Auch die britische Post bereitet sich mit Briefmarken auf den 90. Geburtstag der Queen vor. Foto:  

Am Donnerstag feiert Königin Elizabeth II. ihren 90.Geburtstag. Sie kann nur hoffen, dass die Obamas sich diesmal eine bessere Überraschung ausgedacht haben für sie.

London - Als Königin Elizabeth II. jüngst einmal einen altpersischen Poesie-Band in die Hand nahm, konnte sie sich eines Seufzers nicht erwehren. „Geschenke wie dieses“, meinte sie wehmütig, „bekommt man heute einfach nicht mehr.“

Das kostbare Buch hatte im Jahre 1812 der Schah von Persien dem englischen König George IV. zukommen lassen. Vielleicht dachte die Queen beim Durchblättern daran, dass ihr Barack Obama vor sieben Jahren einen iPod mit seinen eigenen besten Reden gab.

Diese Woche hat der US-Präsident Gelegenheit, mit etwas Hochwertigerem aufzuwarten. Er und Michelle gehören beim denkwürdigen Neunzigsten der britischen Königin zu den Gratulanten vor Ort.

500 Dosen Ananas aus Australien

An Geschenken dürfte es zu diesem Anlass nicht fehlen. Es muss ja nicht gerade ein Weinkühler in Form eines Grashüpfers sein, wie ihn die französischen Nachbarn Elizabeth einmal überreichten. Oder 500 Kisten eingedoste Ananas. Die hatten ihr die „Aussies“, ihre Australier, geschenkt.

Mehr Mühe macht sich da schon Nadiya Hussain, die populäre Siegerin beim populären BBC-Backwettbewerb im Vorjahr. Sie zaubert für die Queen eine dreistöckige Orangentorte mit Orangenaufstrich und Orangenbuttercreme und einer violetten Marshmallow-Glasur. Sie habe, verriet Nadiya Hussain, sich etwas „besonders Buntes“ einfallen lassen, „weil das dem farbenfrohen Stil der Königin entspricht“.

Tausende von Freudenfeuern

Bunt wird es zweifellos am Donnerstag, dem eigentlichenGeburtstag, hergehen. Erst unternimmt die Queen zusammen mit Prinz Philip einen kleinen Rundgang in Windsor. In London wird „ihr“ Parlament sie gebührend würdigen, während im Hyde Park und am Tower die üblichen Böllerschüsse abgegeben werden.

Am Abend wird die Königin außerdem das erste von tausend Freudenfeuern entzünden, die im ganzen Land zu ihren Ehren aufflackern sollen. The Queen! Auf die Königin! soll man sich zuprosten von Land’s End im südwestlichen Cornwall bis zum nordschottischen John O’Groats. Und am Freitag kommen dann die Obamas zum Mittagessen. Mit ihrem Fünf-Sterne-Geschenk, hofft man bei Hofe.

Massen-Picknick entlang der Paradestraße „Mall“

Das Windsor-Protokoll nennt diese Feierlichkeiten den „zwanglosen“ Programm-Teil. Der offizielle soll Mitte Juni folgen, wenn der Geburtstag noch einmal, und dann vier Tage lang, „in aller Form“ gefeiert wird. Zu diesem Zeitpunkt finden dann Umzüge, Paraden und der Dankgottesdienst in der St.Paul’s-Kathedrale statt – was man auf der Insel an Zeremonien eben so liebt.

Daneben ist auch ein Massen-Picknick, ein „Birthday Lunch“ für 10 000 Personen entlang der Mall, der Paradestraße vor dem Buckingham-Palast, vorgesehen. Mitarbeiter aller karitativen Verbände, deren Schirmherrin die Queen ist, sollen dort festlich bewirtet werden. Allerdings ist nicht jeder glücklich mit diesem Plan.

Organisiert vom Queen-Enkel Peter Phillips

150 Pfund Eintrittsgeld nämlich sollen die Wohlfahrts-Aktivisten pro Kopf für das Vergnügen entrichten. Prinzessin Annes Sohn Peter Phillips organisiert die Feier mit Hilfe seiner australischen Firma „Sports & Entertainment Ltd“. Für seine Bemühungen erhält der Enkel der Königin eine Summe in ungenannter Höhe bezahlt.

Unmut gibt es auch wegen der hohen Preise der Andenken, die überall im Königreich anlässlich des Geburtstags ausliegen. Eine vierköpfige Familie braver Royalisten, die sich mit einem Satz Teetassen eindecken will, ist da schnell bei ein paar hundert Pfund. Die königliche Memorabilien-Industrie dürstet nach ein bisschen Profit, in diesen mageren Zeiten. Seit dem Diamantenen Jubiläum, der letzten großen Festivität, ist es nun auch schon wieder vier Jahre her.

Geschirrtuch mit königlichen Insignien

Wer etwas knapp bei Kasse ist, kann sich natürlich auch mit einem Geschirrtuch mit königlichen Insignien oder einer Dose mit Teebeuteln oder Minzbonbons eindecken. Oder vielleicht mit einem „EIIR 90“-Anstecker, gold auf schwarz.

Ein rotgoldener Teddybär mit aufgesticktem Krönchen geht dagegen mit 250 Pfund wieder ins Geld. Und für eine Spieluhr, die „God Save the Queen“ spielt, muss man gleich tausend Pfund hinblättern. Vielleicht bringen die Obamas ja eine zur Erinnerung in die Staaten zurück?