Abellio gehört zum niederländischen Mutterkonzern Nederlandse Spoorwegen. Foto: dpa/Bernd Thissen

Nach dem Interview eines Topmanagers waren Zweifel aufgekommen, ob das Bahnunternehmen Abellio in Deutschland seinen Verpflichtungen nachkommt. Nun versicherte Abellio, dass auch die sechs Hauptstrecken in Baden-Württemberg weiterhin komplett bedient werden.

Hagen/Stuttgart - Das Bahnunternehmen Abellio will den Betrieb in Deutschland trotz roter Zahlen weiterführen. Dies gelte auch für die sechs Strecken in Baden-Württemberg, sagte eine Abellio-Sprecherin am Mittwoch in Stuttgart. „Wir werden komplett weiterfahren“, bestätigte sie der Deutschen Presse-Agentur.

Nachdem ein Manager in einem Interview Überlegungen zum Ausstieg aus Deutschland angestellt hatte, waren zuletzt Zweifel an der Verlässlichkeit des Unternehmens aufgekommen. Eine Sprecherin in Hagen hatte jedoch versichert, Abellio werden „seinen langfristig eingegangenen vertraglichen Verpflichtungen nach bestem Wissen und Gewissen nachkommen“.

Zugleich verwies sie aber auf hohe Kosten: Durch Bauarbeiten seien Schienenersatzverkehr, erhöhte Zahlungen wegen geringerer Pünktlichkeit und mehr Personal in der Planung nötig. Die Situation sei für alle Eisenbahnunternehmen im Nahverkehr „aktuell sehr herausfordernd“. In Baden-Württemberg ist Abellio auf sechs Hauptstrecken unterwegs, dazu gehören unter anderem die Verbindungen von Stuttgart nach Tübingen, Stuttgart nach Pforzheim sowie Tübingen nach Osterburken.

Verhandlungen zwischen Abellio und den Aufgabenträgern

Abellio gehört zum niederländischen Mutterkonzern Nederlandse Spoorwegen. Dessen Finanzvorstand Bert Groenewegen hatte in der vergangenen Woche in der Zeitung „NRC Handelsblad“ seinem Frust Luft gemacht über das defizitäre Deutschlandgeschäft. Bei etwa einer halben Milliarde Euro Jahresumsatz auf 50 Linien habe man im vergangenen Jahr 32,7 Millionen Euro Verlust gemacht.

„Wenn wir keine Lösung finden, müssen wir dies vorzeitig beenden“, sagte Groenewegen. „Unsere Auftraggeber verstehen, dass wir nicht zwölf Jahre lang Verluste hinnehmen wollen, das ist kein tragfähiges Modell.“ Man wolle seine Position in Deutschland „nicht um jeden Preis halten“.

Derzeit laufen Verhandlungen zwischen Abellio und den Aufgabenträgern, also den Bundesländern und Verkehrsverbünden. Die Wortmeldung des Finanzvorstandes aus den Niederlanden dürfte als Druckmittel zu verstehen sein, damit die Aufgabenträger Abellio etwas entgegenkommen. Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist das Rheinland, wo Abellio 15 Linien im Bereich des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) bedient - täglich nutzen dort 80 000 Fahrgäste dessen Züge.