Markus Fricke vom Forum 3 hat es gewagt, das Fenster zu öffnen. Gestank füllt den Raum und lässt den Atem stocken. Die Wolke kommt von der Burger-King-Filiale. Foto: Cedric Rehman

Die Mitarbeiter der Kultureinrichtung Forum 3 sind am Verzweifeln. Seit Jahren leben sie mit übel riechenden Dampfschwaden, die die benachbarte Burger-King-Filiale in die Luft bläst.

S-Mitte - Markus Fricke öffnet das Fenster zur Gymnasiumstraße. Gegenüber dem Kulturzentrum Forum 3 hängt ein Rohr an der Wand, das Dampfschwaden ausstößt. Kaum ist das Fenster geöffnet, hebt sich die Hand wie von selbst, damit Daumen und Zeigefinger die Nase zuhalten können. Der Geruch ist durchdringend. Es riecht nach Verschmortem, aber auch ranzig. Der Gestank breitet sich von der Burger-King-Filiale an der Theodor-Heuss-Straße aus. Sie leitet ihre Abluft nicht über das Dach ab, sondern auf die Partymeile der Landeshauptstadt.

Markus Fricke schließt das Fenster wieder. Der Geruch bleibt in der Luft hängen. Er klingt wie jemand, der fast schon aufgegeben hat. „Wir leben seit zwei Jahren mit diesem Gestank und streiten uns mit Burger King. Aber es wird nicht besser“, sagt er.

Filiale ändert Richtung des Rohrs

Sein Kollege Ulrich Morgenthaler vom Vorstand der Kultureinrichtung schilderte dem Bezirksbeirat Mitte bei dessen jüngster Sitzung die Chronologie der Auseinandersetzung mit dem Unternehmen. Seit Herbst 2016 würden die Schwaden den Mitarbeitern den Atem rauben, berichtet er. Burger King habe mehrmals erklärt, dass es die Anlage optimieren wolle. Auch die Richtung des Rohrs wurde gedreht, sodass es Dämpfe zur Theodor-Heuss-Straße hin ausstößt. Doch nichts habe den Gestank abgestellt, berichtete Morgenthaler. Die Filiale müsse ihre Abluft auf Betreiben der Stadt über die Straße ausleiten, habe Morgenthaler erfahren. „Burger King meinte, dass laut Stadt eine Abluftanlage auf dem Dach die Harmonie der Gebäude an der Theodor-Heuss-Straße störe“, erklärte er den Bezirksbeiräten. Das Gremium zeigte sich von den Schilderungen und Fotos beeindruckt. Auf den Bildern sind die Dampfschwaden zu sehen, die das Schnellrestaurant in die Luft bläst. Die Lokalpolitiker versprachen, sich um Abhilfe zu bemühen.

Bezirksbeiräte machen Hoffnung

Markus Fricke hat die Unterstützung der Bezirksbeiräte wieder Hoffnung gegeben. Denn seit Monaten reagiere Burger King überhaupt nicht mehr auf Beschwerden, sagt er. Die städtische Gaststättenbehörde fordert derweil, dass das Forum 3 weitere Geruchsprotokolle ausfüllen soll. Die Erfassungsbögen sollen der Behörde ermöglichen, die Belastung einzuschätzen. Sie müssten dann zunächst ausgewertet werden, bevor entschieden werde, ob die Belastung rechtlich erheblich sei, teilt eine Sprecherin der Stadt mit. „Dabei haben wir die Bögen doch schon über den ganzen Winter ausgefüllt“, sagt Fricke.

Nicht nur seine Kollegen litten darunter, dass sie an heißen Sommertagen nur vor der Mittagszeit lüften könnten, wenn sie Atembeschwerden, Übelkeit und Kopfscherzen vermeiden wollten. Auch Kursteilnehmer litten unter Unterwohlsein. „Manche stehen mitten im Kurs auf, wenn wieder ein Schwall Gestank sich ausbreitet, und verlassen den Raum“, erzählt er. Einzelne Referenten hätten sich aufgrund der Gerüche schon geweigert, im Forum 3 Kurse zu halten, sagt er. Auch Besucher des Cafés beschwerten sich regelmäßig, meint Fricke. „Wenn wir einzelne Kurse verlieren, ist das ein finanzieller Schaden. Schlimmer ist aber, dass die Menschen anfangen, das Forum 3 mit dem Gestank zu verbinden und nicht mehr kommen wollen“, sagt er. Fricke könne nicht beweisen, dass gesundheitliche Beschwerden auf den Geruch zurückzuführen sind. Ihm bleiben die Schilderungen aus seinem Arbeitsalltag. Um 7.30 Uhr beginne dieser mit lüften. Nach 11.30 Uhr achte er darauf, dass die Fenster in dem Gebäude geschlossen sind. „Das ist jetzt Teil meiner Arbeit“, sagt er.

Morgens wird erst einmal gelüftet

Ein Sprecher von Burger King erklärt, dass der Franchisenehmer an der Theodor-Heuss-Straße bemüht sei, die Belastung einzudämmen. Im Moment laufe eine Grundreinigung der Anlage, danach soll es um die Fehlersuche gehen. Es gebe ein noch unbekanntes Problem, sagt er. „Auch die Mitarbeiter werden noch mal geschult. Die Abluftanlage kann nur funktionieren, wenn sie richtig bedient wird“, meint er. Warum das Rohr noch Dampf ausstößt, während es gereinigt werde, kann der Sprecher nicht erklären. „Vielleicht geschieht die Reinigung in der Nacht“, spekuliert er. Der Burger-King-Sprecher hat aber eine Erklärung, warum der Betreiber die Beschwerden des Forums 3 ein halbes Jahr ignoriert hat. „Er wollte erst antworten, wenn er eine Lösung hat“, sagt der Sprecher. Ob dies aus Sicht von Burger King eine geglückte Strategie der Kommunikation ist, will der Sprecher nicht bewerten. Das sei Sache des Betreibers, meint er.