Die Taxifahrer haben kaum noch Passagiere – dafür aber Erfahrung bei medizinischen Transporten. Deshalb wollen sie Impfstoff fahren. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Die Taxibranche ist massiv vom Teil-Lockdown betroffen, weil es keine Feiern, Feste, Konzert- oder Restaurantbesuche mehr gibt. Novemberhilfen erhält sie aber nicht. Jetzt bringt sie sich mit einer anderen Idee in Stellung.

Stuttgart - Wie viele Branchen leidet auch das Taxigewerbe unter den Corona-Beschränkungen. In Stuttgart hat man jetzt eine Idee, wie man die Umsatzausfälle zumindest ein bisschen auffangen könnte: Die Taxler wollen beim Transport möglicher Impfstoffe helfen. Die Stuttgarter Taxi-Zentrale (Taz) hat in dieser Sache das Sozialministerium, das Regierungspräsidium und verschiedene Behörden der Stadt Stuttgart angeschrieben. „Das Taxi in seiner Aufgabe als Daseinsvorsorge kann den logistischen Teil übernehmen“, sagt Taz-Vorstand Iordanis Georgiadis. Das Fahrpersonal sei schließlich schon seit vielen Jahren durch wichtige Blut- und Organtransporte entsprechend geschult. „Zusätzlich sind alle unsere Fahrzeuge GPS-unterstützt, sodass wir immer die Nachverfolgung gewährleisten könnten“, so Georgiadis.

Beim Sozialministerium Baden-Württemberg sieht man das Angebot zumindest in einer frühen Impfphase als nicht realistisch an. „Diese Logistiklösung kommt aus mehreren Gründen derzeit für das Land nicht infrage“, sagt Sprecher Markus Jox. Hauptproblem sei, dass der vermutlich als erster zur Verfügung stehende Impfstoff sehr sensibel sei und bei extremer Kühlung von minus 70 Grad transportiert werden müsse. „Hierfür ist ein spezialisierter Logistiker vonnöten“, so Jox. Aufgrund der anspruchsvollen Kühlung sei eine Impfung in den Arztpraxen zunächst nicht geplant. Sie solle erst im Frühsommer schrittweise beginnen. Außerdem seien „beim Transport des Impfstoffs derzeit verschärfte Sicherheitsvorkehrungen vonnöten“.

„Natürlich können wir nicht eine derartige Kühlung garantieren“, sagt Georgiadis. Allerdings sei ja noch nicht ganz sicher, wann welcher Impfstoff zugelassen werde und es gebe durchaus Kandidaten, die sich deutlich einfacher transportieren ließen. Er warnt davor, auch bei einer späteren Belieferung von Arztpraxen die Taxibranche komplett zu vergessen: „Das Taxi muss in die Planung mit rein.“ Das offizielle Schreiben, das die Taz jetzt vom Sozialministerium bekommen hat, klingt an diesem Punkt denn auch recht vorsichtig. Man bedankt sich für das Hilfsangebot und merkt an, „zum jetzigen Zeitpunkt“ bestehe kein Bedarf dafür.

Die Kunden bleiben aus

Wenig Hoffnung also vorerst für die Branche, die bundesweit leidet. In Stuttgart beträgt der Umsatzrückgang der Unternehmen bis zu 80 Prozent. Geschäftsleute fehlen als Kunden wegen ausbleibender Reisen, Messen und Kongresse. Touristen bleiben ebenso weg und Veranstaltungen wie das Volksfest, Konzerte oder private Feiern gibt es auch keine mehr.

Ein großes Problem der Taxis ist dabei, dass sie keine Novemberhilfen bekommen, weil die Branche an sich ja nicht geschlossen ist und arbeiten darf. Beim Bundesverband Taxi und Mietwagen spricht man von „einem Drama“ und hat deshalb die Bundesregierung angeschrieben. „Eine Antwort steht noch immer aus“, heißt es beim Verband in Berlin.

Immerhin: In Baden-Württemberg erfährt die Branche politische Unterstützung. So gibt es Überbrückungshilfen für kleine Taxifirmen in Form des fiktiven Unternehmerlohns. Außerdem übernimmt das Land für ein halbes Jahr 80 Prozent der Tilgungsraten für die Autos, die das Gewerbe als hohe Fixkosten besonders belasten. „Das Land hat uns schon geholfen. Da geht es uns besser als manchen Kollegen anderswo“, sagt Georgiadis deshalb. Die Unterstützung läuft nun aber großteils aus. Deshalb wolle man nun selbst aktiv werden – und hoffe auf eine Einbeziehung beim Transport von Impfstoffen.