Seefahrt gemeistert: Axel Bauer und fünf Kumpels haben mit ihren Booten das Meer in Holland erreicht – und sind um eine riesengroße Erfahrung reicher.
Genau zwei Wochen nach dem Start war es soweit – Axel Bauer und fünf enge Freunde erreichten ihr selbst gestecktes Ziel: das holländische Meer bei Rotterdam. Darauf genehmigten sich die Männer ein Gläschen Sekt, sie waren in Jubelstimmung und mächtig stolz. „Das war schon eine wahnsinnige Erfahrung und nicht immer leicht, aber wir haben es geschafft“, sagt Axel Bauer. Direkt bis in Europas größten Containerhafen seien sie nicht gefahren, zu groß sei die Sorge gewesen, dass doch noch was schiefgeht. Aber sie haben es in den Umkreis von Rotterdam geschafft und waren mit den Booten auf der holländischen Nordsee. „Die Erfahrungen mit Containerschiffen auf dem Rhein haben uns gereicht. Das haben wir unterschätzt. Da wollten wir nicht auf den letzten Metern riskieren, dass doch noch was passiert. Deshalb haben wir am Hafen in Zierikzee in der Nähe von Rotterdam angelegt und gefeiert“, sagt Bauer.
Der Trip begann bei der Murr-Regatta
Vierzehn Tage vorher, ebenfalls am Wochenende, begann der abenteuerliche Trip von Kevin Geißler, Michael Schwarz, Axel Bauer, Martin Koschinat, Julian Hofer und Marco Dell’Oso – und zwar bei der traditionellen Murr-Regatta, die den Freunden gleich von Anfang an viel abverlangte. „Teils waren riesige Bäume im Weg, und wir mussten die Boote mehrere Meter hochstemmen und tragen“, sagt Axel Bauer.
Doch damit fing das Abenteuer ja erst richtig an. Denn der Wasserspaß, bei dem die Jungs schon öfters mitgemacht haben, sollte dieses Jahr nur der Beginn einer viel größeren Fahrt sein. Statt sich die rund fünf Kilometer die Murr entlang bis zum Ziel am Backnanger Jugendhaus durchzukämpfen, ging es für die Truppe von dort aus auf Neckar und Rhein. Eben dieser Rhein war es dann auch, der sich – je näher sie Holland kamen – immer wilder und respekteinflößender zeigte und immer salziger wurde. Doch die Männer kämpften sich durch, hatten immer wieder auch Pausen, gutes Essen vom Schiffskoch wie Gulasch mit Knödel und nette Begegnungen – zum Beispiel die mit einem Wasserschutzpolizisten, der Tipps für den Endspurt parat hatte. In den zwei Wochen, in denen die Boote teils sehr gefordert wurden, fassten die Männer immer mehr Vertrauen in sie. Die Handwerker des Sextetts, das sich seit Kindergarten und Schulzeit kennt, waren es, die sich Anfang des Jahres Gedanken über den Bau machten, denn Axel Bauer und Martin Koschinat sind Zimmermänner, die gerade ihren Meister machen. „Das war mega, wie unsere Boote mitgehalten haben. Aber am Ende, als der Rhein ins Meer überging und Gezeiten, Strömung, Wellen und stürmisches Wetter zusammenkamen, war schon zu merken, dass die Boote an ihre Grenzen kamen“, sagt Bauer. Das Wetter sei teils so schlecht gewesen, dass mit einer Riesenwelle einmal rund 100 Liter Wasser reinschwappten. „Da hatte die Pumpe ordentlich zu tun, das Boot leer zu kriegen, und einige von uns hatten Angst um ihr Leben“, erzählte Bauer, nachdem alle wieder gesund und munter heimgekehrt waren.
Aber auch diese Heimkehr war noch mal kräftezehrend: Die Seefahrer wurden mit einem 9-Sitzer-Bus abgeholt, und die Boote mit einem LKW mit Kran aus dem Wasser gehoben, verstaut und zurück in die Heimat gefahren. „Das war super, aber auch noch mal hart. Wir haben uns sehr aufs Bett und eine heiße Dusche gefreut“, sagt Bauer. Die letzten Tage waren die sechs Freunde die meiste Zeit unterkühlt und nass. Eine Etappe zog sich 120 Kilometer, weil kein Campingplatz in Sicht kam. „Aber irgendwann stießen wir immer auf jemanden Hilfsbereiten, konnten das Zelt aufstellen oder den Schlafsack ausrollen und ins Bett fallen“, sagt Bauer, der sich mit seinen Freunden einig ist, dass das nicht die letzte Reise war. „Es war richtig super, wir sind noch mehr zusammengewachsen und wollen so was wieder machen.“