Eine Straße in Musberg am Freitag: Seit dem 7. Januar stehen die Papiertonnen hier herum und warten auf Leerung. Foto: privat

Seit Jahresbeginn hakt es bei der Müllabfuhr beträchtlich. Vielerorts im Landkreis Esslingen bleiben Bio-, Rest- und Papiermüll stehen. Der Abfallwirtschaftsbetrieb hat dieses Ausmaß so auch noch nie erlebt.

Filder/Esslingen - Rainer Häußler kann die vollen Papiertonnen in den Straßen von Musberg nicht mehr sehen. Sie werden einfach nicht abgeholt, schimpft er. Häußler war früher Bürgermeister in Musberg und später, als der Ort eingemeindet worden war, in Leinfelden-Echterdingen; er weiß sich in solchen Fällen zu helfen. Also hat er herumtelefoniert – aber nichts erreicht. Keiner konnte ihm sagen, wann das Papier, das eigentlich seit dem 7. Januar weg sein sollte, eingesammelt werden würde. Und das ärgert ihn am allermeisten. „Die Leute warten ja drauf“, sagt er. Eine Erläuterung, was los ist, wäre das Mindeste, findet er.

 

Da ist Rainer Häußler nicht der Einzige. Bei unserer Zeitung gingen mehrere E-Mails und Anrufe ein, dass es aktuell bei der Müllabfuhr klemmt. Und zwar nicht nur beim Papier. In Leinfelden sei der Restmüll seit dem 5. Januar nicht mehr geleert worden, erzählt uns ein Mann. Am Freitag, gegen 11.30 Uhr, sei dann endlich die Müllabfuhr gekommen, berichtet er am Telefon auf Nachfrage. Eine Anwohnerin aus Leinfelden hatte da offenbar weniger Glück, ihre Restmülltonne steht seit dem 5. Januar nach wie vor am Straßenrand – voll. Es ist deutlich zu spüren: Die Menschen verlieren langsam, aber sicher die Geduld. Was maßgeblich dazu beitragen dürfte, ist eben, dass ihnen niemand sagt, wann der Spuk vorbei ist.

Selbst der Abfallwirtschaftsbetrieb war überfordert

Einer, der versucht, etwas Licht ins Dunkel zu bringen, ist Ulrich Fechter. Er ist der stellvertretende Geschäftsführer des Abfallwirtschaftsbetriebs im Landkreis Esslingen. Zusammengefasst: Im westlichen Teil des Landkreises ist Anfang dieses Jahres das Chaos ausgebrochen.

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Mit dem neuen Jahr hat im Landkreis Esslingen der Betreiber für die Papierabfuhr gewechselt. Die Firma Alba Süd ist nun nicht mehr nur für Bio- und Restmüll zuständig, sondern auch fürs Altpapier. Dass es bei einer solch organisatorischen Umstellung auch mal ruckelt, „ist normal“, sagt Ulrich Fechter. „Nicht normal sind die großflächigen Probleme mit der Abfuhr.“ Das Ganze hat seiner Erzählung nach eine Dimension erreicht, mit der selbst der Abfallwirtschaftsbetrieb überfordert ist. Man habe nicht mehr überblicken können, in welchen Gebieten die Abfuhr auf sich warten lässt.

So viel Papier nach Weihnachten wie selten

Dass es so weit gekommen ist, hat drei Gründe: der Betreiberwechsel, ein hoher Krankenstand beim Abfuhrpersonal und ein Papieraufkommen, das seinesgleichen sucht. Zwar falle nach Weihnachten immer viel Papier an, sagt Fechter. Aber diesmal seien Mengen an den Straßenrand gestellt worden, mit dem die Abfuhr nicht mehr fertig geworden sei.

Das hat sich dann letztlich auch auf Bio- und Restmüll ausgewirkt. Man habe entschieden, dem Papier nicht die erste Priorität einzuräumen, denn: „Papier stinkt nicht“, sagt Fechter. Die Hoffnung war, wenigstens beim Bio- und Restmüll wieder mehr Ordnung reinzubringen. Dies ist bislang nicht gelungen. „Wir konnten die Spirale irgendwann nicht mehr auffangen.“

Zwei Sondertouren für Altpapier

Hoffnung setzt Ulrich Fechter in diesen Samstag, an dem die Firma Alba Süd Sondertouren für die Papierabholung in den betroffenen Gebieten angekündigt hatte. Auf den Fildern sind dies laut der Internetseite des Abfallwirtschaftsbetriebs Musberg und Bonlanden. Am 13. Januar soll dann das liegen gebliebene Altpapier in Unter- und Oberaichen eingesammelt werden. Klappt alles, „kommen wir wieder in eine geregelte Abfuhr“, sagt der stellvertretende Geschäftsführer des Abfallwirtschaftsbetriebs im Landkreis Esslingen. Sonderleerungen bei Bio- und Restmüll seien wohl nicht möglich, allerdings würden zusätzlich hingestellte Säcke selbstredend zu den normalen Abfuhrterminen mitgenommen werden.

Die Kritik der Bürger, dass sie keinerlei habhafte Auskunft über die Abfuhr bekommen hätten, nehme der Abfallwirtschaftsbetrieb an, sagt Ulrich Fechter. „Das kam deutlich bei uns an. Dafür entschuldigen wir uns selbstverständlich, das müssen wir verbessern.“