Auf den Wertstoffhöfen im Landkreis, wie hier in Leonberg, ist 2022 weniger Abfall zusammengekommen als im Vorjahr. Foto: Jürgen Bach

Die Menge an Abfall ist im Landkreis Böblingen 2022 gesunken - das zeigt die Abfallstatistik. Trotzdem wird noch viel Müll produziert. Wir geben Tipps, wie man mit „Upcycling“ Abfälle weiter verwenden kann.

Dass die Coronapandemie vorbei ist, zeigt sich nicht nur im öffentlichen Leben – sondern spiegelt sich auch in der Abfallbilanz zum Jahr 2022 für den Landkreis Böblingen wieder. Jedes Jahr veröffentlicht der Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB), wie viele Abfälle und Wertstoffe im Kreis zusammengekommen sind und schlüsselt die Werte auch pro Kopf auf.

„Mit dem Auslaufen der Coronapandemie haben sich die Haus-, Geschäftsmüll- und Sperrmüllmengen wieder auf Vor-Corona-Niveau eingependelt“, heißt es im aktuellen Bericht des AWB. Während 2021 noch 118 Kilogramm Haus- und Geschäftsmüll und 31 Kilogramm Sperrmüll pro Kopf anfielen, liegen die Werte für 2022 wieder etwas niedriger: 114 Kilogramm Haus- und Geschäftsmüll und 28 Kilogramm Sperrmüll. Die gesunkene Menge an Sperrmüll führt der AWB im Wesentlichen auf das Ende der Pandemie zurück, da viele Haushalte den Lockdown zum Entrümpeln genutzt hätten.

Weniger Abfälle als im Vorjahr

Insgesamt haben die Menschen im Kreis Böblingen 2022 weniger Müll produziert: Laut der Abfallstatistik kamen pro Kopf 464 Kilogramm an Abfällen und Wertstoffen zusammen, im Jahr zuvor waren es noch 492 Kilogramm. Bei fast allen Wertstoffen verzeichnet der AWB einen Rückgang. Im Vergleich zu 2021 ist beispielsweise die Menge des Biomülls um zehn Kilogramm pro Kopf gesunken. Grund dafür sei die trockene Witterung im vergangenen Jahr, heißt es im Bericht. Auch das Altpapier ging zurück: 2021 waren es 68 Kilo pro Kopf, 2022 nur noch 62 Kilo. Der AWB spricht von einem deutschlandweiten Trend, für den die Digitalisierung verantwortlich sei.

Ausschließlich die Grünabfälle haben 2022 leicht zugenommen. Auffällig ist laut dem AWB auch, dass im vergangenen Jahr die Menge des Metallschrotts erneut zurückging. Vermutet wird, dass hohe Schrottpreise die Bürger dazu bringen, ihre Abfälle bei privaten Verwertern zu verkaufen.

Das kann man mit Abfällen tun, statt sie wegzuwerfen

Zwar ist die Abfallmenge im Landkreis Böblingen im vergangenen Jahr gesunken, dennoch sind 464 Kilogramm pro Kopf eine beachtliche Menge Müll. Eine Möglichkeit, Abfälle vor der Tonne zu bewahren, ist „Upcycling“. Wie die Abfallreferentin des AWB im Landkreis Böblingen, Sandra Walthier, erklärt, wird beim Upcycling Produkten, die man eigentlich wegwerfen würde, noch einmal eine Verwendung gegeben, die mindestens gleichwertig zum Ursprungszweck ist. Während beim Recycling zum Beispiel aus einem Glas wieder ein Glas entsteht, wird beim Upcycling aus einem Glas eine Geschenkverpackung, so Walthier.

Im Internet gibt es für solche Bastelprojekte zahlreiche detaillierte Anleitungen. Gerade alte Behältergläser lassen sich laut Walthier zum Verschenken von Keksen oder Kuchenmischungen nutzen. Auch Abfälle wie Schuhkartons oder Tüten vom Versandhandel könnten verziert und als Geschenkverpackungen erneut benutzt werden.

Ideen für Textilien und alte Reifen

Alte Textilien müssen ebenfalls nicht in der Tonne landen, sondern lassen sich upcyceln. Im Repair Café Weil der Stadt wurden zum Beispiel schon aus Jeans Bleistifthalter gebastelt, wie Bernhard Drollinger vom Repair Café erklärt: „Man nimmt einfach den Schenkel einer Jeans und näht ihn zu.“ Aus Mänteln oder Hosen lassen sich zudem einfach Taschen basteln. „Wenn man die Beine einer Hose abschneidet und die Stellen am Oberteil der Hose zunäht, hat man fast schon eine Tasche“, so Drollinger. Alte Lieblings-T-Shirts können außerdem laut Sandra Walthier als Kissenbezüge ein zweites Leben bekommen. „Dafür muss man nicht mal nähen können.“

Wer Zeit für aufwendigere Projekte habe, könne auch aus alten Autoreifen einiges herstellen – von Sitzmöbeln über Beistelltische bis hin zu Hundekörbchen. Auch für Plastikverpackungen hat die Abfallreferentin Tipps: „Aus einem Tetrapack kann man zum Beispiel einen Blumenübertopf gestalten. Man kann ihn schön dekorieren, indem man ihn anmalt oder mit Stoff verkleidet.“ Gerade wenn man Blumen verschenken wolle, eigne sich dies gut. Und auch alte Fruchtzwerg-Becher können umfunktioniert werden, zum Beispiel zu Lichterketten. Allerdings befreie Upcycling nicht davon, sein eigenes Kaufverhalten zu hinterfragen, erläutert die Abfallreferentin. „Man muss auch darüber nachdenken, ob man etwas wirklich kaufen und den Müll produzieren muss“, so Walthier. „Ein bewusster Konsum ist der Schlüssel.“

Trotz Upcycling Kaufverhalten hinterfragen