Bei der Markungsputzete in Kornwestheim (Kreis Ludwigsburg) finden freiwillige Müllsammler säckeweise illegal entsorgten Unrat – aber wenigstens weniger als im Vorjahr.
Karlo Karlic und Sascha Schneele haben alles im Griff. Die beiden Mitarbeiter des Städtischen Bauhofs wachen am Morgen dort an einem langen Tisch über den Bestand an Greifzangen, Müllbeuteln und Schutzhandschuhen für die große Reinemachaktion auf der Gemarkung der Salamanderstadt.
Auf einer langen Liste von Vereinen und Organisationen vermerken sie, von welchen schon jemand da war und die Gerätschaften abgeholt hat. Etwa 250 Helfer haben sich angemeldet. Spitzenreiter sind die Aquarien- und Terrarienfreunde und der Urban Gardening Verein mit jeweils etwa 30 Müllsammlern. Unterschiedlichste Gruppierungen sind vertreten: die Neuapostolische Kirche genauso wie Mitglieder verschiedener Parteien, die Sternwarte oder der Liederkranz.
Kinder sind mit Feuereifer dabei
Vom Griechischen Elternverein sind alle Helfer zum Bauhof gekommen, um Greifzangen und Handschuhe abzuholen. Angeführt von den Vorsitzenden Maria Moskofidis und Maria Christoforidou machen sich ein Dutzend Kinder und einige Erwachsene von dort auf dem Weg zum Stadion, in dessen Umkreis sie Unrat aufklauben sollen. Doch die Kinder sind sofort mit Feuereifer bei der Sache und finden schon auf den ersten Metern ihres Weges vor dem Bauhof allerlei, das eigentlich in den Müllsack und partout nicht in die Landschaft gehört. „Dimi hat heute sogar sein Tanztraining geschwänzt“, berichtet Maria Moskofidis. Den Jungen kennen sicher viele Kornwestheimer von den Darbietungen der jugendlichen Folklore-Tanzgruppe bei den Kornwestheimer Tagen. Heute wollte er aber lieber die Müll-Greifzange und nicht das Tanzbein schwingen.
Im Norden Kornwestheims ist die Nabu-Ortsgruppe aktiv. Auch hier hat sich eine internationale Helferschar angemeldet. Neben einer siebenköpfigen französischen Familie ist eine Chinesin dabei, die schon seit einigen Jahren in Kornwestheim lebt und arbeitet. „Man merkt, dass an der alten Bundesstraße 27 derzeit kein Durchgangsverkehr ist“, berichtet Hans Ulmer. Trotzdem hat er einen Autoreifen gefunden. Die anfangs erwähnten Fundstücke wurden im Bereich des Autokinos entdeckt, der stärker frequentiert ist.
Zwei ältere Herren haben ihr eigenes Werkzeug
An der Solitudeallee arbeiten zwei ältere Herren des Liederkranz-Männerchores mit feingliedrigen Werkzeugen an kleinem Müll. Ihre Greifzangen mit Griff wie an einer Benzin-Zapfpistole steuern zwei halbmondförmige kleine Eisenteile am anderen Ende. Die Männer haben große Unterschiede zur Arbeit mit den anderen Zangen festgestellt, die aussehen wie überdimensionierte Grillzangen. „Von denen bekommst du Rückenschmerzen, von unseren einen Krampf in die Hände“, berichten sie. Dennoch sammeln sie unerschütterlich kleine Plastikfolien – und jede Menge leere Wodkafläschchen.
Ein Stück weiter südlich an der Westrandstraße beim Wasserturm waren die Müllsäcke offenbar schnell voll und warten schon am Straßenrand darauf, abgeholt zu werden. Kantige rechteckige Formen mit 50 Zentimeter Länge zeichnen sich in den Beuteln ab und lassen den Schluss zu, dass sich manche Zeitgenossen hier wohl den Weg zum nahen Recyclinghof sparen wollten.
Pünktlich zur Mittagszeit versammeln sich mehr als 100 Helfer wieder am Bauhof, um ihr Belohnungs-Mittagessen einzunehmen. Dafür sind kochbegeisterte Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr schon am Abend vorher aktiv gewesen und haben das leckere Essen – Spaghetti Bolognese, mit oder ohne Fleisch, und Kaiserschmarrn zum Nachtisch – vorgekocht. „Wir sind jetzt seit halb elf hier und haben alles vorbereitet“, erzählt der junge Mann an der Essensausgabe.
Die Stadtspitze ist mit OB Nico Lauxmann und Bürgermeister Daniel Güthler gleich doppelt vertreten. Sie haben sich von den Helfern über ihre Erfahrungen berichten lassen und ziehen ein gemeinsames Resümee: „In diesem Jahr hat es weniger Müll gegeben als im letzten.“