Die Stadthalle in Sindelfingen Foto: Kraufmann

Überzogene Polizeigewalt oder aggressiver Widerstand junger Erwachsener?

Sindelfingen - Überzogene Polizeigewalt oder aggressiver Widerstand junger Erwachsener? Nach dem unrühmlichen Ende der Abifeier des Goldberg-Gymnasiums gehen die Darstellungen des Geschehens in der Nacht zum Sonntag auseinander.

Alles begann mit einer Beschwerde wegen Ruhestörung. Gegen 3.40 Uhr tauchten deshalb zwei Beamte des Polizeireviers Sindelfingens bei der Stadthalle der Daimlerstadt auf. Dort, im Freien vor dem Haupteingang, ließen einige der 90 Abiturienten, die zuvor mit Freunden, Verwandten und Lehrern das Ende ihrer Schulzeit gefeiert hatten, den erlebnisreichen Tag ausklingen. 70 bis 80 Leute, meint ein Teilnehmer, waren da. Es seien auch einige darunter gewesen, die erst später dazugestoßen seien. Der Böblinger Polizeisprecher Fank Natter spricht von zirka 40 Personen.

Das ist ein erster, aber eher unbedeutender Widerspruch. Einigkeit herrscht dabei, was die Polizisten zu hören bekamen. Den Refrain eines Songs der Punkband Slime: "Wir wollen keine Bullenschweine." Ein 20-jähriger Abiturient mit Gitarre hatte es angestimmt. "Weil es gerüchteweise geheißen hat, die Polizei käme", erzählt einer der Feiernden dieser Zeitung. Der Musiker habe die Beamten nicht gesehen, die plötzlich hinter ihm aufgetaucht seien. "Schluss jetzt", habe einer der Uniformierten gesagt und nach der Gitarre gegriffen. Der 20-Jährige, der völlig überrascht gewesen sei, habe aber nicht losgelassen. Darauf habe ihm ein Polizist mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen. "Da sind wir aufgesprungen und haben uns schützend vor ihn gestellt", berichtet der Teilnehmer der Abifeier.

War das der Beginn der Auseinandersetzung? Die Polizei sagt, der 20-Jährige sei aufgefordert worden, sich auszuweisen. Das habe er nicht getan. Und weil, so Natterer, "eine ziemlich aufgeheizte Stimmung" herrschte, hätten die Beamten Verstärkung gerufen. "Bei nur zwei besteht die Gefahr, dass sie richtig den Frack vollkriegen."