Udo Lindenberg zu Gast in Zuffenhausen. Foto: Porsche AG/Porsche

Porsche feiert in diesem Jahr drei Jubiläen – unter anderem 60 Jahre Elfer. Aber was hat der Erfolg eigentlich mit Udo Lindenberg, Janis Joplin und anderen Künstlern zu tun?

Der Motor des Porsche 911 röhrt, der Sportwagen hält vor einem Gerichtsgebäude. Aus dem Wagen steigt ein Mann mit Hut aus, in der Türleiste leuchtet feuerrot der Schriftzug „No Panic“ auf als eine Meute von Fotografen den Fahrer bestürmt. Der Mann im Blitzlichtgewitter ist unverkennbar: Udo Lindenberg, oberster Panikrocker, bekennender Porsche-Fan.

 

Die Szene stammt aus dem jüngsten Musikvideo „Komet“, in dem der 76-Jährige gemeinsam mit dem Shootingstar „Apache 207“ singt. Das Duo ist in den Charts mit seinem gemeinsamen Hit gleich auf Platz 1 gestürmt. Obwohl der dunkle Sportwagen aus Zuffenhausen in dem Video nur einen Kurzauftritt hat, steht der Auftritt exemplarisch für eines der Erfolgsgeheimnisse des Sportwagenbauers. Porsche – und vor allem sein ikonografischer Elfer – sind längst ein globales Kulturgut geworden.

Porsche feiert in diesem Jahr drei Jubiläen

Das nutzt das Unternehmen auch in diesem Jahr, in dem es öffentlichkeitswirksam eine Menge zu feiern gibt. Um drei Zahlen kreist das Jubiläumsjahr für Porsche: Vor 75 Jahren fertigte Ferry Porsche mit seinem Team den Porsche 356 und legte damit den Grundstein für den Sportwagenbau – auch wenn der Roadster optisch seine Verwandtschaft zu einem massentauglichen Gefährt nicht leugnen konnte: dem VW Käfer. Vor 60 Jahren wiederum brachte Porsche den ersten 911 auf den Markt, an den heute wohl weltweit die meisten beim Stichwort „Porsche“ denken. Und vor 100 Jahren feierte das legendäre 24-Stunden-Rennen in Le Mans seine Premiere, bei dem Porsche im Laufe der Jahre viele Erfolge feierte.

Schon mit dem ersten Baby der Unternehmensgeschichte hat Ferry Porsche offenbar einen Nerv getroffen, der weltweit Individualisten ganz unterschiedlicher Couleur angesprochen hat: So kaufte sich in den 1960er-Jahren die Sängerin Janis Joplin in einem Autohaus in Beverly Hills für rund 3500 Dollar einen Porsche 356. Ihr Roadie Dave Richards – so sagt es die Legende – bekam von ihr noch mal 500 Dollar, mit denen er in einem Farbengeschäft einen Großeinkauf tätigte.

Wie Porsche vom Sex-Appeal der Revoluzzer profitiert

Am Ende fuhr die Sängerin mit einem Flower-Power-Porsche in allen Regenbogenfarben über die kalifornischen Highways, und wenig später dichtete sie die Zeilen zu einem Song, der Musikgeschichte schreiben sollte: „Oh lord, won’t you buy me a Mercedes Benz – my friends all drive Porsches.“ Dass Joplin mit ihrem Song die Konsum- und Kapitalismuskritik der Blumenkinder musikalisch auf einen einprägsamen Punkt brachte, hat Porsche noch nie gestört.

Im Gegenteil. Porsche profitierte schon immer vom Sex-Appeal von Revoluzzern und bunten Vögeln, die sich von der Designsprache aus Zuffenhausen angesprochen fühlten und als Porschefahrer die Stuttgarter Marke zum Strahlen brachten. So wurde der Originalwagen von Janis Joplin nach mehreren Umlackierungen vor sieben Jahren bei Sotheby’s versteigert. Sein Wert hatte sich auf 1,76 Millionen Dollar vervielfacht.

Wie Porsche mit Künstlern zusammenarbeitet

Porsche surft seit Jahren auf dieser imagefördernden Welle und kooperiert dabei mit Künstlern aus aller Welt, die sogenannte Artcars für den Sportwagenbauer entwerfen: So gestaltete der schottische Digitalkünstler Chris Labrooy im vergangenen Jahr einen weißen Porsche 911, aus dessen Vorderscheibe ein geschwungener Schwanenhals herausragte. Im November 2022 präsentierte Porsche das Kunstwerk in Shanghai – und es war gewiss kein Zufall, dass der Künstler mit dem Schwan das chinesische Symbol für Glück auswählte. China ist für Porsche ein eminent wichtiger Absatzmarkt.

Das Unternehmen greift 75 Jahre nach dem Bau des ersten Sportwagens immer wieder gezielt auf seine eigene Geschichte zurück, wenn es seine Produkte weiterentwickelt. So ist es auch im Jubiläumsjahr, in dem Porsche mit der Designstudie Porsche Vision 357 eine Weiterentwicklung seiner Sportwagen präsentiert, die optisch an den ersten 356 von Ferry Porsche angelehnt ist: „Die Proportionen mögen an das historische Vorbild erinnern“, sagt Michael Mauer, der Leiter Style bei Porsche. „Details visualisieren den Blick in die Zukunft.“

Udo Lindenberg und eine Männerfreundschaft

Die Studie ist derzeit in Berlin zu sehen – im Rahmen einer Sonderausstellung im Volkswagen-Konzernforum „Drive“. Porsche feiert unterdessen sein Jubiläumsjahr auch bei verschiedenen Events auf dem Hockenheimring und in Stuttgart. Dorthin pflegte Udo Lindenberg lange eine persönliche Freundschaft mit dem früheren Porsche Betriebsratschef Uwe Hück. Zu dieser Verbindung zweier extrovertierter Charaktere passt auch die Schlusszeile von Lindenbergs aktuellem Song: „Lass uns nochmal aufdreh’n!“

Was Porsche zum Jubiläum plant

Retro Classics
Die Oldtimermesse „Retro Classics“ in Stuttgart gibt vom 23. bis zum 26. Februar einen Einblick in die Geschichte von Porsche. Sie widmet dem Sportwagenbauer auf der Stuttgarter Messe einen Schwerpunkt in Halle 1 und im Atrium. Zudem wird in Halle 5 auch ein weniger bekannter Aspekt aus der Unternehmensgeschichte aufgegriffen: Bereits 1949 begann die Zusammenarbeit zwischen Porsche und dem Uhinger Schlepperbauer Allgaier, die bis 1963 währte.

Porschemuseum
Am 9. Juni eröffnet das Porsche Museum in Stuttgart-Zuffenhausen eine umfangreiche Sonderausstellung zum Jubiläum der Marke. Am 10. und 11. Juni rückt Porsche Deutschland das Jubiläum beim „Festival of Dreams“ am Hockenheimring in den Mittelpunkt. Im dortigen Porsche Experience Center präsentiert der Sportwagenhersteller Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Sportwagenbauers. Dazu gibt es eine Liveübertragung des 24-Stunden-Rennen von Le Mans.