Nils Strassburg singt Elvis Foto: StN

Die Stuttgarter Sänger Nils Strassburg und Ray Martin wollen Elvis Presley interpretieren, nicht kopieren. Am 8. Januar wäre der King 80 Jahre alt geworden.

Stuttgart - Elvis Presley war 42 Jahre alt, als er 1977 in seinem Badezimmer auf Graceland starb. Würde der „King“ heute noch leben, davon ist Nils Strassburg überzeugt, der 2014 von einer Expertenjury zum besten Elvis-Interpreten in Deutschland gekürt worden ist, er würde noch immer weltweit die größten Hallen füllen.   Am Donnerstag wäre der weiße König der schwarzen Musik 80 Jahre alt geworden. Unvorstellbar, was für Stücke er seiner riesigen Fangemeinde noch beschert hätte, wäre er so alt geworden wie Udo Jürgens. Doch Elvis, sagt Strassburg, habe keine Chance gehabt. Bei dem Leben, das er lebte, sei der frühe Tod unausweichlich gewesen.

Der in den USA geborene Stuttgarter war drei, als der King starb. Seit seinem sechsten Geburtstag ist Strassburg dem Ausnahmemusiker mit dem einzigartigen Hüftschwung verfallen. Ein im Fernsehen ausgestrahltes Elvis-Konzert war sein Schlüsselerlebnis, seitdem hat er alle erreichbaren Bücher über ihn gelesen und kennt jedes seiner Stücke. Heute weiß Nils Strassburg: Ohne die vielen Tabletten hätte Elvis Presley sein Musikerleben auf der Überholspur gar nicht führen können.

„Es waren die Ärzte, die ihm Medikamente zum Schlafen gaben und Medikamente, um fit für die Konzerte zu sein“, sagt der 40-jährige Sänger, der glitzernde Jumpsuits trägt, als sei er darin zur Welt gekommen. Strassburg kann aus eigener Erfahrung sprechen: „Wenn ich von einem Auftritt heimkehre, bin ich so sehr aufgedreht, dass ich meist drei Stunden nicht schlafen kann.“ Beim King of Rock’n’Roll, dem die Welt zu Füßen lag, dürfte das noch extremer gewesen sein. Die Aufputschmittel hätten ihm ein gutes Gefühl gegeben, weshalb er nicht mehr davon loskam und sie in immer höherer Dosis nahm, um eine Wirkung zu spüren.

Elvis ist seit 34 Jahren tot – und lebt auf der ganzen Welt im Bling-Bling-Fummel weiter, ob auf Jahrmärkten oder Theaterbühnen. Weltweit soll es 50 000 Elvis-Imitatoren geben. In Stuttgart, in der Stadt, in der Presley niemals ein Konzert gegeben hat, aber 1958 backstage beim Auftritt von Bill Halley auf dem Killesberg dabei war, rocken zwei, die ihn interpretieren wollen und keineswegs kopieren: neben Nils Strassburg ist dies Ray Martin, der gerade die erste Show des Friedrichsbau Varietés in der neuen Spielstätte auf dem Pragsattel unter dem Titel „Celebrating The King“ bestreitet. Am Donnerstag, also am 80. Geburtstag von Elvis, soll es ein Special geben. Vor einigen Jahren war Ray Martin in die USA gereist und enttäuscht vom Presley-Anwesen Graceland zurückgekehrt. „Dort ist viel zu viel Kommerz“, ärgerte er sich.

Nicht alles an Elvis the Pelvis kann Idylle sein. Fett und kurzatmig war er zum Schluss, seine Stimme wund gerieben, die Mimik erstarrt. Die Tragik eines Mannes, der bereits mit 42 Jahren an seiner eigenen Legende zugrunde gegangen ist.

Will noch jemand behaupten, für einen Mythos sei’s eine Gnade, früh abzutreten, weil ihm damit das Altern eines Popgotts erspart bleibt? Im Publikum von Ray Martin und Nils Strassburg sitzen mitunter Menschen, die nicht viel später als Elvis geboren und längst aus der Suchtklinik entlassen sind. Einer Droge aber sind sie noch immer verfallen. Die Droge heißt Rock’n’Roll.

Ray Martin feiert am Donnerstag, 20 Uhr, mit dem Varieté-Ensemble und Überraschungen den 80. Geburtstag des Kings im Friedrichsbau (es gibt noch Karten unter Telefon 0711 / 225  70 70). Mit zehnköpfiger Band und Entertainer Michael Gaedt lässt Nils Strassburg am 11. Februar, 20 Uhr, im Theaterhaus Elvis hochleben. Karten unter 0711 / 4 02 07 20.