Foto: Stefanie Schlecht

Am kommenden Freitag startet der Ausbau der A 81 zwischen Böblingen-Hulb und Sindelfingen.

Böblingen - Es geht los: Die Verbreiterung der A 81 auf sechs Spuren samt Überdeckelung soll am kommenden Freitag feierlich begangen werden. Erwartet wird mit dem Parlamentarischen Staatssekretär Steffen Bilger politische Prominenz aus Berlin und mit Winfried Herrmann der Landesverkehrsminister. Außerdem der Landrat und die Oberbürgermeister von Böblingen und Sindelfingen. Sie alle wollen im Rampenlicht stehen, wenn für das größte Straßenbau-Projekt der vergangenen Jahrzehnte symbolisch der Spaten in die Erde gerammt wird. Klar, denn kaum eine Autobahn in Deutschland leidet so sehr unter ihrer Last, wie das Teilstück der A 81 zwischen Böblingen-Hulb und Sindelfingen-Ost. Da ist man gern der Retter in der Verkehrs-Not.

Das Projekt wirft schon lang seine Schatten voraus. So geht zum Beispiel die radikale Umgestaltung des Böblinger Elbenplatzes auf das Konto des Autobahn-Ausbaus. Ebenso die Verbreiterung der Panzerstraße zwischen Böblingen und Schönaich. Die Verkehrsplaner haben sich in den vergangenen zwei bis drei Jahren beeilt, auf den betroffenen Strecken entlang der Autobahn die anstehenden Bauprojekte möglichst noch vor dem A-81-Ausbau durchzudrücken. Sie wussten: Wenn der kommt, müssen sie fertig sein. Sonst brechen die Städte unter dem baustellenbedingten Umleitungsverkehr vollends zusammen.

Was sich keiner so recht zu sagen traut: Für den gemeinen Autobahn-Benutzer beginnt jetzt trotzdem eine mindestens fünf Jahre andauernde Leidensphase. Sie wird Fahrbahnverengungen, Umleitungen, Staus und vermutlich auch mehr Unfälle bereithalten. Radiomoderatoren können den Passus schon mal auswendig lernen „zehn Kilometer stockend zwischen Ehningen und Kreuz Stuttgart“. Nun soll man ja nicht den Teufel an die Wand malen, aber wenn ein wichtiger Ast des am meisten befahrenen Autobahnkreuzes in Europa für fünf Jahre eine Baustelle sein wird, sind Behinderungen programmiert.

Warum diese Autobahn nun überdeckelt und auf sechs Spuren verbreitert wird, hat eine lange, lange Vorgeschichte. Sie reicht weit ins 20. Jahrhundert zurück und geht auf die Stadt Leonberg zurück, die sich vehement gegen die Führung der A 81 von Gärtringen nach Leonberg gewehrt hat. Dies war jahrzehntelang die präferierte Trasse und von allen Verkehrsplanern dringend empfohlen. In Gärtringen baute man schon mal ein Autobahnkreuz. Die Trasse sollte an Gärtringen vorbei über Dagersheim, Darmsheim, Magstadt und Renningen nach Leonberg führen. Doch es kam anders. Aus Gründen des Naturschutzes wurde der Streckenverlauf als „nicht vertretbar“ angesehen und nicht gebaut. Stattdessen wertete man die B 14 zur Autobahn auf und schleifte die A 81 über das Kreuz Stuttgart zum Dreieck Leonberg. Deshalb liegen auf diesem Teilstück heute zwei Autobahnen aufeinander: A 8 und A 81. Das Ergebnis ist eine tägliche Blechlawine enormen Ausmaßes. Nun soll es die Aufweitung der Schlagader A 81 zwischen Böblingen und Sindelfingen richten. Dabei ist das Veto der Stadt Leonberg mittlerweile 36 Jahre her. Bevor Deckel und Verbreiterung Wirklichkeit werden konnten, gab es ein jahrelanges Gezänk um die Finanzierung und Gestaltung des Deckels und der Lärmwände.

Ewig stritt man sich zwischen Landkreis, Bund und den beiden Städten um die finanzielle Beteiligung an dem Giga-Projekt. Seine geschätzten Kosten liegen bei 50 Millionen Euro – pro Kilometer. Normal sind 10. Insgesamt sollen es 360 Millionen werden. Man darf gespannt sein, wie die Rechnung am Ende ausfällt. Das zeigt, dass der Öffentlichkeit im Straßenbau vor allem zwei Dinge abverlangt werden: Geld und Geduld. Diese wird nun noch einmal fünf Jahre auf die Probe gestellt, bis dann – hoffentlich – endlich alles gut wird. Die lärmgeplagten Anwohner können dann ruhiger schlafen, der Verkehr ruhiger fließen und die Städte aufatmen. Es wurde auch langsam Zeit.