Mit 54 historischen Fotos erweckt die Bürgerstiftung die Vergangenheit Waldenbuchs zum Leben. Foto: Claudia Barner

Die Bürgerstiftung Waldenbuch geht zum Stadtjubiläum mit einem Fotoprojekt auf Zeitreise. In Geschäften lassen alte Fotos die Vergangenheit lebendig werden.

Waldenbuch - Wer über die Waldenbucher Geschichte bisher nur wenig wusste, kann diesen Mangel in den kommenden Monaten leicht beheben. Im Jubiläumsjahr 2013 steht die Historie hoch im Kurs. Eine Möglichkeit, etwas über die Vergangenheit zu erfahren, bietet die Bürgerstiftung. Ihr Vorsitzender Reinhard Ellermann und der Stiftungsrat Günther Störrle haben sich durch das umfangreiche Fotoarchiv des Hobby-Fotografen Wolfgang Härtel gearbeitet und 54 historische Motive ausgewählt.

Die Aufnahmen wurden großformatig aufgearbeitet und erwecken vor allem das Waldenbuch der 1920er- bis 1960er-Jahre zum Leben. Bis zum Jahresende werden sie in ausgewählten Geschäften, Schaufenstern oder Büros der Schönbuchstadt ausgestellt. Zum Auftakt des Fotoprojektes lud die Bürgerstiftung am Dienstagabend ins Lebensmittelgeschäft der Familie Binder.

Bilder wecken Erinnerungen

Bilder sagen manchmal mehr als Worte. Oder sie sorgen dafür, dass man ins Plaudern kommt. Als Werner Binder und seine Frau Luise die Aufnahme des Kolonialwarenladens aus dem Jahr 1969 in den Händen halten, sprudeln die Erinnerungen. „1904 hat mein Opa Wilhelm Binder das erste Geschäft im Gebäude der alten Post eröffnet. 1911 hat er dann das bäuerliche Anwesen gegenüber in der Grabenstraße gekauft, auf dessen Grundstück wir uns heute noch befinden“, erzählt der Seniorchef des Unternehmens.

Wilhelm Binder führte den Kolonialwarenladen durch zwei Weltkriege, 1947 übernahm sein Sohn Hermann die Geschäfte. 1973 stieg Werner Binder ein und erweiterte das Bauernhaus. Aus dem Einzelhändler um die Ecke wurde das Kaufhaus Binder. Neben Lebensmitteln fanden die Kunden auf zwei Stockwerken auch Haushalts- und Textilwaren sowie Farben. Zeitweise beherbergten die Räume die Nebenstelle der Kreissparkasse. Auch im Kohlen- und Ölhandel war die Familie aktiv. Sogar Tanken konnte man. „Vor unserer Tür stand eine Zapfsäule“, berichtet Werner Binder. Ihr Ende besiegelte in einer Silvesternacht ein desorientierter Lastwagenfahrer, der die Säule überfuhr.

Aktiv auf Spurensuche gehen

Reinhard Ellermann und Günther Störrle hoffen darauf, dass Werner Binder und sein Sohn Christof diese und andere Geschichten in den kommenden Monaten noch oft erzählen müssen: „Durch das Fotoprojekt können aufmerksame Besucher beim Gang durch die Straßen und Gassen von Waldenbuch erleben, wie Erinnerungen an die alte Zeit wach werden und selbst aktiv auf Spurensuche gehen.“ Dabei haben die Organisatoren Wert auf ein möglichst breit gefächertes Geschichtsbild gelegt. „Das Fotoprojekt bildet die vergangenen 113 Jahre ab. Die Aufnahmen zeigen markante Orte, alte, teils nicht mehr existierende Gebäude, Straßenzüge, Hochzeitsgesellschaften, alte Gasthöfe, Aufnahmen vom Bau und der Stilllegung der Bahnstrecke durchs Siebenmühlental und vieles mehr“, verrät Reinhard Ellermann und empfiehlt allen Besuchern der Stadt: „Halten Sie die Augen offen!“