An der Heilbronner Straße eröffnet in wenigen Tagen das neue Aloft-Hotel – drei weitere Hotels werden in den nächsten zwei Jahren im Europaviertel noch folgen Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Jede Menge Läden, Büros, Bücher und auch Bewohner sind schon da – jetzt kommen die Übernachtungsgäste dazu. Im Europaviertel beim Hauptbahnhof eröffnet kommende Woche das erste Hotel. Drei weitere werden noch folgen.

Stuttgart - Wer beim Shoppen in den 200 Läden des Einkaufszentrums Milaneo schwächelt, kann theoretisch im selben Gebäudekomplex eine Auszeit nehmen und am nächsten Tag weitermachen. Das neue Aloft-Hotel, das am 29. Juli seine Pforten öffnet, ist auf Tuchfühlung mit dem Ladenzentrum. Die Eröffnung des Hotels mit 165 Zimmern an der Heilbronner Straße ist nur der Anfang beim Aufbau von neuen Hotelkapazitäten im Europaviertel.

Im kommenden Jahr will die Steigenberger-Gruppe gleich nebenan im Hotel- und Wohnhochhaus Cloud No. 7 ebenfalls rund 175 Zimmer und Suiten auf den Markt bringen. Weitere 300 Gästezimmer entstehen in den nächsten zwei Jahren dann noch auf einem verhältnismäßig kleinen, dreieckförmigen Grundstück zwischen der Wolframstraße und der künftigen Stadtbahnhaltestelle bei der Stadtbibliothek. Hier sind je 150 Zimmer für ein Hotel der Marke Holiday Inn Express sowie Hampton by Hilton geplant. Insgesamt wird das Europaviertel in den vier Hotels über knapp 650 Zimmer verfügen.

Die beiden Nachzügler waren zunächst auf der anderen Seite der Wolframstraße geplant: an der Zufahrt zum Nordbahnhofviertel auf dem Gelände eines früheren Autoteile-Händlers. Doch der Grundstückshandel hat sich zerschlagen.

Theoretisch kommt für einen Hotelbau auf dem sogenannten A1-Areal von Stuttgart 21 jetzt noch das Baufeld 4 infrage. Dieses liegt an der Heilbronner Straße zwischen dem Komplex mit dem Aloft-Hotel und den Bankgebäuden an der Heilbronner Straße. Zuletzt war es aber vor allem im Zusammenhang mit den Überlegungen im Gespräch, weitere Kongressräume zu bauen. Darum kümmern sich zurzeit Finanz- und Wirtschaftsbürgermeister Michael Föll (CDU) sowie der Chef von Stuttgart-Marketing, Armin Dellnitz.

Treffpunkt von Städtereisenden aus aller Welt und lokalen Musikszenen?

Die Aloft-Hotelmarke ist ein Produkt der weltweit tätigen Starwood-Hotelgesellschaft. Sie will einen Treffpunkt schaffen von Städtereisenden aus aller Welt und den lokalen Musikszenen. Nicht von ungefähr hat die Hotelkette jetzt zur Eröffnung ihrer neuen Häuser in Stuttgart und München die Suche nach lokalen Musikgruppen gestartet, die für den Auftritt bei der Eröffnungsfeier infrage kommen. In Stuttgart wird die Gewinnerband am 10. September auftreten können (Bewerbungen sind auf der Internetseite www.liveatalofthotels.de möglich).

In den Aloft-Hotels gibt es immer eine Bar mit regelmäßigen Liveauftritten von Nachwuchskünstlern. Außerdem setzt die Hotelkette auf viel neue Technik. Die Gäste sollen mit dem Smarttelefon einchecken können und im Hotel reichlich Geräte finden, an denen sie Informationen über die Stadt oder ihre E-Mails abrufen und ausdrucken können. Besonderer Gag: Bestellungen aufs Zimmer und die Hotelrechnung soll ein Roboter überbringen.

Umworben wird von Aloft „eine neue Generation von Reisenden“. Zum Beispiel Jungunternehmer. Die Übernachtung in dem Haus, das sich über sechs Obergeschosse erstrecken und auch einen Fitnessraum bieten wird, soll zum Preis ab 95 Euro pro Person samt Frühstück möglich sein.

Auch Steigenberger will im Europaviertel neue Wege gehen. Wie zuvor nur in Amsterdam, soll in Stuttgart ein neues Haus der Marke „Jaz in the city“ entstehen: trendig, hip und jung. Es solle, so hat Steigenberger verlautbart, „den Puls der Zeit erfassen“.

Im Umfeld des Europaviertels geht die Expansion auf Stuttgarts Hotelmarkt weiter. Im Bonatzbau des Hauptbahnhofs soll die Kapazität des Intercity-Hotels mindestens verdoppelt werden.

Puneet Chhatwal, Vorstandschef der Steigenberger Hotels AG, hat erst vor kurzem angekündigt, dass er neben dem Hotel im Cloud-Hochhaus und einem zweiten Intercity-Hotel möglichst auch noch gern ein Hotel im Bereich Landesmesse/Flughafen betreiben lassen möchte. Der Markt in Stuttgart, wo die Übernachtungszahlen jahrelang wuchsen, gebe das her.

Die Hotelkonkurrenz schläft aber nicht. In Leinfelden-Echterdingen hat jüngst, nach verschiedenen Hotelprojekten in den vergangenen Jahren und der Ankündigung eines Moxy-Hotels im Gewerbegebiet in nächster Nähe zum Flughafen ein Dorint-Hotel mit 155 Zimmern geöffnet. Ebenfalls direkt am Flughafen wird in absehbarer Zeit anstelle des alten Verwaltungsgebäudes der Flughafengesellschaft ein Hotel entstehen. Es wird das dritte direkt bei Flughafengebäuden und Messe sein, das zweite am Platz für die Schweizer Hotelgesellschaft Mövenpick. Gebaut wird es vom Stuttgarter Unternehmen Stinag.

In den nächsten zwei Jahren sei schon mit mehr als 2000 zusätzlichen Betten in Stuttgart zu rechnen, sagte der Tourismus-Werber Dellnitz. Das sei sehr viel. Die Steigenberger-Pläne sieht er mit Wohlgefallen, denn dieses Unternehmen plane nicht fahrlässig, sondern auf der Basis gründlicher Marktanalysen.

Davon abgesehen sieht Dellnitz im Moment keine Notwendigkeit für weitere Drei- und Vier-Sterne-Häuser. Einen wirklichen Mangel und einen Bedarf gebe es an einem First-Class-Haus mit fünf Sternen, damit man ausländische Gäste noch besser ansprechen könne.