Jessi Drews tobt mit Kindern aus dem Waisenhaus in Kamukongo. Foto: privat

Zwei junge Mädchen sind für drei Monate in eine fremde Welt gereist. Sie haben die Zeit in Uganda, Ostafrika, verbracht. Die eine hat in einer Art Internat geholfen, die andere war in einem Waisenhaus.

Plieningen/Degerloch - Für ihre Mutter war es besonders schlimm. „Sie hatte große Angst um mich“, sagt die 19-jährige Jessi Drews. Und auch die Eltern von Rebecca Hosterbach haben sich anfangs Sorgen gemacht. Zwar waren die Monate im ostafrikanischen Uganda nicht immer einfach, doch die beiden Mädchen wollen die Erfahrungen keinesfalls missen: Deshalb würden sie sofort wieder ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ) in Afrika machen.

Sie haben den deutschen Luxus schätzen gelernt

Die Abiturientinnen haben in der fremden Welt gelernt, mit ganz wenig glücklich zu sein. Den deutschen Luxus haben sie während der Zeit in Uganda keine Minute vermisst. Und auch banale Dinge wie fließendes Wasser oder dauerhaften Strom haben ihnen nicht gefehlt. „Erst dadurch haben wir gesehen, wie gut es uns in Deutschland geht“, sagt Rebecca Hosterbach.

Für drei Monate in ein fremdes Land reisen, ohne Eltern, Familie oder Freunde. In ein Land, das ungefähr 10 000 Kilometer entfernt von daheim ist, ohne zuverlässigen Strom, mit sporadischem Handyempfang und abgestandenem Wasser: Dieses Abenteuer wagt nicht jeder. Jessi Drews aus dem Stuttgarter Westen und Rebecca Hosterbach aus Plieningen schon. Sie sind im September 2013 für ein freiwilliges soziales Jahr nach Uganda gereist. Für die beiden Mädchen hat das FSJ nur drei Monate gedauert und nicht wie sonst üblich sechs oder zwölf Monate.

Ein Jahr lang etwas für andere tun

„Für mich war klar, dass ich nach dem Abi ein halbes Jahr etwas für andere und ein halbes Jahr etwas für mich machen will“, sagt Rebecca Hosterbach. Die Mädchen hatten durch Zufall von Angela und Peter Heisig erfahren; das Ehepaar aus Hoffeld engagiert sich sozial in Afrika und organisiert FSJs. Besonders toll sei gewesen, dass sie bereits vor ihrer großen Reise die Uganderin Anne Namuddu treffen konnten. Sie setzt sich in ihrer Heimat für Aids-Waisen ein und leitet ein Waisenhaus.

Angela Heisig ist es wichtig, dass sich die jungen Leute erst nach reichlicher Überlegung für ein FSJ in Afrika entscheiden. „Zuvor gibt es mehrere Treffen, bei denen verschiedene Themen behandelt werden, erst dann sollen sich die Jugendlichen für oder gegen ein Jahr in Uganda entscheiden“, sagt Angela Heisig; sie war mit ihrem Mann Peter schon öfter dort.

13 Stunden unterwegs nach Afrika

Im September 2013 kam der Tag der Abreise für die beiden Abiturientinnen. Insgesamt 13 Stunden war Rebecca Hosterbach von Deutschland aus unterwegs, bis sie schließlich in Masaka im Transitory Home eingetroffen ist; das war bis Dezember ihr Zuhause. In der internatsähnlichen Einrichtung wohnen ausschließlich Mädchen zwischen 16 und 20 Jahren; sie gehen dort auch zur Schule. Jessi Drews brauchte für die Anreise sogar noch länger als Rebecca Hosterbach, da sie in einem Waisenhaus in dem abgelegenen Dorf Kamukongo mithalf. In dem Waisenhaus leben sowohl Jungen als auch Mädchen im Alter von null bis 20 Jahren.

Einen geregelten Arbeitsalltag hatten die Mädchen nicht. „Wir konnten wählen, was wir machen wollten“, erzählt die 20-jährige Rebecca Hosterbach. So hatten sie beispielsweise die Möglichkeit, in einem Krankenhaus oder bei einer Aids-Organisation zu helfen. Auch bei Maddo (Masaka Diocesan Development Organization) der Caritas konnten sich die beiden jungen Frauen einbringen. Die Organisation informiert über Themen wie Gesundheit, Hygiene, Wasser und Landwirtschaft. „Unser Aufenthalt hatte zwar keine klare Struktur, aber so konnten wir das richtige Afrika kennenlernen“, sagt Jessi Drews.

Auf den Motorrollern fahren Menschen und Tiere mit

Dazu gehören auch die Bodas – die wichtigsten Fortbewegungsmittel in Uganda. Das sind Motorroller, auf denen zuweilen Kühe, Hühner, Fahrräder und mehrere Menschen auf einmal transportiert werden. Und auch die Müllverbrennung neben Wohnhäusern gehört in Afrika zum Alltag. Zwar haben Jessi Drews und Rebecca Hosterbach versucht, den Einheimischen die Mülltrennung näherzubringen, doch der Versuch schlug fehl, und der Müll wurde doch wieder neben dem Haus und den Kindern verbrannt.