Schornsteinfeger gelten hierzulande als Glücksbringer. Foto: dpa

Um den Jahreswechsel tauchen in Deutschland Glückssymbole wie Schweinchen oder Schornsteinfeger auf. Über Letztere wundert sich die Griechin Athina Giasta aus Bad Cannstatt schon immer. Doch auch in ihrer Heimat gibt es viel Aberglaube.

Bad Cannstatt - Schweinchen, Marienkäfer und Schornsteinfeger sieht man um den Jahreswechsel in Deutschland überall – ob aus Plastik oder auch aus Marzipan. Besonders über den Kaminkehrer hat sich Athina Giasta schon immer gewundert, wie die Griechin lachend erzählt. Dass er ein Glücksbringer sein soll, darauf wäre sie nicht gekommen, sagt sie.

Wie der Griechin aus Bad Cannstatt geht es sicher auch dem einen oder anderen Deutschen, der von hierzulande unbekannten Bräuchen und Aberglauben der Griechen hört. Wer zum Beispiel einem Griechen der etwas älteren Generation beim Brotschneiden zusieht, darf sich nicht wundern, wenn er oder sie zuvor mit dem Messer vermeintlich durch die Luft fuchtelt. Mit dem Messer das Kreuz in die Luft zu zeichnen, bevor man es an den gebackenen Laib setzt, ist Tradition.

Athina Giasta Foto: Annina Baur

Das kommt aus der griechischen Religion, erklärt Giasta. Brot habe in der griechisch-orthodoxen Kirche eine besondere Bedeutung. „Wir tunken es als Leib Christi in den Wein“, sagt sie. Das mit dem Kreuzzeichen vor dem Brotschneiden kennt sie von hohen Feiertagen in ihrer Familie, erklärt die 32-Jährige. „Man dankt Gott für das Brot.“ Jüngere Leute hätten sich den Brauch größtenteils abgewöhnt.

Sehr präsent ist hingegen bis heute „Matiasma“ – das böse Auge. „Wenn jemand jemandem ein Kompliment macht, es aber neidisch meint, belegt er den anderen mit dem bösen Auge“, erklärt Giasta und muss selbst lachen. Wenn man es sich eingefangen hat, soll man unter anderem Kopfschmerzen bekommen.

Schwarze Katze und ein schwarz gekleideter Priester

Von der Kirche sei das Matiasma anerkannt. „Ein Geistlicher muss ein Gebet sprechen, damit man es wieder los wird“, sagt die Griechin. Wenn man ein Kompliment wirklich ernst meint, hilft nur eines, um das dem Gegenüber klar zu machen: Spucken! „Ftou“ ist der Begriff dafür: das ist der Laut, den die Griechen dem Kompliment nachschicken. Denn natürlich spuckt sich niemand wirklich an.

Wie in Deutschland ist eine schwarze Katze auch in Griechenland ein schlechtes Omen. So richtig kritisch werde es, wenn man zu dem Tier auch noch einen schwarz gekleideten Priester sieht, berichtet Athina Giasta. Die Geistlichen in Griechenland hätten je nach Anlass unterschiedliche Kleidung an. Zu Beerdigungen tragen sie schwarz, erklärt Giasta. „Sie tragen dann den Tod mit sich“, sagt sie verschwörerisch und grinst dabei. Aus diesem Grund seien die Priester in schwarz keine Glücksbringer.

Die Griechen beunruhigt der Dienstag, der 13.

Ein zerbrochener Spiegel ist wie in Deutschland kein gutes Omen, ein Freitag, der 13., macht den Griechen hingegen wenig aus. Sie sind laut Athina Giasta maximal an einem Dienstag, den 13., beunruhigt. Und noch einen Unterschied zwischen den Kulturen gibt es: Wenn zwei Personen gleichzeitig dasselbe sagen, haken Deutsche danach die kleinen Finger ineinander und wünschen sich etwas, das dann in Erfüllung gehen soll. In Griechenland müssen die zwei sofort etwas Rotes berühren, sonst bekommen sie Streit miteinander.

Wie hierzulande ist es aber eben auch beim griechischen Aberglauben so, dass man wohl an die Folgen glauben muss, damit sie tatsächlich passieren. „Ich habe nicht immer etwas Rotes berührt“, gesteht Giasta. An einen Streit mit jemandem kann sie sich trotzdem nicht erinnern.

Kolumne: Athina Giasta ist in Griechenland geboren und in Deutschland aufgewachsen. Zehn Jahre lang hat die 31-Jährige in Athen gelebt und ist dann nach Deutschland zurückgekehrt. Nun lebt und arbeitet sie in Bad Cannstatt. Regelmäßig lässt sie die Redaktion an ihrem Leben teilhaben, das in zwei Kulturen spielt.