Viele Lokale in Stuttgart setzen auf das Pfandsystem von Recircle. Klicken Sie sich durch unsere Bildergalerie. Foto: Recircle/Martin_Schmitter

Gastronomiebetriebe sind wegen Corona geschlossen, nur der Abhol- und Lieferservice darf weiter laufen. Viele Lokale in Stuttgart setzen dabei auf Nachhaltigkeit – und bieten Speisen in Pfandbehältern an. Aber welche? Und wo ist auch die eigene Dose erlaubt?

Stuttgart - Der Hinweis ist unmissverständlich: „Bis auf Weiteres bleibt’s also beim ‚Take away’“, heißt es auf der Internetseite des Café Mertens im Stuttgarter Westen. Auch die Speisekammer West macht deutlich, was derzeit gilt: „Alle Gerichte zum Mitnehmen!“, heißt es in einem Pop-up-Fenster, das sich beim Aufrufen der Webseite öffnet – und zwar „ausschließlich“ wird in weißer Schrift auf pinkfarbenem Hintergrund wenige Zeilen später ergänzt.

Seit 2. November bleiben die Gastronomiebetriebe in der Bundesrepublik zur Eindämmung der Corona-Pandemie geschlossen, gleiches gilt für Bars, Clubs, Diskotheken, Kneipen und ähnliche Einrichtungen. Nur der To-Go-Verkauf ist weiterhin erlaubt, also „Lieferung und Abholung von Speisen für den Verzehr zu Hause“. Das wird auf der Seite der Bundesregierung klargestellt.

Mehr Müll in Stuttgart

So einige Wirte in Stuttgart konnten sich alleine mit dem Außer-Haus-Geschäft offenbar nicht über Wasser halten: Die Alte Hupe etwa, ein schwäbisches Traditionslokal im Stuttgarter Süden, teilte ihren Gästen jüngst per Aushang mit, dass man „ab sofort und dauerhaft geschlossen“ habe. Auch das Café Holzapfel in der Stadtmitte, die Rote Kapelle am Feuersee und den Roten Hirsch in Esslingen gibt es nicht mehr.

Und im Stadtbild schlägt sich der Zwang zum To-go-Betrieb ebenfalls negativ nieder, das Müllaufkommen steigt. „Seit Beginn der Restriktionen im Zuge der Bekämpfung der Corona-Pandemie im Frühjahr gibt es eine wesentlich verstärkte Verschmutzung des öffentlichen Raums, vor allem durch To-go-Produkte und Flaschen“, sagt Anna Sendler, Sprecherin der Stadt Stuttgart, auf Nachfrage.

Stuttgarter Start-up brachte Mehrwegsystem auf den Weg

Viele Stuttgarter Wirte wollen da nicht mitmachen und bieten ihre Speisen in nachhaltigen Verpackungen an. Im Stuttgarter Süden sind es etwa das Café Kaiserbau, das Lehen oder das Little Italy, die das Mehrwegsystem von Recircle nutzen. Und so funktioniert das Konzept des Stuttgarter Start-ups: Für zusätzlich 10 Euro Pfand kaufen Kunden ihr Essen in einer Mehrwegbox. Diese kann dann wiederum bei allen Recircle-Partnern zurückgegeben oder gegen eine saubere Box eingetauscht werden. Recircle hat nach eigenen Angaben mehr als 65 Partner in der Region Stuttgart, deutschlandweit seien es 215.

Andere Gastronomen in der Landeshauptstadt haben ihr eigenes Pfandsystem, das Café Isla im Stuttgarter Zentrum etwa, die Speisekammer West oder das Wirtshaus Garbe im Stuttgarter Stadtteil Plieningen. Im Mertens im Stuttgarter Westen, im Galao in Süd oder im Kap Tormentoso in Mitte sind auch die eigenen Boxen erlaubt oder explizit erwünscht, und auch das Café Isla bietet diese Option parallel zu den Pfandgläsern. Anna Karle, Inhabern des Café Isla in der Büchsenstraße, ist es wichtig zu betonen, dass „auch während Corona wiederverwendbare Behälter kein Problem und schon gar nicht verboten sind“. Sie ergänzt: „Da herrscht leider ziemliche Unklarheit bei den Gästen und auch bei meinen Kollegen von der Gastronomie.“

Eigene Dosen erlaubt - auch in der Corona-Pandemie

Aber gilt das auch für die eigenen Behälter der Kunden? Ja, stellt der Lebensmittelverband Deutschland klar. Auch in Corona-Zeiten sei es grundsätzlich zulässig und möglich, eigene Behältnisse mit in Lebensmittelgeschäfte, Cafés und Gastronomiebetriebe zu bringen und befüllen zu lassen. Die Regeln der Lebensmittelhygiene müssten dabei natürlich beachtet werden.

Lesen Sie hier: Wann der Mehrwegbecher noch erlaubt ist

Hygieneexpertin Sieglinde Stähle erklärt, wie diese aussehen: Bringt ein Kunde einen Behälter mit, dann müsse vor allem darauf geachtet werden, Kreuzkontaminationen zu vermeiden. „Das Kundengeschirr darf nicht durch den ganzen Betrieb wandern, sondern muss an einer Stelle gehalten, befüllt und verschlossen werden“, sagt Stähle. Übrigens: Auch rechtlich trügen die Gastronomen keine Verantwortung, wenn das Kundengeschirr ungeeignet sei oder zum Beispiel unerwünschte Stoffe abgebe.

Welche Stuttgarter Wirte Ihre mitgebrachten Dosen annehmen und wo Sie Pfanddosen leihen können, sehen Sie in unserer Bildergalerie.

Anmerkung: Diese Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie vermissen Ihr eigenes Lokal oder kennen einen Gastronomiebetrieb, der ebenfalls auf nachhaltige Verpackungen setzt, dann melden Sie sich gerne bei uns.