Bosch-Betriebsrat Frank Sell will gegen das Sparprogramm kämpfen Foto: AFP

Bei den Bosch-Betriebsversammlungen flossen nach der Hiobsbotschaft Tränen. Die Arbeitnehmervertreter fordern, bei der Wettbewerbsfähigkeit nicht nur an Sparprogramme zu denken.

Der Betriebsrat von Bosch hat die massiven Personaleinsparungen des Unternehmens scharf kritisiert und einen „extrem heißen Herbst“ angekündigt. „Wir werden kämpfen wie die Löwen“, sagte Frank Sell, Gesamtbetriebsratschef der Kfz-Sparte Mobility, des größten Bereichs des Unternehmens. Die Gespräche über den Abbau würden zu den „härtesten Verhandlungen werden, die wir jemals geführt haben“. Zuvor hatte Bosch-Personalchef Stefan Grosch angekündigt, in den kommenden Jahren in Deutschland zusätzlich zu den bisher geplanten Stellenstreichungen 13.000 weitere Arbeitsplätze abbauen zu wollen.

 

Zugleich erklärte Sell, es sei unrealistisch zu erwarten, dass man den Personalabbau vollständig abwenden könne. Man müsste bei den Stellenstreichungen aber alle Strukturen in den Blick nehmen. Auf den Führungsebenen müsse im gleichen Ausmaß abgebaut werden wie in der Gesamtbelegschaft. „Wir dürfen nicht nur noch Häuptlinge haben und keine Indianer.“

Stefan Grosch ist Arbeitsdirektor bei Bosch und somit für das Personal zuständig. Foto: Simon Granville

Sell kritisierte, dass beim Abbau zu einseitig auf die Personalkosten geschaut werde. Die starke Marktposition chinesischer Hersteller hänge auch damit zusammen, dass dort die Zusammenarbeit zwischen Herstellern und Zulieferern viel effizienter laufe als bei uns. Hierzulande würden sich bei der Vergabe von Aufträgen erst einmal Heerscharen von Anwälten mit Gewährleistungsfragen befassen – in dieser Zeit habe China schon angefangen, die Autos zu bauen.

Seiner Ansicht nach wäre es möglich, durch eine effizientere Organisation die Entwicklungszeit zu halbieren. Die vergleichsweise langsamen Abläufe lägen jedenfalls nicht an den Ingenieuren.

Bei Versammlung waren Bosch-Beschäftigte „geschockt“

Bei den Betriebsversammlungen, auf denen die Beschäftigten verschiedener Standorte über den geplanten Abbau informiert wurden, seien nur wenige Fragen gestellt worden – die Leute seien „völlig geschockt“ gewesen. Sie fragten sich, was von Bosch noch übrig bleibe, wenn der Abbau solche Ausmaße annehme. Und wie das Unternehmen funktionieren solle, wenn es sich von so vielen klugen Köpfen trennen wolle.

Adrian Hermes, der bei der Gewerkschaft IG Metall für Bosch verantwortlich ist und für die Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat des Unternehmens sitzt, erklärte, durch den massiven Stellenabbau hingen ganze Regionen wirtschaftlich am seidenen Faden. „Und das in Zeiten, die von großer Unsicherheit und gesellschaftlichen Verwerfungen geprägt sind.“ Die Sozialpartnerschaft bedeute, gemeinsam Lösungen zu finden. „Diese Sozialpartnerschaft wird nun bei Bosch ein weiteres Mal zur Disposition gestellt.“

Bosch nutze die Krise auch, um schleichend Jobs in Billiglohnländer zu verlagern. Die Beschäftigten in Deutschland arbeiten daran, Know-how für Produkte zu entwickeln, und das Unternehmen verwende dieses Know-how dann an kostengünstigeren Standorten. Die schleichende Verlagerung von Produkten, die auch in Deutschland hergestellt werden könnten, müsse ein Ende haben.