Der FDP-Stadtrat Helmut Kurtz (links) und der Bürgermeister Tobias Heizmann nehmen Wolfgang Lützner für das Abschiedsfoto in die Mitte. Foto: Stadt Böblingen

In seiner letzten Gemeinderatssitzung erhält Wolfgang Lützner, der abgewählte OB von Böblingen, Geschenke – und viel Lob.

Böblingen - Helmut Kurtz hat klare Worte gefunden: Es wäre ihm lieber gewesen, Wolfgang Lützner für eine weitere Amtszeit zu verpflichten, als ihn zu verabschieden. Als Alterspräsident wurde dem FDP-Stadtrat am Donnerstag die Ehre zuteil, den abgewählten Böblinger Oberbürgermeister in seiner letzten Gemeinderatssitzung zu würdigen. Ihr Verhältnis war seinen Worten zufolge zwar von einer „kritisch-konstruktiven Distanz“ geprägt, aber auch von Respekt. Zum Abschied war Kurtz dann voll des Lobes. „Er hat Spuren hinterlassen“, sagte er über die Tätigkeit des CDU-Oberbürgermeisters. Zumindest ein Paar Ski nimmt Wolfgang Lützner aus Böblingen mit – als Geschenk von der Verwaltung. Er selbst nutzte die Gelegenheit, um seinen Arbeitsstil zu erklären.

„Bürgermeisterposten werden immer mehr zu Schleuderposten“, sagte Helmut Kurtz. Selbst eine objektiv erfolgreich Bilanz garantiere keine Wiederwahl. Als Beispiele dafür nannte er die zurückgehende Verschuldung der Stadt sowie Investitionen wie die Fußgängerzone in der Bahnhofstraße. Vielleicht habe sein starker Durchsetzungswille ihn daran gehindert, die Signale aus der Bürgerschaft frühzeitig zu erkennen, spekulierte der FDP-Stadtrat über das Wahlergebnis. Dabei habe Lützner keine einsamen Beschlüsse umgesetzt – etwa bei den umstrittenen Fernwärmepreisen oder einem Kindergartenneubau im Wohngebiet Galgenberg –, sondern Mehrheitsentscheidungen des Gemeinderats. Mit Herz und Verstand habe er sich für Böblingen eingesetzt. Neben vielem anderen lobte Helmut Kurtz „die aktive und klug eingefädelte kommunale Grundstückspolitik“ des Verwaltungschefs. Ihm sei der Erwerb des Postareals, des City-Centers und des Seecarrés durch die Böblinger Baugesellschaft zu verdanken. „Ihre Visionen für die Stadt dürfen nun andere realisieren“, sagte Kurtz, darunter ein mögliches Kultur- und Bürgerhaus.

Mut zum Delegieren

„Wir erlebten ihn als Chef, der humorvoll und befreiend sein konnte“, berichtete Tobias Heizmann. Er habe Mut zum Delegieren gehabt, Vertrauen in die Mitarbeiter und das Wohl der Belegschaft nie aus den Augen verloren. „Sein Angebot, mit einem Anliegen direkt zum OB kommen zu können, zeigt eine neue, positive Kultur der Zusammenarbeit und des Klimas im Haus“, sagte der Bürgermeister. Das Thema Geschwindigkeit ziehe sich durch das Leben von Wolfgang Lützner wie ein roter Faden: „Schnell denken, flott entscheiden und zügig umsetzen“ sei seine Devise. Dazu sind die Ski das passende Geschenk.

Am Ende zählten die Ergebnisse – und die könnten sich sehen lassen, stimmte Wolfgang Lützner seinen Vorrednern zu. Allerdings schloss er in die Erfolgsbilanz den Gemeinderat ein. Möglicherweise habe sein Arbeitstil von außen wie Durchsetzungswillen gegen die Bürgerschaft ausgesehen, räumte der scheidende OB ein. „Für mich war der Konflikt ein anderer.“ Sein Maßstab sei stets das Allgemeinwohl gewesen und nicht Partikularinteressen, die als scheinbares Allgemeinwohl dargestellt würden. Er habe auch nie Sachthemen mit Blick auf die Wiederwahl entscheiden wollen. „Ich bin auf den Wechsel gefasst“, sagte Wolfgang Lützner, das sei bei Wahlbeamten nichts Ungewöhnliches. Am Ende seiner Rede erhoben sich alle Anwesenden im Saal und gaben ihm zu den Geschenken einen kräftigen Applaus mit auf den Weg.