Die Restmüll-Leerungsgebühren steigen im kommenden Jahr, dafür werden Haushalte über die Jahresgebühr entlastet. Damit soll auch ein Anreiz zur Müllvermeidung gesetzt werden.
Auf den ersten Blick wirkt es etwas skurril: Die Gebühren für die Entleerung des Restmülls steigen im Landkreis Ludwigsburg im kommenden Jahr. Gleichzeitig sollen aber die Jahresgebühren sinken. Unterm Strich soll ein durchschnittlicher Vier-Personen-Haushalt damit ungefähr dieselben Abfallgebühren zahlen wie 2025. Warum also nicht gleich alles beim Alten belassen?
Das hängt zum einen mit gestiegenen Kosten für die Restmüll-Entsorgung zusammen, zum anderen steckt dahinter der Gedanke einer abfallpolitischen Lenkung. Die Menschen sollen für einen bewussteren Umgang mit Müll finanziell belohnt werden. „Wir denken, dass wir damit hinreichend Anreize setzen, um Abfälle zu vermeiden“, sagt Ralph Bretschneider von der Unternehmensberatung Econum, die die Gebührenkalkulation übernommen hat. Mittelfristig könnten die Gebühren aber steigen.
Überschüsse in den vergangenen Jahren
„Die Abfallgebühren sind seit Jahren stabil. Unser Ziel ist es, das auch im kommenden Jahr fortzuführen“, sagt Wolfgang Bechtle vom Dezernat Umwelt, Technik und Bauen. Dass das möglich ist, liegt vor allem an Überschüssen, die die Abfallwirtschaft (AVL) in den vergangenen Jahren erwirtschaften konnte. 2024 waren das rund 2,6 Millionen Euro, für das laufende Jahr rechnet die AVL mit einem Überschuss von 3 Millionen Euro.
Demgegenüber stehen Kostensteigerungen für das kommende Jahr von rund 3,8 Millionen Euro. Das hängt insbesondere mit erhöhten Kosten bei der Restmüll-Entsorgung zusammen. Grund dafür ist ein neuer Vertrag mit dem Entsorgungsunternehmen sowie die Einbeziehung des Restmülls in den nationalen Emissionshandel.
Deponie-Nachsorgekosten explodieren
FW-Kreisrat Rainer Gessler sieht besonders den neuen Entsorgungsvertrag kritisch. Er befürchtet, dass die Kostensteigerungen daran liegen könnten, dass es keinen Wettbewerb bei den Anbietern gibt. Edda Bühler von der Grünen-Fraktion im Kreisrat ergänzt: „Überall wird von der öffentlichen Hand der Markt gefordert und hier gibt es keinen.“ Und AfD-Kreisrat Rainer Ziemann befürchtet, dass der CO2-Preis die Kosten für die Restmüll-Entsorgung in den kommenden Jahren „extrem nach oben treiben“ werde.
Zudem bereitet das Thema Deponie-Nachsorge Kopfzerbrechen. Denn die Folgekosten für den Fall der Stilllegung sind in den vergangenen Jahren eklatant gestiegen. Für die drei Deponien Am Froschgraben, Am Lemberg und Burghof ergibt sich ein Plus von 24 Prozent gegenüber 2020 – was insbesondere an höheren Auflagen durch den Gesetzgeber liegt. Die Nachsorgekosten werden jedoch auch von den Anwohnern über die Müllgebühren mitfinanziert. „Wenn es so weitergeht, wird das zu höheren Abfallgebühren führen. Das wollen wir den Bürgern in Zeiten, in denen alles teurer wird, nicht auch noch zumuten“, sagt der ehemalige Bietigheimer Bürgermeister und jetzige CDU-Kreisrat Joachim Kölz.
Perspektivisch könnte es für die Privathaushalte also deutlich teurer werden. Bretschneider prognostiziert für die Jahre 2027 und 2028, dass die Gebühren noch stabil bleiben. „Erst ab 2029 ist zu erwarten, dass wir dort über größere Eingriffe nachdenken müssen.“ Dann wird auch das finanzielle Polster der AVL deutlich abgeschmolzen sein. SPD-Kreisrat Ralf Maier-Geißer kommentierte das im Hinblick auf die Schnelllebigkeit der Branche mit den Worten: „Über das Jahr 2029 machen wir uns noch keine Sorgen.“ Ob das die Bürgerinnen und Bürger genauso sehen?