Die Landtagswahl in Baden-Württemberg von A bis Z Foto: Fotolia/Montage: Kruljac

Ob nach dem 13. März der Ministerpräsident noch Everybody’s Darling ist oder doch eher das Heimatherz bestimmt, wo’s langgeht: Nur Chabos wissen wer der Babo ist. Ein Lexikon zur Landtagswahl. Achtung: Satire.

A wie Asylbefürworter

Als linker Spitzenkandidat sieht Bernd Riexinger das Recht auf Asyl als elementares Gebot der Menschlichkeit. Eh klar. Riexi setzt sich aber nicht nur für syrische Bürgerkriegsflüchtlinge und saudi-arabische Homosexuelle ein. Auch Whistleblower Edward Snowden will er nach Deutschland holen – notfalls gegen den Willen der Bundesregierung (mit einem Bundestagsbeschluss). Seit 2012 ist Riexi zusammen mit Katja Kipping einer der beiden Parteivorsitzenden der Linken – und sitzt trotzdem nicht im Bundestag. Mit 64 von 630 Sitzen meint er die Fraktion der →Kriegsverweigerer vielleicht ja auch ausreichend vertreten?

Als überzeugter Pazifist hat Riexi jedenfalls den Wehrdienst verweigert (Wehrdienst =lustiges Herumballern und durch-den-Wald-Robben für 18-jährige Möchtegern-Soldaten; =Alternative zum Zivildienst. Gab’s beides bis einschl. Juni 2011). Riexis Ziel ist es, dem „finanzgetriebenen Kapitalismus“ ein Ende zu bereiten. Im Wahlkampf wirbt er aber erst einmal für sozialen Wohnungsbau, kleinere Schulklassen, gebührenfreie Kitas und kostenfreie Mahlzeiten in Schulen ein. Möglicherweise deshalb, weil Riexi selbst „leidenschaftlich gerne“ kocht. Wenn er nicht gerade dem VfB Stuttgart beim Verlieren Gewinnen zuschaut.

B wie Besorgte Bürger

Keiner hat die Absicht eine Mauer zu bauen. Äh, auf Flüchtlinge zu schießen. Oder doch? Die Aussagen der Frauke Petry sind zuweilen nicht gar so verständlich. Ihre Partei, die Alternative für Deutschland, forderte schon im Vorfeld der Bundestagswahl 2013 „Mut zur Wahrheit!“. Deutschland befinde sich in „der schwersten Krise seit dem 2. Weltkrieg, die aber niemandem auffällt, da Deutschland (…) fast ganz Europas als Musterknabe erscheint“. Die Wahrheit scheinen die Deutschen allerdings noch nicht entdeckt zu haben, denn auf ihrer Homepage wirbt die AfD noch immer mit dem Slogan. Dort verlangt die rechtspopulistische Partei unter anderem nach der „geordneten Auflösung des Euro-Währungsgebietes“: Der Euro schade anderen Ländern (meinen die damit Griechenland?). Fremdenfeindlich ist die AfD aber nicht: Sie plädiert immerhin dafür, dass „ernsthaft politisch Verfolgte in Deutschland Asyl finden können“. Müsste einem nur mal jemand erklären, was „ernsthaft politisch verfolgt“ bedeutet… Als Spitzenkandidat für die Landtagswahl tritt Jörg Meuthen an. Umfragen zufolge hat der →Familienschützer durchaus Chancen, in den Landtag einzuziehen: Seine Partei lag zeitweise bei 13 Prozent – keine →Quisquilien. (Mit-)regieren wird Meuthen aber wohl eher nicht: Eine Koalition mit der AfD schließen alle anderen Parteien bisher aus.   

C wie Chabos wissen wer der Babo ist

Nichtsdestotrotz weiß momentan nicht einmal Haftbefehl himself, wer nach der Landtagswahl der alte neue Ministerpräsident Baden-Württembergs sein wird. Ob →Heimatherz oder →Everybody’s Darling: Bis zum →Tag X bleibt‘s spannend.

D wie Die Hoffnung stirbt zuletzt  

Das erklärte Wahlziel der Freien Demokratischen Partei: der Wiedereinzug in den Landtag. Ein Ziel, das den Liberalen immerhin rund eine halbe Million Euro wert ist. So viel hat die FDP-Wahlkampagne „Der nächste Schritt für unser Land“ gekostet. Möglicherweise wird daraus halt nur der nächste Schritt für die Partei: 0,1 Prozentpünktle mehr als in der Bundestagswahl 2013? Damals schlitterte die FDP mit 4,8 Prozent zum ersten Mal seit dem Bestehen der Bundesrepublik Deutschland am Einzug in den Bundestag vorbei. Egal: Es soll nach vorne gehen. Mit dem →Perfektionisten Hans-Ulrich Rülke an der Spitze erzielte die FDP bei Umfragen im Land immerhin schon sechs Prozent.
→Quisquilien, ja, aber damit wäre den Liberalen der Einzug in den Landtag sicher. Falls sie denn mitregieren sollten, will die FDP Baden-Württemberg wieder zu einem „Wirtschaftsstandort der Spitzenklasse“ machen. Und zwar, indem sie Straßen und Datenautobahnen (Glasfaserkabel fürs Internet, that is) ausbaut und „Unternehmern das Leben leichter macht.“ Dabei vertraut die FDP „der Freiheit, der Vernunft und dem gebildeten Gewissen der Menschen, die für sich und andere Menschen Verantwortung übernehmen, ohne dafür staatliche Anleitung zu brauchen.“
Good luck with that. 

E wie Everybody’s Darling

59 Prozent der Baden-Württemberger wünschen sich Winfried Kretschmann als alten neuen Ministerpräsidenten (MP). →HeimatherzGuido Wolf würden nur 17 Prozent gerne an seinem Platz sehen. Ein Vorzeichen? Nur →Chabos wissen wer der Babo ist(/wird). Auch darüber, woher die Sympathie für Kretsche kommt, kann nur gemutmaßt werden. Theorie Nummer eins: Die Baden-Württemberger schwärmen für ihren grünen MP, weil er als bodenständiger Familienmensch gilt. Als er seinen ersten Enkel Julius Frederic sah, berührte ihn das angeblich „zutiefst“.

Theorie Nummer zwei: Kretsches Ansichten ähneln denen des →Wolfsrudels so sehr, dass sie die Wähler komplett verwirren. Kretsche ist praktizierender Katholik und Mitglied des Schützenvereins. 2014 stimmte er dafür, Serbien, Mazedonien und Bosnien-Herzegowina als sichere Herkunftsländer einzustufen (welches Spiel spielt dieser wertkonservative Ministerpräsident?).

Theorie Nummer drei: Die Baden-Württemberger lieben ihren Kretsche um seiner Menschlichkeit willen: Wer sagt schon öffentlich im Landtag →„Jetzt rutscht m’r d’Hos ronter“? Wie dem auch sei: 1979/80 war der MP an der Gründung der →Müslifraktion beteiligt. Nach dem Reaktorunglück von Fukushima im März 2011 wurde er dann in Baden-Württemberg zum ersten grünen MP Deutschlands überhaupt gewählt. Kretsches neues Ziel: Fünf weitere Jahre an der Macht bleiben. Obwohl er das Amt als „härter ist als gedacht“ empfindet: „Das ist nicht selten ein 16-Stunden-Tag.“ Sorgen braucht man sich aber um Winfriedos Kretschmannakis Landesvater Kretsche nicht zu machen: „es ist alles gut machbar, solange man gut schlafen kann. Und das ist bei mir meist der Fall.“ Na, wenn das nicht einschläfernd beruhigend ist! 

F wie Familienschützer bis K wie Kriegsverweigerer

F wie Familienschützer

Verglichen mit seinem Partei-Kollegen Björn Höcke („Der lebensbejahende afrikanische Ausbreitungstyp“) wirkt Jörg Meuthen fast schon wie ein braves Lamm. Der AfD-Spitzenkandidat distanziert sich von extremen Positionen innerhalb seiner Partei – so vertritt er beispielsweise nicht die Theorie einer gleichgeschalteten Lügenpresse. Auch die Idee des geeinten Europas hält Meuthen für richtig – die Währungsunion allerdings sei ein „katastrophaler Fehler“. Dagegen will der fünffache Familienvater Meuthi (der Süße) die klassische Familie schützen. Und unterstützt deshalb die Grundsätze des Verbandes „Initiative Familienschutz“.

Diese ist der Ansicht, Familien sehen sich immer häufiger staatlicher Willkür ausgesetzt, etwa mit der „Sexualisierung der Kindheit durch staatliche Sexualerziehung“ sowie der „Durchsetzung der Gendermainstreaming-Ideologie“. Meuthi ist Professor für Volkswirtschaftslehre und Finanzwissenschaft an der Hochschule Kehl. Über die theologischen Schriften Josef Ratzingers („Wir sind Papst!“) fand er den Weg in die Kirche: Ratzis Aufschriebe nennt Meuthi seine „religiöse Sozialisation“. Sozialisiert wurde Meuthi darüber hinaus in einem Essener Arbeiterviertel. Wie er 54 Jahre später als Spitzenkandidat der →Besorgten Bürger in Baden-Württemberg enden konnte, ist deshalb unklar. Aber vielleicht auch gar nicht so wichtig: Wegen einer Günther-Jauch-Sendung wechselte Meuthi in die Politik. In der Show wurde der damalige AfD-Bundessprecher Bernd Lucke seiner Meinung nach unfair behandelt. (Der Süße.)

G wie Gutmenschen

In einem Punkt sind sich die Parteien einig: Politisch Verfolgten muss in Deutschland Asyl gewährt werden. Ein bisschen Gutmensch sind sie also alle. Ansonsten gehen die Positionen in der Asylpolitik zum Teil aber weit auseinander. Während das →Wolfsrudel fordert, Wirtschaftsflüchtlinge ohne Aussicht auf Asyl möglichst fern zu halten und Geflüchteten in der Erstaufnahme kein Bargeld auszuzahlen, plädieren die →voll Sozialen für schnellere Asylverfahren und mehr Finanzhilfen des Bundes von Ländern und Kommunen. Die →Kriegsverweigerer verlangen in einem 10-Punkte-Papier ein Sofortprogramm für Flüchtlinge, das unter anderem die Integration von Anfang an vorschlägt. Die →Müslifraktion fordert, Arbeitsmigranten aus dem Balkan zusätzliche legale Wege zu öffnen, das Asylrecht soll zudem nicht eingeschränkt werden.  Die Zuwanderung integrationswilliger und integrationsfähiger Einwanderer bejahen die →Besorgten Bürger. Eine Zuwanderung in die deutschen Sozialsysteme – auch aus Ländern der EU – lehnt die AfD dagegen strikt ab. Und die FDP? Will Kriegsflüchtlinge von Asylverfahren ausschließen. →Die Hoffnung stirbt zuletzt.

H wie Heimatherz

Baden-Württemberg ist Guido Wolfs Heimat. Deshalb liegt ihm die Zukunft des Landes am Herzen. Und deshalb möchte er Ministerpräsident seines Heimatlandes werden. Soweit die Message des CDU-Spitzendkandidaten an die Wählerschaft. Doch welche Agenda verfolgt Wolfi wirklich? Auf Facebook verkündete der studierte Jurist kürzlich, er wolle der Polizei wieder den Rücken stärken. „Damit Baden-Württemberg im Kampf gegen Kriminelle nicht schwächelt.“ (Klaut Wolfi ernsthaft bei Jan Böhmermann? „Du hast gut trainiert? Ich hab Polizei.“) In der Flüchtlingsfrage ist Wolfi der Meinung, dass diejenigen, die nach Deutschland kommen, sich anpassen müssen und nicht andersherum – das sei „der Unterschied zur Multi-Kulti-Politik“ der →Müslifraktion. Sollte der Deppenwolf Fraktionsvorsitzende des →Wolfsrudels tatsächlich im von ihm erklärten „Wolferwartungsland“ zum neuen MP gewählt werden (→Chabos wissen wer der Babo ist), will er eine „Politik ohne ideologische Scheuklappen“ betreiben. Was das heißen mag? Das weiß höchstens Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie versuchte Wolfi auf einem Parteitag im Dezember 2015 mit einem Plüschwolf zu bestechen umgarnen. Vielleicht will er die Antwort auf diese Frage aber auch erst nach der Landtagswahl gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern finden – denn das ist Wolfis Plan, sollte sein Bestechungskonzept aufgehen: „Gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern will ich die richtigen Antworten auf die Fragen von morgen finden“, schreibt er auf seiner Webseite. Bleibt nur die Frage, was die Fragen von morgen sind und was diese von den Fragen von heute unterscheidet. Falls es doch nichts wird mit dem neuen Posten: Die perfekte Geschenke-Kombo wüsste man schon für Wolfi: Ein gutes Buch, ein Blackberry und einen Schreibblock.

I wie Ich! Will! Jetzt! Endlich! Wählen!  

Du bist über 18? Du wohnst seit mindestens drei Monaten in Wolfserwartungsland Baden-Württemberg? Du bist deutscher Staatsbürger? Dann schwing deinen heißen Hintern am →Tag X in dein lokales Wahllokal. Wählen oder nicht wählen ist keine Frage. Wer darf, der wählt. →Yolo

J wie „Jetzt rutscht m’r d’Hos ronter“ 

Legendärer Auftritt Winfried Kretschmanns im Landtag. Bei einer Rede vor den Abgeordneten konnte →Everybody’s Darling nur knapp verhindern, seine Hose zu verlieren: „Jetzt rutscht m’r d’Hos ronter“ Was sich jeder fragt: Trägt Kretsche keinen Gürtel? Und hat Stefan Raab das Video schon gesehen? Das wäre die Gelegenheit für einen Remix des unvergesslichen Hits von Rapmaster Altkanzler Gerhard Schröder: „Hol mir mal ´ne Flasche Bier – da rutscht m’r d’Hos ronter“. Heiß, heiß, Baby.

K wie Kriegsverweigerer

No f*** way, sagen die Linken zu Militäreinsätzen. Kriege führen findet die Partei einfach nicht cool. Stark macht sich Die Linke unter anderem für ein kommunales Wohnungsprogramm und eine verbesserte Situation der Flüchtlinge. Doch nicht nur ihnen möchten die Kriegsverweigerer helfen: Sie wollen die Interessen aller Beschäftigten und Menschen mit niedrigen Einkommen vertreten. Das Geld dafür soll aus einer Reform der Gewerbesteuer und einer Vermögenssteuer für Superreiche kommen. (Hoeneß: Her damit!). Der geheime Zweitname der Linken lautet deshalb auch „Robin Hood der Parteien“.

Entstanden aus dem Zusammenschluss der beiden Parteien „Arbeit & soziale Gerechtigkeit – Die Wahlalternative“ und „Linkspartei.PDS“ strebt Die Linke seit 2007 nach dem Sturz des Kapitalismus und dem Übergang zu einem demokratischen Sozialismus. Hurra die Welt geht unter, würden Henning May und K.I.Z dazu wohl sagen. Bis es soweit ist, will die Partei mit der Kampagne „Das muss drin sein“ erst einmal Druck machen „gegen unsichere Lebens- und Arbeitsbedingungen, gegen Dauerstress und Existenzangst“. Alternative oder Wolkenkuckucksheim? Das wird sich am →Tag X zeigen. Umfragen zufolge werden die Linken mit 3,5 Prozent an →Quisquilien scheitern – trotz (oder wegen?) →Asylbefürworter Bernd Riexinger an der Spitze.

L wie Läuft bei uns bis P wie Perfektion

L wie Läuft bei uns

Politiker: Das sind die Ober-Babos im Bundestag, Angela Merkel, Sigmar Gabriel, Joachim Gauck. Rischtisch. Politik: Die wird in Berlin gemacht. Right. Aber eben auch im Landesparlament: Die Länder bestimmen zum Beispiel über die Gesetze im Schul- und Bildungswesen, im kulturellen Bereich, im Gesundheitswesen, im Polizeiwesen und im Bereich Presse, Hörfunk, Fernsehen. Der zukünftige Ministerpräsident (→Chabos wissen wer der Babo ist) hat also direkten Einfluss auf unser Leben. Beispiel: Gesamtschule. In Baden-Württemberg gibt es die Schulform seit dem Schuljahr 2012/13. Die amtierende Landesregierung aus Grünen und SPD (→voll sozial) führte sie nach der Landtagswahl 2011 ein. Darüber hinaus ist die Landesregierung im Bundesrat vertreten. Sie beeinflusst somit auch die Bundespolitik. Grund genug zu sagen →Ich! Will! Jetzt! Wählen!

M wie Müslifraktion

Das Reaktorunglück von Fukushima spülte die Grünen 2011 an die Spitze der Landesregierung. Vom (Interims-)Landtag am Stuttgarter Schlossplatz lenken sie seither die Geschicke Baden-Württembergs. Grün passt zu Baden-Württemberg – finden die Grünen. Was sie wollen: den Machterhalt ihres Spitzenkandidaten Winfried Kretschmann. Der amtierende MP und →Everybody’s Darling ist die nicht geheime Geheimwaffe der Müslifraktion. (Ob er zusammen mit den anderen Abgeordneten vor jeder Debatte Müsli isst, ist aber nicht bekannt.) Wie der Name vage andeutet, ist der Umweltschutz Kernthema der Grünen. Sie wollen grüne Technologien und die biologische Landwirtschaft fördern sowie die Energiewende angehen.

Doch auch zu anderen Themen haben die Grünen eine Meinung. Im Zuge der Flüchtlingskrise möchten sie „alles dafür tun, dass die Menschen, die (…) bei uns bleiben werden, in wenigen Jahren sagen: Ja, Baden-Württemberg ist meine Heimat.“ Die Grünen fanden sich 1980 als Protestpartei gegen Atomkraft, Umweltzerstörung und die atomare Hochrüstung zusammen. 1990 schloss sich die Partei mit dem ostdeutschen Bündnis 90 zusammen. Et voilà: der originelle einprägsame neue Name „Bündnis 90/Die Grünen“. Umfragen zufolge werden am →Tag X rund 28,5 Prozent der Baden-Württemberger für die Partei stimmen. Zu wenige für eine
→voll soziale Koalition. Aber: Nur →Chabos wissen wer der Babo ist.      

N wie Neonleuchtreklame

Und der Preis für das beste Wahlplakat im Vorfeld der Landtagswahl 2016 geht an: die NPD.
UNSER VOLK ZUERST!

O wie Opfer

Opferparteien sind diejenigen, von denen du noch nie gehört hast. Die „Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative“ (PARTEI). „Das Bündnis C – Christen für Deutschland – AUF & PBC“ (Bündnis C). Die „Allianz für Menschenrechte, Tier- und Naturschutz“ (Tierschutzallianz). „Die Einheit“ (DIE EINHEIT). (DIE EINHEIT? JA! HABEN WIR JETZT AUCH VERSTANDEN!) Warum diese Parteien Opfer sind? Weil du frühestens in fünf Jahren wieder von ihnen hören wirst. →Quisquilien, jepp.  

P wie Perfektion (…)

„Du kannst Rülke nicht ändern. Aber Rülke etwas im Land.“ – Mit diesem Spruch wirbt der FDP-Spitzenkandidat für sich und seine Partei. (→Die Hoffnung stirbt zuletzt) Doch ist Hans-Ulrich Rülke wirklich so perfekt wie sein stylishes Wahlplakat? Immerhin impliziert es, dass Rülki nicht geändert werden muss kann. Der Dr. phil. hat in Konstanz studiert, arbeitete anschließend als Lehrer und Fachberater für das Oberschulamt Karlsruhe. Politisch ist Rülki (jetzt muss ich ständig an Rüblikuchen denken) seit 1985 aktiv.

In der Flüchtlingsfrage will Brüllke Rülki Verfolgten Schutz bieten, aber: „Wir können nicht alle Flüchtlinge aufnehmen.“ Eine Stimme für die FDP sei daher eine „Stimme gegen die naive Einladungspolitik der Kanzlerin“, so Rülki in einem Werbevideo zur Landtagswahl auf YouTube. Auf Instagram postet der ehemalige Präsident des Tennisclubs Wolfsberg Pforzheim e. V. gerne Fotos seiner Sportschuhe – bekommt dafür aber eigentlich nie mehr als zehn Likes. Läuft nicht so bei Mr. Perfect Rülki. Kleiner Tipp: ein # kann manchmal Wunder wirken. Immerhin, das Foto vom fast nackischen 19-jährigen Rülki am Strand (Mr. Perfect) lief besser: 28 Herzchen. Pack die Badehose ein.

Q wie Quisquilien bis Ü wie Überhangmandate

Q wie Quisquilien  

Quisquilien, die: „etwas, dem man keinen Wert, keine Bedeutung beimisst; Belanglosigkeiten“. So steht es zumindest im Duden. Bezogen auf die Landtagswahl sind Q.q.en der Wählerstimmenanteil zwischen 0 und 4,9 Prozent: Nur, wenn sie mindestens fünf Prozent der Bürger von sich überzeugen konnten, ziehen die Parteien in den Landtag ein. Alles andere fällt unter die Kategorie „nice try“.  

R wie Riesenkaninchen

Nils Schmids Lieblingsfilm ist der Animationscartoon „Wallace and GromitAuf der Jagd nach dem Riesenkaninchen“. Ob der SPD-Spitzenkandidat sich da von seiner Tochter beeinflussen lassen hat? Oder hat der →voll soziale Politiker vielleicht eine private Vorliebe für Knete? Wie dem auch sei: Schmiddi ist seit 2009 SPD-Landesvorsitzender in Baden-Württemberg, seit 2011 Stellvertreter von →Everybody’s Darling. Der studierte Jurist („Ich habe Jura studiert, weil ich an unseren Rechtsstaat glaube“) setzt sich für die Alten-, Kinder- und Jugendhilfe ein, außerdem ist er im Vorstand des Wilhelma-Fördervereins. Mit dem Versprechen von sozialem Wachstum für alle will Schmiddi die Baden-Württemberger ködern überzeugen: Er fordert gute Arbeit, gerechte Bildungschancen und bezahlbaren Wohnraum für alle. Was Schmiddi mit Baden-Württemberg verbindet? „Automobilwirtschaft und Weinbau, Maultaschen und Pizza, Hightech und Handwerk.“ Sollte er nach dem →Tag X wieder mitregieren dürfen, will er deshalb dafür sorgen, dass Tradition und Moderne weiterhin Hand in Hand gehen. (Pizza? Moderne? Seit circa 1975? Voll hip, Schmiddi.) Was dagegen sehr hip ist: Für den Wahlkampf hat Schmiddi, der gerne Rockmusik hört (was auch immer Fanta Vier und Zaz damit zu tun haben…), einen eigenen Bus. Das ist zugegebenermaßen ziemlich sexy

S wie Stiftfreiheit     

Kuli, Edding: Is mir egal. Bleistift, Schönschreibfüller: Is mir egal. Filzstift, Wachsmaler: Is mir egal. Nicht zur Wahl gehen: Is nicht egal. →Ich! Will! Jetzt! Wählen! (Das baden-württembergische Landtagswahlgesetz und die Wahlordnung lassen das Ausfüllen eines Stimmzettels mit Bleistift zu).

T wie The Good, the Bad and the Ugly

Egal ob →Everybody’s Darling, →Heimatherz oder →Riesenkaninchen: Im Alleingang wird wohl keiner der Herren nach dem →Tag X in den Landtag einziehen. (Wo bleibt eigentlich die weibliche Spitzenkandidatin? Verlorengegangen nach der gemeinsamen Zeitreise der Landtagsfraktionen ins Jahr 2042?). Rein rechnerisch wären Umfragen zufolge folgende Zusammenschlüsse möglich: Eine Verbindung zwischen →Müslifraktion und →Wolfsrudel, eine große Koalition aus CDU und den →voll Sozialen sowie eine Ampel-Koalition aus Grünen, SPD und FDP. →Die Hoffnung stirbt zuletzt.

U wie Und sonst so?

Am →Tag X wird nicht nur in Baden-Württemberg gewählt. Auch in Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt ist am 13. März 2016 Landtagswahl. Mit 37 beziehungsweise 31 Prozent führen Umfragen zufolge CDU und SPD in Rheinland-Pfalz. In Sachsen-Anhalt würde das →Wolfsrudel mit 33 Prozent der Stimmen als Sieger hervorgehen. Wie immer gilt jedoch: Nur →Chabos wissen wer der Babo ist.

Ü wie Überhangmandate

Ernsthaft, Dude? Das hier ist kein ernstzunehmendes Wahl-Lexikon. Schau doch Wikipedia.  

V wie voll sozial bis Z wie Zwei-Kreuze-Strategie

V wie voll sozial

Gute Arbeitsplätze, Bildungsgerechtigkeit und Zeit für die Familie: Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands gibt sich vor der Landtagswahl voll sozial. Mit dem →Riesenkaninchen an der Spitze möchte sie nach dem →Tag X direkt in den Landtag hoppeln – wenn möglich, an der Schulter von Landesvater Winfried Kretschmann. 2,2 Millionen Euro ist den Sozialdemokraten dieses Ziel wert: So viel umfasst das Wahlkampf-Budget der Partei. Doch noch ist die SPD denkbar weit entfernt vom siegreichen Einzug  in den Landtag.

Umfragen zufolge werden am 13. März 2016 nur 15 Prozent der Baden-Württemberger für die Arbeiterpartei stimmen (2011 waren es noch 23 Prozent). Ein Absturz, dessen Gründe fast so mysteriös sind wie die Wahlplakate der Sozialdemokraten (Apfelschnitze? Seriously?). Da fragt man sich also: Verschwindet die SPD im Schatten von →Everybody’s Darling? Ist die 2003 auf den Weg gebrachte und noch immer unbeliebte Agenda 2010 (Stichwort: Hartz IV) etwa schuld an der Misere der Roten? Oder ist der Absturz gar im Charisma des Spitzenkandidatens Nils Schmid begründet? Who knows. Jedenfalls: Ein bisschen traurig ist diese Entwicklung schon – wenn man bedenkt, dass die SPD die älteste noch bestehende Partei Deutschlands ist. Doch vielleicht kommt ja schon bald der Umschwung. Vielleicht können die Roten mit ihren neuen Wahlkampf-Give-Aways Stimmung machen und die Wähler von sich begeistern. Denn die sind echt cool. (Not.)  

W wie Wolfsrudel

Sollte die Christlich Demokratische Union Deutschlands als Sieger aus der Landtagswahl hervorgehen (→Chabos wissen wer der Babo ist), will die Partei um Spitzenkandidat und →Heimatherz Guido Wolf „Gemeinsam. Zukunft. Schaffen“: Sie will den Mittelstands entlasten, schnelles Internet fördern und die verschiedenen Schularten stärken. Das Format Gemeinschaftsschule erklärt die CDU in ihrem Regierungsprogramm als „gescheitert“. Außerdem zeigt sich das Wolfsrudel – im Gegensatz zu anderen Parteien – vor dem →Tag X bissig: 2016 müsse „Schluss sein mit einer Landesregierung, die die falschen Schwerpunkte setzt. Schluss mit einer Regierung, die unsere Schulen ins Chaos stürzt. Mit einer Regierung, die lieber Fahrradwege anstatt moderne (sic!) Verkehrswege baut.“ (Macht man das so, wenn man nach 58 Jahren an der Macht auf einmal in der Opposition ist?)

Außerdem fordern die Christdemokraten ein „aktives und gelebtes Bekenntnis zu unserer christlich-abendländischen Leitkultur“. (Ein gelebtes Bekenntnis? Soll der Kirchgang am Sonntag demnächst ab Klasse fünf verpflichtend sein? Und was wenn ich Buddhist bin? Oder Atheist? Oder Anhänger der Kirche des fliegenden Spaghettimonsters?) Mit rund 33,5 Prozent der Wählerstimmen wird die CDU Umfragen zufolge als stärkste Partei aus der Landtagswahl hervorgehen. Für eine Alleinherrschaft würde dieses Ergebnis aber nicht reichen – wollten sie tatsächlich (mit-)regieren, müssten sich die Wölfe Konservativen zu einer Koalition mit den →voll Sozialen oder der →Müslifraktion durchringen.  

X wie Tag X

Auch wenn es Sonntag ist, auch wenn man am Samstag feiern war: Der 13. März 2016 ist Wahltag.  Ausreden gelten nicht. (Keine fünf Gin Tonic, keine zwei Tequila, keine kotzenden Einhörner.) Die Wahllokale sind von 8 Uhr und bis 18 Uhr geöffnet. Z-E-H-N Stunden lang. Sollte man schaffen. Die nächste Landtagswahl ist erst wieder in F-Ü-N-F Jahren. (Okay: Kotzende Einhörner sind eine verdammt gute Ausrede. Pferde können nämlich gar nicht kotzen.)

Y wie Yolo

Deine Stimme bringt eh nichts? Du wählst nicht, weil die Politiker sowieso nur lügen? Du willst an einem Sonntag lieber bis um halb zwei im Bett gämmeln, ein paar Folgen „Breaking Bad“ schauen und dann noch auf ein Bier raus mit Oli?  Yolo? Klar, das klingt alles ganz geil. Aber. Um nur mal eines klarzustellen: Wenn du in einem totalitären Einparteienstaat leben willst, in dem du nicht alle paar Jahre mal ins Wahllokal schlürfen musst, um deinen Perso vorzuzeigen, ein Kreuz zu setzen und einen Zettel in einen Kasten zu schieben (in der Zeit kannst du nicht mal Jan Böhmermanns Til Schweiger-Bashing zu Ende gucken), dann wandere doch bitte aus nach Nordkorea. Deutschland ist eine Demokratie – eine Staatsform, um die uns viele Menschen in anderen Regionen der Welt beneiden. Und zwar gerade wegen des Wahlrechts: Mit deiner Stimme beeinflusst du direkt, welche Partei Gesetze auf den Weg bringt, d. h. wie dein Leben letztlich aussieht. Also: SAY YOLO AGAIN! SAY IT!

Z wie Zwei-Kreuze-Strategie

Geht nicht auf. Trust me. Jeder Wahlberechtigte hat nur eine Stimme. Gut, Chuck Norris als Baden-Württemberger hätte wahrscheinlich zwei. Für alle anderen gilt: Ein Stimmzettel mit mehr als einem Kreuz ist ungültig. Ist er übrigens auch, wenn er leer abgegeben wird, wenn man Kandidaten von der Liste streicht und wenn „Vorbehalte oder beleidigende auf die Person des Wählers hinweisende Zusätze angefügt werden.“ Weisse Bescheid