Noch weit nach Spielschluss ist Otto`s Vesperstüble am Sonntag sehr gut besucht. Foto: Leserfotograf Markus Uhl

Otto's Vesperstüble neben der Mercedes-Benz-Arena hatte am Sonntag zum letzten Mal geöffnet. Noch bevor der VfB Stuttgart gegen den FC Ingolstadt gewinnt, stürmen die Gäste die Kneipe und nehmen nicht nur einen großen Schluck Atmosphäre.
 

Stuttgart - Irgendwann nach Spielschluss sitzt Richard Ilg auf der Bierbank neben der Kassiererin und setzt ein Lächeln an einem ansonsten traurigen Abend für ihn auf. Zum letzten Mal hat Otto's Vesperstüble geöffnet. Eine Institution in der Kneipenszene rund um die Mercedes-Benz-Arena. Vor allem dann, wenn der VfB Stuttgart spielt.

Richard Ilg führte das Vesperstüble in den vergangenen elf Jahren und muss jetzt krankheitsbedingt aufhören.

Dass es am letzten Abend emotional werden würde, das hatte Richard Ilg geahnt. Dass ihm der VfB Stuttgart dazu noch den Wunsch erfüllte und den Abend mit einem Sieg gegen den FC Ingolstadt (1:0) krönte, passt da ins Bild.

Womit der 70-Jährige und seine Mitstreiter aber nicht gerechnet haben, ist der Ansturm der treuen Vesperstüble-Gäste und VfB-Fans. Schon kurzvor dem Spiel gibt es irgendwann kein Bier mehr. Während die Fans drüben im Stadion also mit ihrer Mannschaft zittern, werden für das Vesperstüble noch mal ein paar Fässer geordert.

 

Es gibt wieder BIER! 󾦃󾦃󾦃󾦃󾦃

Posted by Otto's Vesperstüble on  Sunday, October 18, 2015

Das ist auch zwingend notwendig. Nach dem Spiel hält der Ansturm an, die Fans wollen auf den VfB-Sieg und das Vesperstüble anstoßen. Schnell gibt es kein Schnitzel mehr. Keinen Kartoffelsalat und keine Spätzle. Draußen gehen die letzten Grillwürste und das letzte Grillsteak über die Theke und das Bier fließt weiter in Strömen.

Und dann ist da dieses Grinsen von Richard Ilg, der sagt: "Unglaublich, was hier los ist. Wieviele zum Abschluss nochmal gekommen sind. Das letzte Mal, als uns Bier und Essen ausgegangen sind, war 2007. Als der VfB Stuttgart Deutscher Meister geworden ist."

Dann steht Richard Ilg von der Bierbank auf und läuft eine Runde. Er bleibt kurz stehen, blickt mit Wehmut in die Runde und lächelt.

Dass es Otto's Vesperstüble bald nicht mehr geben wird, das begreift an diesem Abend wohl noch niemand so richtig.