Die Holz-Achterbahn Mammut ist zum Wahrzeichen geworden. Foto: Erlebnispark Tripsdrill

Es begann mit Wanderern, die gehörig nervten: Wo ist denn diese sagenhafte Altweibermühle, fragten sie ständig. Da, sagte Eugen Fischer schließlich, und baute neben seinen Hof eine Mühlenattrappe mit einer kleinen Überraschung darin. Tripsdrill war geboren.

Cleebronn - Links rattert die riesige Holzachterbahn „Mammut“, rechts erhebt sich die Burg „Rauhe Klinge“ mit Europas höchster Wildwasser-Schussfahrt und der nicht minder wilden Achterbahn „G’sengte Sau“. Doch Benjamin Fischers Aufmerksamkeit gehört der Baustelle dazwischen. Dort entsteht die diesjährige neue Attraktion im Erlebnispark „Tripsdrill“ bei Cleebronn (Kreis Heilbronn): ein riesiger Spielsandplatz mit Kletterparcours, Matschbereich, Rundholzplatz und einem 15 Meter hohen Spielturm, erzählt der 33-jährige Sohn von Co-Inhaber Roland Fischer.

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Diesmal geht es nicht um neuen Nervenkitzel, sondern eher um Nervenberuhigung. „Wir mussten jetzt auch einmal wieder etwas für die kleinsten Besucher machen“, sagt Benjamin Fischer. Tatsächlich liegt der neue Spielbereich, der die Größe von zwei Handballfeldern erreicht, strategisch günstig. Während die großen Geschwister an den umliegenden Achterbahnen anstehen, müssen die Kleinen nicht mehr quengeln, sondern haben viel zu tun, viel zu entdecken und können sich ordentlich einmatschen. Bis zu 500 Kinder könnten dort gleichzeitig spielen.

Wo bleibt die neue Sensation?

Wenn der zwischen Bönnigheim und Cleebronn gelegene Erlebnispark am 6. April seine Tore zur neuen Saison öffnet, ist der Spielplatz allerdings noch nicht ganz fertig. Und auch mit einer neuen Großattraktion hat es noch nicht geklappt. Die geplante Erweiterung des Freizeitparks auf einen benachbarten Ausweichparkplatz befinde sich gegenwärtig noch im Bebauungsplanverfahren, sagt der Park-Sprecher Birger Meierjohann.

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Trotzdem ist die kommende Saison für die Inhaberfamilie eine besondere. Denn Deutschlands erster Freizeitpark (Eigenwerbung) wird 90 Jahre alt. Alles begann damit, dass Eugen Fischer, der Großvater der heutigen Geschäftsführer Helmut (64) und Roland (63) Fischer, auf seinen Hof im Gewann Treffentrill eine Mühle stellte. Seit einigen Jahrzehnten hatte die Familie dort bereits eine Gartenwirtschaft betrieben und immer wieder hatten Wanderer nach der sagenhaften Altweibermühle gefragt, die sich dort befinden sollte und von der es hieß, dass dort betagte Damen wieder jung gemahlen würden.

Eine Legende mit Potenzial

„Mein Großvater erkannte das Potenzial dieser Legende“, sagt der Geschäftsführer Helmut Fischer. Auf Mühlsteine verzichtete Eugen Fischer übrigens im Interesse der Damen, dafür ließ er eine Rutsche einbauen. „Alt hinein – jung heraus“ inserierte er in der örtlichen Presse und kündigte zur Eröffnung am 30. Juni 1929 ein „großes Konzert“ an, aufgeführt von der „vollständigen Kapelle des Musikvereins Bönnigheim“, wie er betonte. Dazu gebe es einen Schießstand, Kinderbelustigung, Volkstanz und bengalische Beleuchtung.

Noch heute sei die 1946 nach einem Blitzschlag abgebrannte und kurz darauf wieder aufgebaute Altweibermühle das Zentrum des mittlerweile reich mit Fahrgeschäften bestückten Parks, sagt Helmut Fischer. Auch ein großes Tiergehege mit mehr als 50 Tierarten gehört seit vielen Jahren zum Angebot von Tripsdrill. Die Rutschfahrt dürfte für die meisten aber auch heute noch zu den obligatorischen Programmpunkten eines Tripsdrill-Besuchs gehören. Wer weiß, vielleicht kommt man ja doch verjüngt heraus.

Tripsdrill vs. Europapark – der Vergleich

Tripsdrill thematisiert das schwäbische Landleben um 1880. Dies zeigt sich auch in den verwendeten Baumaterialien. Kunststoff sucht man vergeblich, alles ist aus massivem Holz, die Burg ist aus Stein, Dächer sind mit alten Biberschwänzen bedeckt. Auch in der Gastronomie gibt es viele schwäbische Speisen.

Der 1929 gegründete Park ist 77 Hektar groß, 47 Hektar entfallen auf das Wildparadies. Zum Vergleich: der 1975 eröffnete Europapark misst 134 Hektar, 95 Hektar sind bebaut. Im Winter arbeiten 90, in der Saison 400 Menschen in Tripsdrill (Europapark: 3800). 2018 kamen 765 000 Besucher (5,6 Millionen). Der Eintritt kostet 33 Euro (Europapark: 52 Euro), bis elf Jahre 28 Euro (44,50). Es gibt vier große Achterbahnen, im Europapark sind es 14.

In den vergangenen drei Jahren wurde Trippsdrill von der Fachzeitschrift Kirmes & Park Revue als Europas bester Themenpark bis eine Million Besucher ausgezeichnet. Auch für den Europapark gab es mehrere Auszeichnungen, zuletzt wurde er fünfmal hintereinander in den USA zum besten Freizeitpark der Welt gekürt.