Schloss Salem Foto: dpa

Eliteschule in Salem feiert 90-jähriges Bestehen: Reformpädagogik gegen Untertanengeist.

Salem - Heute vor 90 Jahren eröffneten Prinz Max von Baden und der Reformpädagoge Kurt Hahn die Schule Schloss Salem. Doch die Feierlichkeiten anlässlich des Jubiläums sind von Leitungsstreit und Missbrauchsdebatte überschattet.

Der ehemalige Reichskanzler Max von Baden und sein früherer Privatsekretär Kurt Hahn hatten nach den Schrecken des Ersten Weltkriegs eine Vision: Nationalismus und Untertanengeist sollten ein Ende haben, die Jugend eine neue Orientierung erhalten. Am 14. April 1920 gründeten sie am Bodensee das Landeserziehungsheim Schule Schloss Salem. Dort sollten Jungen und Mädchen gemeinsam zu mündigen, verantwortungsbewussten Persönlichkeiten heranreifen.

"Nicht die schulische Bildung, sondern die Charakterbildung steht im Mittelpunkt", sagt Bernhard Bueb, der von 1974 bis 2005 das Internat leitete. "Kurt Hahns Elemente wie politische Bildung, die Erziehung zur Nächstenliebe und Erlebnispädagogik haben mich beeindruckt. Das ist die Modernität dieser Schule."

Bis heute gilt die Schule mit derzeit rund 700 Internen und 50 Externen als Eliteschmiede - das Schulgeld beträgt 30.000 Euro pro Jahr. Zu den ersten Schülern gehörte Prinz Philip, der Gemahl der britischen Königin Elisabeth II., Spaniens Königin Sophia lernte dort in den 50er Jahren. Damals waren auch viele Kinder aus dem deutschen Adel an der Schule - Salem hatte den Kindern von Widerstandskämpfern Stipendien zugesagt.