Immobilienkonzept der Kirche bei manchem Gläubigen ausgelöst hat? Die in diesen Tagen bekannt gegebene Übergabe der Gebäude auf dem Melanchthonareal an die Stadt Fellbach spätestens zum August 2021, um die Kinderbetreuung durch den Evangelischen Verein dort fortzusetzen, dürfte auch für die einzelnen Kirchenmitglieder keine Überraschung mehr sein: „Wir haben als Kirchengemeinde in einem langen und intensiven Prozess unser Immobilienkonzept entwickelt“, erklären der Pfarrer Eberhard Steinestel und Eva Bosch, die Vorsitzenden der Evangelischen Kirchengemeinde Fellbach.

Es geht aber um mehr als nur Räumlichkeiten: „Da das Melanchthonzentrum aufgegeben und gleichzeitig auch die Anzahl der Pfarrstellen gekürzt wird, hat der Kirchengemeinderat unter Mitwirkung der Ausschüsse von Melanchthon und Luther beschlossen, dass sich die beiden Gemeinden zusammenschließen zur Luther-Melanchthon-Gemeinde und in Zukunft mit der Lutherkirche samt ergänzenden Gemeinderäumen eine neue gemeinsame Mitte haben werden.“

Für die Kirche soll es im Frühsommer 2021 einen würdigen Abschied mit einem großen Gottesdienst geben

Als Signal, dass Luther- und Melanchthongemeinde zusammengehen, soll die Lutherkirche umgestaltet werden. „Wir wollen mehr Freiraum schaffen, damit mehr Platz ist für die verschiedenen Anforderungen, vermutlich schon im Frühjahr 2021“, sagt Eva Bosch, wobei Pfarrer Steinestel präzisiert, dass damit kein Umbau der historischen Kirche gemeint ist.

Die Fellbacher Lutherkirche. Foto: Sigerist
Gleichzeitig hält die Kirchengemeinde an ihrem Wunsch fest, Gemeinderäume bei der Lutherkirche neu zu bauen und das Paul-Gerhardt-Haus aufzugeben: „Aus zwei mach‘ eins“, sagt Eberhard Steinestel und zieht die Verbindung zur Aufgabe des Melanchthon-Gemeindehauses. Das Paul-Gerhardt-Haus liegt wie das Melanchthonareal mitten in einem Wohngebiet und kann nur unter Auflagen wie etwa einem frühen Veranstaltungsschluss am Abend und somit nur eingeschränkt genutzt werden. „Eine Vermietung der Räume, zum Beispiel für Hochzeiten, ist nicht möglich, weil die Nachbarschaft aufschreit“, sagt Eva Bosch. Das Haus ist zudem in die Jahre gekommen. Auch für dieses Gemeindehaus gilt, ähnlich wie für die Melanchthonkirche: „Das kann man nicht mehr umbauen“, sagen die beiden Vorsitzenden mit ähnlichen Worten.

Für die Kirche soll es im Frühsommer 2021 einen würdigen Abschied mit einem großen Gottesdienst geben, der Rücksicht nimmt auf viele wertvolle Erinnerungen, die die Gemeindeglieder an ihr Gotteshaus haben. Bis dahin, so verspricht Pfarrer Steinestel, werden die Gemeindeoberen die Gläubigen auf dem Weg zur Gemeindefusion mitnehmen. So dürfen die Gemeindeglieder sagen, was sie aus der Einrichtung der Kirche behalten und ins gemeinsame Zentrum Lutherkirche mitnehmen wollen. Frühzeitig schon hatten Kirchenbesucher darauf aufmerksam gemacht, dass wenigstens die Glasfenster vor der Abrissbirne gerettet werden sollten. Laut Eva Bosch und Eberhard Steinestel sollen sie gesichert und in die zwar erhofften, aber noch nicht geplanten neuen Gemeinderäume bei der Lutherkirche eingearbeitet werden.

Zukunft des Kirchengebäudes

Wann wird die Melanchthonkirche geschlossen?
Ein Abschiedsgottesdienst für die Melanchthongemeinde findet im Frühsommer 2021 statt. Anschließend wird noch gesichert, was am Bau und von der Einrichtung auf Dauer erhalten bleiben soll, wie etwa die Glasfenster. Spätestens im August des kommenden Jahres werden das Areal und seine Gebäude an die Stadtverwaltung für die Kinderbetreuung übergeben.

Wann wird das Kirchengebäude abgerissen?
Wann der Abriss stattfindet, ist noch unklar. Die Vorsitzende des evangelischen Kirchengemeinderats, Eva Bosch, glaubt, dass das Kirchengebäude so lange stehen bleibt, bis die Stadtverwaltung die bestehende Kindertagesstätte neu konzipiert hat, das heißt, über deren Sanierung – oder Abriss und Neubau – entschieden ist. „Ein Abriss der Kirche alleine wäre sehr schwierig“, sagt Eva Bosch. Insofern könnte auch der Kirchturm noch ein paar Jahre erhalten bleiben.