Ein überfüllter Mülleimer vor dem Königsbau. Foto: StN

Überfüllte Mülleimer, herumliegender Abfall allerorten: Immer mehr Stuttgarter klagen darüber.  

Stuttgart - Überfüllte Mülleimer, herumliegender Abfall allerorten: Immer mehr Stuttgarter klagen darüber, dass am Wochenende die Innenstadt verdreckt. Tatsächlich verzichtet die Stadt aus Kostengründen auf die Sonntagsreinigung, die sie bisher freiwillig gemacht hat.

Die Sonne brennt vom blauen Himmel, knapp 25 Grad. Der vergangene Sonntag ist endlich mal einer wie aus dem Bilderbuch. Tausende flanieren durch die Stadt, die Wiesen auf dem Schlossplatz sind dicht belegt. Störend fallen da nur die überquellenden Mülleimer und die verdreckte Königstraße ins Auge.

Dieses Bild ist kein Zufall. Die Stadt muss sparen, und die Haushaltskonsolidierung trifft auch den Eigenbetrieb Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS). Seit einigen Monaten werden deshalb die Straßen der Innenstadt sonntags nicht mehr gereinigt. Ausnahmen sind nur die Rotebühl- und die KlettPassage, wo der Putztrupp nach wie vor täglich anrückt. In der Satzung über die öffentliche Gehwegreinigung sind für den großen Rest der Straßen und Plätze nur sechs Reinigungstage pro Woche verankert. Der AWS macht jetzt also Dienst nach Vorschrift.

"Die Müllspur zieht sich vom Hauptbahnhof bis zum Rotebühlplatz."

Bisher hatte man freiwillig auch sonntags die Kehrmaschinen fahren lassen. Das ist jetzt zu teuer und wirkt sich an den ersten warmen Frühjahrstagen besonders aus. Hätte man die Sonntagsreinigung weiterbetrieben, wären etwa 1900 teure Überstunden der Mitarbeiter pro Jahr angefallen. "Um die Verschmutzungen durch überfüllte Papierkörbe im Rahmen zu halten, werden lediglich die Mülleimer einmalig an diesen Tagen geleert", sagt AWS-Sprecherin Annette Hasselwander. Das ist in belebten Zeiten ein Tropfen auf den heißen Stein.

Die Vermüllung stört nicht nur zahlreiche Passanten, sondern auch die Geschäftsleute, die für die Reinigung ihrer Grundstücksanteile eine Gebühr bezahlen. "Da lagert noch der ganze Müll vom Samstag", sagt ein Händler aus dem Königsbau, "das ist eine ziemliche Sauerei." Dem Bild, das die Stadt nach außen abgeben wolle, sei das nicht förderlich. Das sieht auch die City-Initiative so. Der Schlossplatz spiegele die miserablen städtischen Finanzen deutlich wider und gebe "als angeblich schönster Platz Deutschlands derzeit wahrlich keine gute Visitenkarte ab", kritisiert der Vorsitzende Volker Gerstenmaier.

"Der AWS muss durch die Haushaltskonsolidierung jährlich 775.000 Euro einsparen und kann die freiwillige Leistung sonntags leider nicht mehr bringen", bedauert Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle, "die Müllspur zieht sich vom Hauptbahnhof bis zum Rotebühlplatz." Dafür könne man den Eigenbetrieb nicht kritisieren, man hätte es aber dennoch begrüßt, wenn der Bezirksbeirat vorher informiert worden wäre.

Der hat bei seiner jüngsten Sitzung zwei mögliche Lösungen angeregt. Eine schlägt vor, die Händler mit höheren Gebühren in die Pflicht zu nehmen. Derzeit bezahlen sie 76,46 Euro pro Jahr und Frontmeter. Das dürfte nicht bei allen Begeisterung auslösen. Die zweite Möglichkeit wäre ein rollierendes System, bei dem an unterschiedlichen Werktagen die Reinigung ausfällt. "Der Sonntag ist schlecht, weil durch die Nachtschwärmer am Samstag viel Müll anfällt", sagt Kienzle. Man müsse in diesem Fall besprechen, welcher Tag günstiger sei. Technikbürgermeister Dirk Thürnau habe bereits Gesprächsbereitschaft signalisiert.