Brad Pitt (links) und George Clooney in „Wolfs“ Foto: Apple/Smokehouse Pictures

Brad Pitt und George Clooney spielen in „Wolfs“ zwei Fixer, Nicholas Hoult ist in „The Order“ ein Rechtsextremist, und Adrien Brody verwandelt sich in „The Brutalist“ in einen ungarischen Architekten: Eindrücke von den Filmfestspielen in Venedig.

Nachdem die ersten Tage der Internationalen Filmfestspiele in Venedig in diesem Jahr dominiert waren von komplexen Frauenfiguren und den Ausnahme-Schauspielerinnen, die sie verkörpern, machten sich am ersten Festival-Wochenende in Italien nun auch die Männer mit Vehemenz bemerkbar. Nicht zuletzt, weil mit Brad Pitt und George Clooney zwei echte Superstars dem Lido einen Besuch abstatteten. Und zwar gemeinsam – und mit einem neuen Film im Gepäck.

„Wolfs“ mit George Clooney und Brad Pitt

In „Wolfs“, inszeniert vom sonst zuletzt für „Spider-Man“ zuständigen Regisseur Jon Watts, spielen die beiden zwei so genannte Fixer: Männer, die man anruft, wenn man effizient, schnell und vor allem unauffällig und ungeachtet jeglicher Legalität ein Problem aus der Welt schaffen muss. Als einsame Wölfe verrichten diese „Ausputzer“ ihre Arbeit so anonym und ungesehen wie möglich, immer allein, damit sich zu niemandem irgendwelche Spuren zurückverfolgen lassen. Doch die Wege dieser beiden fast unsichtbaren Einzelgänger, namenlos wie es sich für ihr Gewerbe gehört, kreuzen sich nun eines Nachts, als sie unerwartet den gleichen Auftrag haben.

Zwei Freunde vor der Kamera vereint

Eine prominente Staatsanwältin (Amy Ryan) weiß sich nicht anders zu helfen, als den ihr vermittelten Notfallkontakt anzurufen, als ein junger Mann, den sie mit in ein Hotelzimmer genommen hat, plötzlich blutüberströmt und leblos vor ihr liegt. Es dauert nicht lange, bis der Fremde (Clooney) vor der Tür steht und mit dem „Aufräumen“ beginnt, als plötzlich ein weiterer (Pitt) die Szenerie mit der gleichen Agenda betritt, beauftragt von der Besitzerin der Luxus-Herberge, die um ihren Ruf fürchtet. Notgedrungen und widerwillig müssen die beiden Männer zusammenarbeiten, was nicht nur durch Egos und Eitelkeiten erschwert wird, sondern vor allem dadurch, dass der Fall und seine Umstände sich schnell als deutlich komplexer und gefährlicher erweisen als zunächst gedacht.

Schon im Vorfeld der Weltpremiere am Sonntag wurde „Wolfs“ mit Spannung erwartet, nicht zuletzt, weil die beiden Hauptdarsteller, die bereits gemeinsam in den „Ocean’s“-Filmen zu sehen waren und seit Jahrzehnten gute Freunde sind, endlich mal wieder zusammen vor der Kamera standen. Auch das Timing in Venedig hatte für Gesprächsstoff gesorgt, schließlich war gerade erst Angelina Jolie vor Ort, mit der Pitt nach wie vor im erbittertem Scheidungskrieg liegt. Dass es im letzteren auch um vielfach getätigte Vorwürfe häuslicher Gewalt gegen sie und die Kinder geht, scheint auch auf dem Lido die wenigsten Fans und Medien allzu sehr zu beschäftigten, wie lange Schlangen schon morgens am roten Teppich und vor der Pressekonferenz zeigten.

Statt im Kino startet der Film bei Apple TV+

Filmisch allerdings erwies sich „Wolfs“, der außer Konkurrenz gezeigt wurde, als kaum der Rede wert. Ein paar gelungene Gags über alternde Männer und einige originelle Sequenzen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Film über weite Strecken eher eine maue Nummer ist, die entweder im Humor viel überdrehter oder ein deutlicher ernsthafterer Thriller hätte sein müssen. Auch weil das ganze große Charme-Feuerwerk, das man sich von den beiden angeblich üppig bezahlten Stars und Mit-Produzenten im Zentrum erhofft hatte, meist ausbleibt. Dass Apple TV+ den geplanten Kinostart abgesagt hat und den Film direkt auf seiner Streamingplattform auswertet (ab 27. September), ist kein allzu großer Verlust.

„The Order“ mit Nicholas Hoult und Jude Law

Auf der großen Leinwand des Palazzo del cinema deutlich besser aufgehoben war dagegen der Wettbewerbsbeitrag „The Order“ von Justin Kurzel. Der australische Regisseur hat in seinen Filmen einen Hang zu realen Kriminalfällen und widmet sich dieses Mal der Jagd des FBI nach dem US-amerikanischen Rechtsextremisten Robert Jay Mathews (gespielt von Nicholas Hoult), der in den 1980er Jahren damit begann, die Titel gebende, bewaffnete Terrormiliz aufzubauen, die mit Raubüberfällen und Bombenanschlägen auch gegen die Regierung vorgehen sollte.

Kurzel erzählt diese reale Geschichte als Polizeithriller mit Jude Law als FBI-Agenten im ländlichen Westen der USA, der früher als andere ahnt, was sich da zusammenbraut, und Tye Sheridan als jungem lokalen Cop, der das örtliche Neonazi-Milieu noch aus Schulzeiten kennt.

Ganz ohne Genre-Klischees kommt er dabei nicht aus, vom traumatisierten, ketterauchenden Ermittler bis hin zu Kamerafahrten aus der Vogelperspektive über Autos auf einsamen Straßen durch die Wälder. Doch von eindringlicher Spannung, die sich nicht zuletzt über die faszinierende Filmmusik seines Bruders Jed vermittelt, versteht der Regisseur viel, die Schauspieler überzeugen durch die Bank, und nicht zuletzt die Bezüge, die hier zu aktuellen Entwicklungen und Ereignissen wie etwa dem Sturm aufs Kapitol im Januar 2021 hergestellt werden, machen „The Order“ oft enorm beklemmend.

„The Brutalist“ mit Adrien Brody, Guy Pearce und Felicity Jones

Emotional aufwühlend, allerdings deutlich epochaler ist derweil „The Brutalist“, ist der neue Film des früher als Schauspieler bekannten Brady Corbet. Was zunächst wirkt wie die Verfilmung einer realen Biografie, erweist sich als fiktionale Geschichte, erdacht von Corbet und seiner Ehefrau Mona Fastvold. Sie zeigen nun das Leben des ungarischen Architekten László Tóth (Adrien Brody), der als Jude den Holocaust überlebt und es 1947 in die USA schafft, wo er nach viel Mühsal und gefördert von einem reichen Klienten (Guy Pearce) ein modernistisches Denkmal entwerfen soll, während er gleichzeitig darum bemüht ist, seine Ehefrau Erzsébet (Felicity Jones) nach langen Jahren der Trennung nachzuholen.

Ein maßloser, schwerer Brocken

Dem Monumentalen der Architektur, um die es hier geht, versucht Corbet, der zum zweiten Mal um den Goldenen Löwen konkurriert, filmisch zu entsprechen. Die Themen sind in „The Brutalist“ so groß wie die Tragik, die Handlung erstreckt sich über fast 40 Jahre und gedreht wurde auf Zelluloid und in 70mm. Das ist weitestgehend eindrucksvoll anzusehen, auch weil Oscar-Gewinner Brody in der Titelrolle so intensiv aufspielt wie seit Jahren nicht. Die Laufzeit von über dreieinhalb Stunden samt Pause macht den Film allerdings auch zu einem etwas maßlosen, schweren Brocken.