Russische Soldaten marschieren während einer Probe für die Militärparade zum Tag des Sieges. Die Militärparade findet am 9. Mai am Palastplatz statt, um den 77. Jahrestag des Sieges im Zweiten Weltkrieg zu feiern. Foto: AP/dpa/Dmitri Lovetsky

In einem Monat will Kremlchef Putin wieder groß feiern: den Sieg der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg. Doch das Blutvergießen in der Ukraine überschattet alles.

Weniger als zwei Wochen bleiben dem russischen Präsidenten Wladimir Putin noch bis zur traditionellen Militärparade am 9. Mai auf dem Roten Platz in Moskau. Ungeachtet aller verlustreichen Kämpfe in der Ukraine soll der Truppenaufmarsch und die Waffenschau an den Sieg über Hitlerdeutschland erinnern.

Will Putin an diesem Tag auch einen Sieg in der Ukraine verkünden, müssen die russischen Truppen nun deutlich vorankommen. Doch eine Großoffensive mit schnellen Geländegewinnen gibt es bisher nicht.

Trotz des Rückzugs vor Kiew und der stockenden Offensive im Osten der Ukraine soll Russlands „heiligster Feiertag“ – der „Tag des Sieges“ der Sowjetunion am 9. Mai über Nazideutschland im Zweiten Weltkrieg – „wie gewohnt“ über die Bühne gehen. „Wir werden ihn so feiern, wie wir ihn immer feiern“, sagt Kremlsprecher Dmitri Peskow.

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Schatten über dem „Tag des Sieges“

Die Vorbereitungen laufen bereits für die traditionelle Militärparade auf dem Roten Platz, bei der Tausende Soldaten aufmarschieren und die Atommacht Panzer, Raketen und Kampfflugzeuge zur Schau stellt.

Aber weil Russland Krieg führt in der Ukraine, damit Verwüstung über das Land bringt und den Tod vieler eigener Soldaten in Kauf nimmt, fällt schon jetzt ein dunkler Schatten auf das Großereignis.

Wichtigster Feiertag des Jahres

Russland und die meisten anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion feiern das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa immer am 9. Mai – im Gegensatz zu den westlichen Alliierten, die den Sieg über Nazi-Deutschland schon einen Tag zuvor begehen.

Der „Tag des Sieges“ ist in der Russischen Föderation der wichtigste Feiertag des Jahres. Er ist auch in Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Guernsey, Jersey, Kasachstan, Kirgisistan, Moldau, Serbien und Belarus ein gesetzlicher Feiertag. Die Ukraine gedenkt bereits am 8. Mai der Kriegsopfer.

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9. Mai: Kapitulation der Wehrmacht

Dieser Feiertag wurde 1965 in der damaligen in der Sowjetunion eingeführt, um an den Tag des Sieges über Nazideutschland im Zweiten Weltkrieg und das Ende des „Großen Vaterländischen Krieges“ zu erinnern.

Der deutsche Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel als Befehlshaber der Wehrmacht unterzeichnete die Kapitulationsurkunde erst am 9. Mai – kurz nach Mitternacht. Vorgesehen gewesen war die Zeremonie zwar für den 8. Mai. Aber ein Streit über die russische Fassung verzögerte den Akt.

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8. und 9. Mai 1945

Insgesamt bestätigten deutsche und alliierte Offiziere die bedingungslose Kapitulation Hitler-Deutschlands zweimal mit ihren Unterschriften: am 7. Mai im französischen Reims und in der Nacht zum 9. in Berlin-Karlshorst.

Der Beginn der Waffenruhe war bereits in Reims auf den 8. Mai um 23 Uhr festgelegt worden. In Moskau war es da schon 1 Uhr am 9. Mai. Der Westen feiert also die Waffenruhe, die Ex-Sowjetrepubliken feiern die Kapitulation.