Das A1-Areal hinter dem Stuttgarter Hauptbahnhof Foto: Vermessungsamt/StN-Bearbeitung Lange

City-Initiative will mit Milaneo an Wolframstraße zusammenarbeiten – und Mängel beheben.

Stuttgart - Der Hamburger Handelskonzern ECE plant an der Wolframstraße ein riesiges Einkaufszentrum. Die Händler in der Innenstadt weichen ihre strikte Ablehnung auf. Die City-Initiative (Cis) will notgedrungen mit dem Konkurrenten zusammenarbeiten - bis dahin aber Schwachpunkte in der Innenstadt beseitigen.

Jahrelang haben die Cis und die Einzelhändler der Stuttgarter Innenstadt den neuen Einkaufsriesen strikt abgelehnt. Das hat sich nicht geändert - doch angesichts der Tatsache, dass das mehr als eine halbe Milliarde Euro teure Milaneo hinter dem Hauptbahnhof kommen wird, ändert sich die Marschroute. Bis dort auf 43.000 Quadratmeter Fläche frühestens im Herbst 2014 Eröffnung gefeiert wird, will die Cis bisherige Schwachpunkte in der Innenstadt ausgeräumt sehen, um den Konkurrenzkampf aufnehmen zu können.

"Wir hätten den Wettbewerb da draußen nicht gebraucht, weil Stuttgart bereits jetzt alles bietet", sagt Citymanager Hans H. Pfeifer und zieht einen Größenvergleich. Der neue Handelskomplex werde über ein Achtel der Fläche der Innenstadtgeschäfte verfügen, aber für Werbemaßnahmen über 2,5 Millionen Euro. Der Gesamtetat der Cis beträgt ein Fünftel davon. Er fürchtet, dass 70 Prozent des dortigen Umsatzes aus der Innenstadt abwandern könnten. "Wir sind gut aufgestellt, aber um dagegen bestehen zu können, müssen wir richtig fit sein." Also wollen die 200 Cis-Mitglieder sich selbst besser aufstellen, aber auch Belange der Stadt ansprechen, die verbesserungsfähig sind:

Toiletten: Der Weihnachtsmarkt zeigt, dass noch vieles im Argen liegt. Besucher wie Einheimische finden zu wenige Toiletten vor - sofern sie sie angesichts der Beschilderung überhaupt finden. "Es geht um die Frage, wie eine Stadt mit ihren Gästen umgeht. Dieses Thema müssen wir angehen", fordert Pfeifer. Kein Wunder: In großen Einkaufszentren ist die Infrastruktur kein Problem.

Reisebusse: Gemeinsam mit Stuttgart-Marketing bemängelt die Cis, dass es für Reiseunternehmen und ihre Fahrgäste außerhalb der Weihnachtsmarktzeit keinen geeigneten Anlaufpunkt in der Innenstadt mit Toiletten und Einrichtungen für die Fahrer gibt. Zwar sei für den Busbahnhof ein neuer Standort am Flughafen gefunden; der betreffe jedoch nur den Fernverkehr.

Parkleitsystem: Dessen Ausfall in der vergangenen Woche zeigt laut Cis dringenden Handlungsbedarf. "Es ist statisch und störanfällig und muss erneuert werden", so Pfeifer, "das fordern wir seit Jahren."

Stadtbild: Nach der Sanierung der Querspange zwischen König- und Marienstraße hat der Gemeinderat weitere Arbeiten in der Tübinger und Marienstraße beschlossen. Zusammen mit dem Einkaufszentrum Das Gerber an der Paulinenbrücke werde man dort 2014 "ein völlig neues Innenstadtquartier sehen", so Pfeifer. Allerdings bestehe auch anderswo dringender Bedarf: "Die Kronprinzstraße sieht im Vergleich miserabel aus."

Handel: Die Cis sieht sich mit ihren großen Veranstaltungen wie den langen Einkaufsnächten gut aufgestellt - will aber noch enger zusammenrücken. "Ein Wirrwarr wie bei den Öffnungszeiten vor Weihnachten tut uns nicht gut", sagt Pfeifer. Man brauche klare Botschaften nach außen. "Der Druck durch das Milaneo wird da manche Entscheidung beflügeln", hofft er - und setzt auch auf Zusammenarbeit zwischen Cis und ECE. "Der Betreiber hat erklärt, sich in der Cis engagieren zu wollen. Das ist erfreulich", sagt der Citymanager. Darauf setzt auch die Stadt: "Das Milaneo soll über die Stadtgrenzen hinaus Kaufkraft anziehen", so OB Wolfgang Schuster, "wir zielen darauf ab, dass die Innenstadt sich erweitert." Dafür sei es wesentlich, dass Cis und ECE eine gemeinsame Strategie entwickelten. Das scheint nun zumindest nicht mehr ganz unmöglich.