Enttäuscht ist Kretschmann (rechts) von Daimler. So hätte man ihm versichert, dass bei der Stuttgarter Automarke „alles sauber“ sei (links: Dieter Zetsche). Foto: dpa

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat weiterhin Vetrauen in die deutsche Autobranche. Allerdings ist der 70-Jährige vom Stuttgarter Autobauer Daimler enttäuscht.

Stuttgart - Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat sich im Abgasskandal hinter die deutschen Autobauer gestellt. „Mein Vertrauen in die Autoindustrie ist nicht zerstört. In keiner Weise“, sagte Kretschmann am Mittwoch bei der Eröffnung der Handelsmesse Global Connect in Stuttgart. Der Skandal habe aber der Glaubwürdigkeit der Industrie bei den Verbrauchern geschadet. „Die deutschen Autobauer produzieren heute wirklich saubere Diesel - die Frage ist nur, ob man es ihnen glaubt“.

Allerdings äußerte der Ministerpräsident Enttäuschung darüber, dass der Skandal inzwischen auch Daimler betrifft. „Der Chef vom Daimler“ habe ihm versichert, dass bei ihm „alles sauber“ sei. „Jetzt werden auch seine Fahrzeuge zurückgerufen. Dass mich das nicht freut, dürfte ja mal klar sein“, sagte Kretschmann.

Joschka Fischer macht keine Vorwürfe

Der ehemalige Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) hob auf der Veranstaltung die große Bedeutung der Autoindustrie für Baden-Württemberg und Deutschland hervor - machte den Verantwortlichen der Branche aber Vorwürfe. Er verstehe nicht, „wie sehr gut bezahlte Topmanager diesen katastrophalen Unsinn machen konnten, zu glauben, wie kleine Buben, das käme nicht raus“.

Er komme als ehemaliger Außenminister viel herum, dabei sei ihm zuletzt viel Enttäuschung entgegengeschlagen. „Man hat uns das nicht zugetraut“ Er höre immer wieder „das hätten wir nicht gedacht, die Deutschen machen sowas nicht“, sagte der frühere Vizekanzler. Über das Maß der Verantwortungslosigkeit und die Naivität der Verantwortlichen könne man nur den Kopf schütteln. Er selbst fahre privat dennoch weiterhin ein deutsches Auto. „Aus Überzeugung.“