Hubschrauber der Volksbefreiungsarme formen die Zahl 70 am Himmel. Foto: dpa

China braucht die Weisheit der Geschichte auch für seine Zukunft. Denn auch wenn die kommunistische Partei vieles erreicht hat – etwas fehlt, kommentiert Christian Gottschalk.

Peking - Wahrscheinlich gibt es nicht viele Länder auf der Welt, in denen die Menschen einen so ausgeprägten Stolz auf ihre eigenen Geschichte haben wie in China. Jedes Schulkind im Reich der Mitte weiß, dass es hier schon Papier, Porzellan und Schießpulver zu einer Zeit gab, als die Menschheit anderswo noch nicht einmal davon zu träumen wagte. Es gehört aber zu der enormen Widersprüchlichkeit des Landes, dass der Umgang mit der jüngeren Geschichte auf sehr spezielle Weise erfolgt. Die Feierlichkeiten zu 70 Jahren China sind natürlich auch eine Erinnerung an 70 Jahre Mao, der die Volksrepublik am 1. Oktober 1949 gegründet hat. Dass Millionen von Chinesen unter ihm zu Tode kamen, wird nicht weiter thematisiert, es werden ausschließlich seine Errungenschaften gepriesen. So richtig fängt die moderne Geschichtserzählung ohnehin erst nach Maos Tod 1976 und dem einmaligen wirtschaftlichen Aufstieg des Riesenreichs an.