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Die Polizei hat die Besetzer aus den Reihen  der "Parkschützer" vom Dach des Südflügels geholt. 

Stuttgart - Die elf "Parkschützerinnen" und "Parkschützer", die den Südflügel des Stuttgarter Hauptbahnhofs seit Montagmittag besetzt hatten, sind gegen 17.30 Uhr von Spezialkräften der Polizei vom Dach geführt worden. Dabei hätten sie keinerlei Widerstand geleistet, so dass weder Polizisten noch Aktivisten zu Schaden kamen, sagte ein Polizeisprecher. Mittlerweile sind die Besetzer in polizeilichem Gewahrsam. 

Die "Parkschützer" hatten am Mittag das Dach des Südflügels erklommen und ein großes Banner an die Fassade des teilweise abgerissenen Gebäudes gehängt. Es trug die Aufschrift: „Alles zerstört, nichts gewonnen: Total versagt, Ramsauer & Co!“ "Damit wollen wir darauf hinweisen, dass die Bahn in der Stuttgarter Innenstadt enormen Schaden anrichtet, ohne einen Gegenwert zu schaffen", sagte Matthias von Herrmann. "Die Bahn reißt wertvolle historische Gebäude ab, zerstört den Schlossgarten, die Seele der Stadt, und ist nicht in der Lage, etwas neues zu bauen", meinte der Sprecher der "Parkschützer".

Sämtliche Versprechen, der geplante Tunnelbahnhof werde die Leistungsfähigkeit des Bahnknotens Stuttgart steigern, hätten sich als haltlos erwiesen. Inzwischen ist für die Aktivisten klar: Stuttgart 21 bedeutet einen Rückbau der Stuttgarter Bahninfrastruktur. "Wenn Peter Ramsauer eine solche Beschädigung unserer Bahninfrastruktur deckt, versagt er als verantwortlicher Bundesverkehrsminister", sagt von Herrmann. „Am Stresstest zeigt sich klar und deutlich, wie dreist die bundeseigene Bahn AG den Staat betrügt“, fügt Ande Leucht, einer der Südflügelbesetzer hinzu. „Versprochen hat die Bahn die Verdopplung der Leistungsfähigkeit im Bahnknoten Stuttgart. Auf dieser Grundlage beschlossen die Parlamente das Tunnelprojekt Stuttgart 21 und seine staatliche Finanzierung."

Vorwurf von S21-Gegnern: Stresstest geschönt

Der Mainzer Student Heiko Frischmann von der Internetplattform WikiReal machte unterdessen bei einem Pressetermin im Stuttgarter Rathaus deutlich, warum der Stresstest seiner Ansicht nach beschönigt ist. Die Software berechne die Folgen von Verspätungen nicht genau genug. In der Spitzenzeit werktags von 7 bis 8 Uhr könnten rund 2 bis 3 Züge weniger als die angepeilten 49 in den neuen Bahnhof fahren. „Ich bin niemand, der sich an einen Baum bindet - aber die angegebene Leistung muss schon stimmen“, sagte der 24-jährige Chemiestudent. Eisenhart von Loeper vom Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 forderte als Konsequenz ein unabhängiges Gutachten. „Wenn sich dann bestätigt, dass der Stresstest fehlgeschlagen ist, müsste über einen Ausstieg nachgedacht werden“, sagte er.