A 81-Baustelle im Sindelfinger Osten: Neue Brücken und Fahrbahnen entstehen. Und es gibt eine Stelle, an der sich der Verkehr wohl noch über Monate knäuelt.
Auf der Auffahrt Richtung Stuttgart an der Anschlussstelle Böblingen-Ost geht es gerade recht eng zu. Die Einfädelspur auf die Autobahn 81 ist kurz, Stau und stockender Verkehr sind die Folge. Eine Nervenprobe für Autofahrer, die so schnell nicht vorbei sein wird. Bis voraussichtlich Sommer kommenden Jahres bleibt die Verkehrsführung an dieser Stelle so, wie sie ist.
„Es bleibt leider noch etwa ein dreiviertel Jahr anstrengend“, sagt Johannes Kuhn, der Projektleiter der Deges, die für den Ausbau der A 81 zwischen Böblingen und Sindelfingen zuständig ist. „Gerade ist die Zeit der größten Einschränkungen.“ Kuhn weiß um die angespannte Verkehrslage bei Böblingen-Ost. Aber er sagt auch: „Die Auffahrt lässt sich nicht verlängern, weil dann schon die Verschwenkung auf die alte Fahrbahn beginnt“, erklärt er.
Kurz nach der Auffahrt endet die neue Betonfahrbahn, die sich auf Böblinger Seite befindet, und verbindet sich mit der alten Fahrbahn auf Sindelfinger Seite. So entsteht Platz für den weiteren Ausbau der neuen Fahrbahn in Richtung Stuttgart, auf den sich im Sindelfinger Osten in den kommenden Monaten die Arbeiten fokussieren.
Autobahnbrücken über die Mahdentalstraße
Der Grund, warum die neue Fahrbahn aktuell kurz nach der Auffahrt endet, liegt nicht zuletzt an den beiden Brücken 300 Meter weiter östlich, auf denen die Autobahn die Sindelfinger Mahdentalstraße überquert. Oder besser gesagt, überquert hat.
Denn das südliche Brückenbauwerk in Fahrtrichtung Stuttgart wurde im Mai abgerissen. Das nördliche steht noch, über dieses wird aktuell der gesamte Verkehr geführt. Beide Brücken müssen durch breitere ersetzt werden. Seit dem Abriss der alten Brücke, „sind wir dabei, ein neues Bauwerk herzustellen“, sagt Kuhn. Voraussichtlich im Frühjahr 2026 soll die Brücke befahrbar sein, allerdings zunächst nur für Baustellen-Fahrzeuge, erklärt der Projektleiter.
Neue Fahrbahn Richtung Kreuz Stuttgart
Während die neue Brücke gebaut wird, wächst auch die neue Fahrbahn bis kurz vor das Kreuz Stuttgart weiter. Dort befindet sich das östliche Ende der Autobahnbaustelle. Die neue Fahrbahn wird – wie irgendwann die komplette Autobahn zwischen Böblingen und Sindelfingen – ebenfalls aus Beton bestehen. Das Material sei widerstandsfähiger und damit länger haltbar als Asphalt, erklärt Kuhn.
Auf dem Abschnitt zwischen Lärmschutzdeckel und dem Kreuz Stuttgart zeigt sich, dass die Deges auf einem Abschnitt von zwei Kilometern ganz unterschiedlich baut. Während für den Bau der neuen Richtungsfahrbahn Stuttgart im Bereich zwischen Lärmschutzdeckel und Anschlussstelle Böblingen-Ost Bäume gerodet und sie parallel neben der alten gebaut wurde, verläuft sie ab der Anschlussstelle Sindelfingen-Ost auf Position der alten Fahrbahn – erweitert um eine Spur plus Standstreifen.
Das bedeutet: Während der Bauzeit bleibt für den gesamten Verkehr nur die Fahrbahn Richtung Singen als Ausweichmöglichkeit und nicht noch zusätzlich Teile der alten Fahrbahn. Weil sie für zwei Spuren in jede Fahrtrichtung zu schmal ist, hat die Deges zu ungewöhnlichen Maßnahmen gegriffen. Sie hat eine Behelfsfahrbahn am Mittelstreifen angebaut, statt außen, wie klassischerweise der Fall. „Auf auf diese Weise haben wir einen Eingriff in den Wald vermieden“, erklärt Kuhn.
Ein Tunnel für Igel oder Kröten unter der Autobahn
Für den Bau der Behelfsfahrbahn in der Mitte wurde der Verkehr im Frühjahr rechts und links an der Baustelle vorbeigeführt. Inzwischen fahren alle Autos auf der Fahrbahn Richtung Singen, die alte Fahrbahn Richtung Stuttgart wurde bereits herausgebrochen.
Zwischen der Anschlussstelle Sindelfingen-Ost und dem Kreuz Stuttgart überquert die Autobahn unbemerkt einen Waldwegedurchlass. Er befindet sich etwa auf Höhe des Regenrückhaltebeckens Diebskarrenbach im Sindelfinger Wald. Er muss, wie alle Unterquerungen der Autobahn, verbreitert werden.
Das geschieht in den nächsten Monaten zusammen mit dem Bau der neuen Fahrbahn. Außerdem wird an dieser Stelle laut Kuhn eine Ausgleichsmaßnahme für den Autobahnausbau umgesetzt. Nämlich ein Tunnel für Tiere wie Igel oder Kröten. Dafür wurde ein Rohr mit zwei Metern Durchmesser unter der Autobahn hindurchgedrückt, beschreibt Kuhn das Vorgehen. Später soll das Rohr unter der Kreisstraße hindurch verlängert werden.
Entspannung wohl erst im Sommer nächsten Jahres
Die neue Fahrbahn Richtung Stuttgart zwischen Anschlussstelle Sindelfingen-Ost und Kreuz Stuttgart soll laut Kuhn im Sommer 2026 fertig werden. Dann öffnet auch wieder die gesperrte Auffahrt Richtung Stuttgart an der Anschlussstelle Sindelfingen-Ost. Beides dürfte den Verkehr deutlich entlasten.
Ausbau A 81
Deges
Die Deges, kurz für Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH, plant und koordiniert in diesem Bereich den Ausbau der A 81 von vier auf sechs Spuren.
Zeitplan
Seit 2021 wird die Autobahn 81 zwischen Sindelfingen-Ost und Böblingen-Hulb von zwei auf drei Fahrspuren verbreitert. Die Bauarbeiten sollen voraussichtlich 2028 fertig sein und rund 490 Millionen Euro kosten.