Ihre Zukunft ist nun nicht länger ungewiss: Das Tierheim bekommt mehr Geld von der Stadt und damit Planungssicherheit für das Unterbringen und Versorgen der Tiere. Foto: dpa

Nach langem Streit um die Höhe des städtischen Beitrags haben sich das Tierheim Botnang und die Stadt geeinigt. OB Fritz Kuhn kündigte eine Kopf-Pauschale von 77 Cent an, die jährlich um einen Cent steigt. Die Höhe der Kopf-Pauschale läge bundesweit im höheren Durchschnitt.

Stuttgart - Es gab Cola, Wasser und Apfelsaft im Festsaal des Stuttgarter Rathauses. Dabei wäre ein Gläschen Sekt durchaus dem Anlass angemessen gewesen. „Wir haben uns vorher geeinigt“, sagte Oberbürgermeister Fritz Kuhn fast beiläufig – und als sei dies nicht anders zu erwarten gewesen. Dabei bedeutet dieser schlichte Satz das Ende eines monatelangen und teils hitzigen Streits zwischen Stadt und Tierschutzverein um den städtischen Beitrag.

Nach diesem langen Ringen hat die Stadt sich nun auf einen der beiden Vorschläge des Tierheims eingelassen – allerdings muss der Gemeinderat noch zustimmen. Das erste Angebot des Tierheims schlug eine jährliche Pauschale in Höhe von 500.000 Euro vor. Das zweite Angebot – auf das man sich nun geeinigt hat – geht von einer jährlichen Kopf-Pauschale von 0,77 Euro pro Einwohner aus. Das entspräche, rechnet Kuhn vor, bei einer derzeitigen Einwohnerzahl von rund 590.600 Bürgern einer Summe von etwa 454.000 Euro jährlich. Als Berechnungsgrundlage werde jedes Jahr die tatsächliche Einwohnerzahl genommen.

Warum aber macht der Verein zwei Angebote, von denen eins besser und eins schlechter für das Tierheim ist? „Das ist nur am Anfang so, denn der Vertrag sieht eine jährliche Steigerung der Kopfpauschale von einem Cent vor“, sagt Angelika Schmidt-Straube, die Vorsitzende des Tierschutzvereins Stuttgart. Somit würde bereits nach vier Jahren eine Angleichung sowie nach acht Jahren ein Ausgleich geschaffen. „Durch die Dynamik dürfte zudem die Fortdauer der Vereinbarung über viele Jahre gewährleistet sein“, sagte Martin Pechmann, Assistent der Geschäftsleitung des Tierschutzvereins. „Wenn so etwas läuft, bleibt es meist dauerhaft.“

Zunächst einmal ist der Vertrag, der ab dem 1. Januar 2014 gültig ist, auf fünf Jahre befristet. Er könne aber jederzeit verlängert werden, sagt Ordnungsbürgermeister Martin Schairer. Dazu werde man sich wieder zusammensetzen. Doch auch bis dahin will man im Gespräch bleiben: Künftig kommen Stadt und Tierschutzverein jährlich zu einer Arbeitsbesprechung zusammen, um zu klären, was optimiert werden könnte.

Und Stuttgart hat doch ein Herz für Tiere

Warum aber ist die Stadt nun bereit, die Kopf-Pauschale von 77 Cent zu zahlen? „Wenn eine Stadt plötzlich mehr als das Doppelte an städtischem Beitrag für das Tierheim bezahlen soll, dann muss sie erst einmal erschrecken“, sagt Kuhn und erklärt damit die lange Zeit, die bis zur Einigung verstrichen ist. Letztlich aber habe man sich kundig gemacht und im bundesweiten Vergleich festgestellt, dass die bisherige Zahlung von 200 000 Euro im Jahr aufgebessert werden müsse. Die Pro-Kopf-Pauschale, so Schairer, schien dabei eine angemessene Lösung, da man damit etwa die gesetzliche Regelung zur Verweildauer der Tiere umgehe. Diese geht von 28 Tagen aus, die ein Tier im Heim zubringt – sie ist laut Schmidt-Straube aber längst überholt. „Das interessiert uns nun alles nicht mehr“, sagt Schairer. Die Höhe der Kopf-Pauschale ergäbe sich aus Erfahrungswerten, mit 77 Cent läge Stuttgart „im höheren Durchschnitt im Bundesgebiet“, sagt der Ordnungsbürgermeister.

Schmidt-Straube ist „glücklich über diesen wunderbaren Ausgang: Das zeigt, dass Stuttgart doch ein Herz für Tiere hat“. Endlich habe das Tierheim Planungssicherheit. Mit dem Geld, das in zwei Raten im Februar und August ausgeschüttet wird, könne man nun sicher rechnen – und sich anderen Aufgaben widmen, etwa der Spendenakquise. Denn Schmidt-Straube befürchtet, dass nun die Spendenbereitschaft der Bürger zurückgehe. Dabei sei das Tierheim weiterhin auf Erbschaften und Spenden angewiesen, schließlich brauche es 1,8 Millionen Euro im Jahr.

Im Jahr 2013 könne das Tierheim nun übrigens doch „sehr gut abschließen“: Durch die 350 000 Euro Spenden, einen Wohnungsverkauf und eine kleine Erbschaft.