Das ehemalige Wohnhaus des überzeugten Nazi-Gegners Eugen Bolz beim Kriegsbergturm Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Erstes Ergebnis der Debatte um die Zukunft der ehemaligen Villa von Eugen Bolz in Stuttgart: Der Denkmalschutz wird aktiv. Die Abrisspläne sind jedoch nicht vom Tisch.

Stuttgart - Die von den Stuttgarter Nachrichten angestoßene Debatte um den Erhalt des Wohnhauses des früheren Württembergischen Staatspräsidenten und bedeutenden Vertreters des deutschen Widerstands gegen die Nazi-Diktatur, Eugen Bolz (1881-1945), hat erste Folgen: Denkmalschützer des Regierungspräsidiums Stuttgart würden das bisher nicht denkmalgeschützte Gebäude am Kriegsbergturm „noch in diesem Monat ergebnisoffen“ begutachten, teilte eine Behördensprecherin mit.

Es geht um die Frage, ob die baulich veränderte Villa aus dem Jahr 1906 aus heimatgeschichtlichen Gründen erhaltenswert ist. Der Fall werde „prioritär behandelt“, sagte die Sprecherin. Vorausgegangen waren Bürger-Eingaben; auch die Stuttgarter Grünen-Landtagsabgeordnete Muhterem Aras drängt auf eine Prüfung.

Das „wohnbau-Studio“ hält an seinen Plänen fest. Es will die Bolz-Villa abreißen und an ihrer Stelle ein Gebäude mit vier exklusiven Eigentumswohnungen errichten. „Das Baugesuch ist nahezu ausgearbeitet“, sagte Geschäftsführer Alexander Schaber unserer Zeitung. „Wir werden unseren Weg weitergehen.“ Es gebe bereits auch Interessenten für die Wohnungen. Zugleich schloss er nicht kategorisch aus, die Bolz-Villa an die öffentliche Hand zu veräußern, wenn dort der Wille bestehen sollte, eine Erinnerungsstätte einzurichten. In diesem Fall müssten allerdings alle bisherigen Aufwendungen erstattet werden.

Zu Summen machte des Wohnungsbauunternehmens keine Angaben. „Wir wollen das aber eigentlich nicht“, sagte Schaber. Er kündigte an, nach dem Abriss eine Gedenktafel anzubringen. Das sei von Anfang an beabsichtigt gewesen. „Wir haben einen Sinn für Geschichte.“

Klar ist inzwischen, dass die Stadt Stuttgart auf ihr Vorkaufsrecht verzichtet hat. Einen entsprechenden Bescheid erhielt das „wohnbau Studio“ im Januar 2015 vom Amt für Stadtplanung und Stadtentwicklung.