Die A 8 soll zwischen dem Kreuz Stuttgart und dem Dreieck Leonberg (im Hintergrund der Engelberg) eine vierte Fahrspur bekommen Foto: 7aktuell/Eyb

Einer der meistbefahrenen Autobahnabschnitte Deutschlands bekommt auch in der zweiten Fahrtrichtung eine vierte Spur. Die Baugenehmigung liegt vor, der Spatenstich an der A 8 zwischen Kreuz Stuttgart und Leonberg wird 2016 sein.

Stuttgart - Fast 150 000 Fahrzeuge sind täglich im Durchschnitt zwischen dem Stuttgarter Kreuz und dem Dreieck Leonberg unterwegs, dort, wo die A 8 und die A 81 eins sind. Im Nadelöhr schlechthin des baden-württembergischen Fernstraßennetzes reicht oft schon eine kleine Reifenpanne, um ein mittleres Verkehrschaos auszulösen, das auch zu langen Blechkolonnen in der Landeshauptstadt führen kann.

Zwischen Leonberg und Stuttgart gibt es seit dem Jahr 2000 de facto einen vierten Fahrstreifen, nachdem die Einfahrt Leonberg-Ost an der Steigung zur Tank- und Rastanlage Sindelfinger Wald bis zum Übergang zur A 81 in Richtung Singen verlängert wurde. Einen solchen sogenannten Verflechtungsstreifen soll es künftig auch in der Gegenrichtung geben. Das Regierungspräsidium Stuttgart hat jetzt die Baugenehmigung für das 4,4 Kilometer lange Teilstück zwischen dem Übergang der A 81 von Singen her in Richtung Karlsruhe bis zum Übergang in Richtung Heilbronn erteilt.

Der eigentliche Baustart für das 13,2 Millionen Euro teure Projekt wird allerdings nicht wie noch im Sommer vorgesehen im kommenden Jahr sein, sondern erst 2016. „Zunächst ist der Bau einer neuen Wirtschaftswegeüberführung vorgesehen“, sagt Nadine Hilber, Sprecherin des Regierungspräsidiums. Die Brücke soll das markante Bauwerk südlich der Rastanlage ersetzen, das 1936/37 entstand und vom Ausflugslokal Katzenbacher Hof in Richtung Leonberger Straße bei Sindelfingen führt. Diese Brücke, unter der keine Standspur ist und wo nicht mal mehr ein Bürgersteig hinpassen würde, wird anschließend abgerissen. „Der Straßenbau erfolgt voraussichtlich ab 2016“, sagt Behördensprecherin Hilber. Die Bauzeit ist mit drei Jahren veranschlagt.

Das Projekt dauert auch deswegen so lange, weil die Unterführung der Straße zwischen Stuttgart-Büsnau und Magstadt (Kreis Böblingen) verbreitert werden muss und weil die Einfahrt von der Rastanlage auf die A 8 länger werden soll. Unter der Brücke nach Warmbronn am langen Gefälle in Richtung Leonberg ist bereits 2013 Platz geschaffen worden.

Zum großen Aufwand des Baus, der im Behördendeutsch nicht als vierspuriger Ausbau gilt, gehört auch die Erweiterung des Parkplatzes Sommerhofen von vier auf 16 Stellplätze für Lastwagen. Noch mehr Plätze kann es nicht geben, da ein Bannwald angrenzt.

Überhaupt gibt es im sogenannten Glemswald, der in einem großen Landschaftsschutzgebiet zwischen Filderstadt und Leonberg liegt, eine Menge alter Bäume und wertvolle Natur. In der Stellungnahme des Verbands Region Stuttgart zu den Plänen des Regierungspräsidiums hieß es deshalb, dass „die Inanspruchnahme der Wälder aufgrund des vergleichsweise alten Baumbestandes besonders schwer wiegt“.

Der Eingriff mit einem zwölf Meter breiten Arbeitsstreifen neben der vierten Spur, der auch in der Stuttgarter Behörde als „erheblich“ gilt, soll sich laut Nadine Hilber aber so gut es geht in Grenzen halten. „Aus Verkehrssicherheitsgründen sind bereits heute im geplanten Baufeld sehr wenige alte Bäume vorhanden“, sagt sie. Das heißt, sie wurden schon früher beseitigt, damit sie nicht auf die Autobahn fallen können, wenn sie einmal altersschwach sein sollten.

Die Behörde hat nach eigenen Angaben Vorkehrungen getroffen, um die Auswirkungen der Bauarbeiten gering zu halten. „In ökologisch sensiblen Bereichen wird das Baufeld auf acht Meter reduziert“, sagt Nadine Hilber. Ein gewissen Breite brauche man aber, da der gesamte Baustellenverkehr hier abgewickelt und Platz für die Zwischenlagerung des Oberbodens eingeplant werden muss. Außerdem werde das gesamte Projekt von den Umweltbehörden begleitet.

Dem Gemeinderat der Stadt Leonberg, der mit einer vierten Spur mehr Verkehr erwartet und deshalb mehr Lärmschutz fordert, macht die Behördensprecherin wenig Hoffnung: „Die Prüfung ergab, dass infolge der Baumaßnahme kein gesetzlicher Anspruch auf Lärmvorsorge gegeben ist.“ Die Anwohner hätten bereits beim Ausbau des Dreiecks sowie der Strecke nach Heimsheim genug Lärmschutz bekommen. Sollte der Lärmpegel aber wider Erwarten doch stärker ansteigen als angenommen, könne der Schutz auch nachträglich erhöht werden.