Ein Wolf? Nach Angaben des Agrarministeriums wurde das tote Tier nahe der Autobahn 5 bei Lahr im Ortenaukreis gefunden Foto: FVA/dpa

Seit 150 Jahren galt der Wolf im Südwesten als ausgerottet. Der erste Rückkehrer hat kein Glück – er wurde überfahren. Doch auch tot taugt Isegrim zum Politikum.

Lahr - Die Experten sind sich fast sicher: In Südbaden ist ein toter Wolf gefunden worden. Gut 150 Jahre nach seiner Ausrottung wäre Isegrim damit zurück in Baden-Württemberg.

Nach Angaben des Agrarministeriums wurde das tote Tier nahe der Autobahn 5 (Karlsruhe-Freiburg) bei Lahr im Ortenaukreis gefunden. Es wurde überfahren.

Bei dem toten Tier könnte es sich wirklich um einen jungen Wolf handeln, ließ der Minister für den ländlichen Raum, Alexander Bonde (Grüne), mitteilen. Hundertprozentige Sicherheit können aber erst Untersuchungen in den nächsten Wochen geben. Das tote Tier selbst kommt zum auf Wölfe spezialisierten Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin. Eine Genprobe wurde an das Senckenberg-Institut in Frankfurt geschickt. Mit ersten Ergebnissen wird in der nächsten Woche gerechnet.

1850 waren Wölfe durch die Jagd ausgerottet worden

300 Wölfe leben in Deutschland. Eine kleine Sensation. Um das Jahr 1850 waren sie durch die Jagd ausgerottet worden, mittlerweile siedeln sie sich in Ostdeutschland neu an. Der Naturschutzbund Nabu liefert Zahlen. 35 Wolfsfamilien leben inzwischen in Deutschland in freier Natur – in Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Sachsen. Auch in Schleswig-Holstein und Thüringen wurden einzelne Wölfe nachgewiesen.

„In ganz Deutschland muss man mit dem Auftauchen rechnen“, sagt Micha Herdtfelder von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA). Die Strecken, die die Wildtiere zurücklegen, sind enorm. „40 bis 50 Kilometer am Tag sind möglich.“ Ein Wolf aus der Lausitz wurde – ausgestattet mit einem Sender – auf seinem mehrere Tausend Kilometer langen Weg Richtung Weißrussland beobachtet. „Wenn die Tiere ein Territorium erobern, bleiben sie.“

Bonde sieht den Südwesten gut gerüstet für die Rückkehr des Wolfs. Einen Handlungsleitfaden hat sein Ministerium bereits herausgegeben. Zuständigkeiten und Kommunikationswege seien dadurch geklärt, sagte Bonde bei der Vorstellung. Auch im grün-roten Koalitionsvertrag von 2011 hatte sich die Regierung dem Tier- und Artenschutz verschrieben. Man will vor allem Ängste nehmen – durch Information.

Bei vielen kommen beim Wort „Wolf“ Urängste hoch

„Schäfer, Ziegenhalter und Landwirte mit Vieh werden sich umstellen müssen“, erwartet Hannes Huber, Sprecher des Nabu Baden-Württemberg. Bundesweit werben Wolfsbotschafter für mehr Verständnis für den wilden Jäger. Bei vielen Menschen kommen beim Wort „Wolf“ Urängste hoch. Andere erwarten, dass ein Kuscheltier einwandert. „Beides ist nicht der Fall“, sagt Huber. „Wir versuchen, eine Balance zu finden.“

Der Fund auf der A5 hat auch die Schäfer im Land aufgeschreckt: In Baden-Württemberg sei man noch nicht gut genug auf die Rückkehr vorbereitet, hieß es beim Landesschafzuchtverband. Es sei noch nicht klar, ob der Herdenschutz anderer Länder sich auf die spezifischen Begebenheiten hierzulande übertragen ließe, sagte Geschäftsführerin Anette Wohlfarth. „Die Schäfer sind stark beunruhigt.“

Woher der Lahrer Wolf kommt, ist laut Herdtfelder noch komplett unklar. Er könne sowohl aus der ostdeutschen Population stammen als auch aus den nahen Vogesen oder den Schweizer Alpen nach Deutschland eingewandert sein. „Das lässt sich schwer sagen, zumal Wölfe sehr weit wandern.“ Bislang gehe man von einem Einzelgänger aus.