Die Stadtwerke Esslingen haben das am Mittwoch ausgesprochene Abkochgebot für Trinkwasser aufgehoben. War alles nur ein Laborfehler? Allerdings wird das Wasser vorsorglich noch weiterhin gechlort.
Am Mittwochnachmittag hatten das Gesundheitsamt und die Esslinger Stadtwerke bekannt gegeben, dass das Trinkwasser in bestimmten Gebieten von Esslingen abgekocht werden muss. Betroffen waren die Stadtteile Hohenkreuz, St. Bernhardt, Kennenburg und Serach sowie Teile der Esslinger Stadtmitte nördlich des Altstadtrings und der Hasenrainweg in Oberesslingen. Grund für das sogenannte Abkochgebot waren den Angaben zufolge Eschericha coli Bakterien (E. coli) , die am 2. August bei Kontrollen des Hochbehälters Serach nachgewiesen worden seien. Am Donnerstagabend hoben die Stadtwerke das Abkochgebot überraschend wieder auf. „Das Ergebnis aus der ersten Probe hat sich nicht bestätigt, die Kontrollproben waren einwandfrei“, teilte der Versorger mit. War also alles nur ein Laborfehler?
Gemäß der deutschen Trinkwasserverordnung dürfen coliforme Bakterien nicht im Trinkwasser vorkommen. E. coli ist ein Indikator für eine fäkale Verschmutzung des Trinkwassers. Deshalb liegt der Grenzwert für dieses Bakterium auch bei null. „Jedes Lebewesen hat dieses Bakterium im Darm. Wenn ein Tier über eine Beschädigung in einen Wasserbehälter gelangt und dort stirbt, können diese Bakterien ins Trinkwasser gelangen“, sagte Jörg Eckert, Technischer Leiter der Stadtwerke Esslingen (SWE), noch bevor der Versorger Entwarnung gab. Rätselhaft war der Fall zu diesem Zeitpunkt bereits, weil lediglich ein E.-coli-Bakterium in einer Probe gefunden worden war. „Das verwirrt uns. Wenn zum Beispiel ein Tier in den Wasserbehälter gefallen wäre, dann wären es viele Coli-Bakterien gewesen“, sagte Eckert.
Indikator für eine fäkale Verschmutzung
Die meisten Stämme des Bakteriums sind harmlos. Allerdings gibt es auch Stämme, die Harnwegs- und Darminfektionen auslösen können. Zur Sicherheit hatten die Stadtwerke Esslingen daher empfohlen, das Trinkwasser für die Zubereitung von Nahrung, die Reinigung von Geschirr, zum Zähneputzen und zum Reinigen offener Wunden ausschließlich abgekocht zu verwenden. Jörg Eckert: „Die Trinkwasserverordnung setzt sehr strenge Vorgaben in so einem Fall. Das Gesundheitsamt erhält die Ergebnisse der Proben und entscheidet dann, was zu tun ist.“ Der Behälter in Serach sei durchleuchtet worden, aber es habe keine Beschädigung festgestellt werden können. Vorsorglich war der Hochbehälter Serach über Hydranten geleert worden. Das nachfließende Wasser wurde mit Chlor versetzt – so lange, bis festgestellt wurde, dass das gechlorte Wasser in allen Rohrleitungen angekommen ist. „Wir haben die maximale Menge Chlor zugesetzt, die das Trinkwasserschutzgesetz zulässt“, sagte der Technische Leiter. Die Chlorung werde auch nach der Aufhebung des Abkochgebots vorsorglich fortgesetzt, hieß es am Abend. Und zwar auch in Stadtteilen, die von dem ursprünglichen Abkochgebot nicht betroffen waren. Es könne daher auch in den kommenden Tagen zu einem Chlorgeruch des Trinkwassers kommen. Prinzipiell stellt gechlortes Wasser laut Eckert aber kein Problem dar und ist ohne Weiteres trinkbar. „Im Freibad schwimmen wir in Wasser, das zehn Mal mehr Chlor enthält.“ Allerdings sollte es nicht für Aquarien genutzt werden, da das Chlor die Bakterienflora stört.
Eine Beschädigung ist nicht festgestellt worden
Bereits vor zwei Wochen hatte es in Esslingen eine Verunreinigung im Trinkwasser gegeben: Nachdem im Hochbehälter Seracher Heide eine Fliegenlarve entdeckt worden war, gaben die SWE bekannt, dass das Wasser vorsorglich gechlort werde.
Auswertung der Proben dauert 48 Stunden
Ursprünglich hatten die Stadtwerke in Aussicht gestellt, dass frühestens an diesem Freitag eine Entwarnung in dem aktuellen Fall zu erwarten sei. Denn die Auswertung der Wasserproben dauert 48 Stunden. Behörden und Versorger können folglich nur zeitversetzt Maßnahmen ergreifen und Einschränkungen für die Bevölkerung formulieren oder aufheben. Dass das unabhängige Labor nun in Kontrollproben keine Keime fand, beschleunigte wohl das Verfahren. Proben würden auch künftig entnommen, kündigten die Stadtwerke an. Aber: „Das Wasser kann bedenkenlos verwendet werden.“
Wo das Esslinger Trinkwasser herkommt
Landeswasser
Der größte Teil Esslingens wird von den Stadtwerken mit Landeswasser versorgt. Es setzt sich aus Grundwasser aus dem Donauried nordöstlich von Ulm und aus Burgberg, aus Flusswasser aus der Donau und aus Quellwasser aus der Buchbrunnenquelle bei Dischingen zusammen.
Bodensee
wasser
Das Wasser, das im Stadtteil Berkheim und auf dem oberen Zollberg aus der Leitung fließt, kommt vom Bodensee. Die Bodensee-Wasserversorgung liefert klares Seewasser aus 60 Metern Tiefe nach Esslingen.