Mundelsheim wurde 1595 an Württemberg verkauft. Danach gehörte es zum Oberarmt Beilstein und später zu Marbach. Foto: Archiv (KS-Images.de)

Die Weingemeinde Mundelsheim feiert in diesem Jahr die Verleihung des Stadt- und Marktrechts im Jahr 1422. Neben mehreren Veranstaltungen gibt es auch Jubiläumswein und eine Sonderedition der Fruchtsaftkelterei Schütz.

Mundelsheim - Die Neckar- und Weingemeinde Mundelsheim hat eine bewegte Geschichte: Nach dem Zerfall des Herzogtums Schwaben kam der Ort in den Besitz der Markgrafen von Baden. Diese gaben ihn im 13. Jahrhundert den Herren von Urbach zum Lehen, die ihre Stellung fortan zu stärken suchten. Sie erreichten, dass der König (und spätere Kaiser) Sigismund, Mundelsheim im Jahr 1422 die Stadtrechte verlieh. Laut Wikipedia ist das Stadtrecht im Kern ein Marktrecht, ergänzt durch städtische Gerichtsbarkeit und Befestigungsrecht. Von eben diesen Rechten erhofften sich die Urbacher Lehnsherren – neben einer Stärkung ihres Ansehens – „wohl vor allem höhere Einnahmen durch das Marktrecht, steigende Einwohnerzahlen und wirtschaftliche Belebung, um ihre ständig leeren Kassen zu füllen“, wie es im Heimatbuch der schwäbischen Gemeinde nachzulesen ist. Für die Bürger aber sei das neue Stadtrecht zunächst einmal eine recht teure und beschwerliche Sache gewesen, „denn im Frondienst mussten nun Befestigungsanlagen wie Mauern, Gräben und Tore angelegt werden“.

Ein Mittelaltermarkt ergänzt den Pfingstmarkt

Heute ist von dieser Beschwerlichkeit nur wenig zu spüren. Die Mundelsheimer blicken mit Stolz auf das 600-Jahr-Jubiläum, das die eigenen Marktrechte in den Fokus nimmt. Bis heute finden im Ort zweimal jährlich Märkte statt: der Pfingstmarkt im Juni und der Martinimarkt im November. Veranstaltungen, die zahlreiche Besucher anlocken. Alle zwei Jahre wächst der Pfingstmarkt zudem um die Handwerkerstraße. Ein Publikumsmagnet, mit dem die Gemeinde auch im Jubiläumsjahr 2022 punkten will – unter anderem. Denn der große historische Anlass soll gebührend gefeiert werden. „Das Thema zieht sich durch das ganze Jahr und auch die Vereine greifen es auf“, so Özlem Bas, die für Gemeindemarketing und Öffentlichkeitsarbeit zuständig: „Wir sind zwar noch in der Planungsphase, aber am 6. Juni ist zum Pfingstmarkt auch ein kleiner Mittelaltermarkt angedacht.“

600 Jubiläumsbäume für die Gärten der Bürger

Mit Corona im Nacken ist die Planung aber natürlich nicht ganz einfach. Fest steht jedoch, dass für jedes der 600 Jahre seit dem Erhalt des Marktrechts, ein Baum gepflanzt werden soll – und zwar in den Gärten der Bürger. Die können, wahrscheinlich werden es Obstbäume sein, ein Exemplar erwerben und es mit der Jubiläumsplakette im eigenen Grün einpflanzen. Neben diesem symbolischen Zeichen hat die örtliche Fruchtsaftkelterei Schütz außerdem eine Sonderedition zum Thema Marktrecht herausgebracht. Und der Mundelsheimer Käsbergkeller wird die Feierlichkeit ebenfalls mit einem eigenen Jubiläumswein krönen, auf dem dann das Logo „600 Jahre Marktrecht“ prangt.

Anna Fink vom Geschichtsverein ergänzt die Jubiläums-Vielfalt in der Gemeinde mit einem weiteren Veranstaltungstipp: Direkt nach der Mitgliederversammlung des Geschichtsvereins am 16. März soll nämlich um 20 Uhr in der TV-Halle am Wertweg ein Vortrag von Hermann Ehmer über „600 Jahre Stadt- und Marktrecht in Mundelsheim“ stattfinden. Ale Interessierten, auch jene von außerhalb von Mundelsheim, sind dabei willkommen.

1595 wurde Mundelsheim verkauft

Anna Fink hat sich aber auch selbst an die Recherche begeben. Die haben ergeben: 1595 wurde Mundelsheim an Württemberg verkauft. Bis 1806 war der Ort außerdem Sitz eines Amtes, das zunächst im Oberamt Beilstein aufging. Bei der weiteren Umsetzung der Verwaltungsgliederung im Jahr 1806 gegründeten Königreich Württemberg wurde Mundelsheim schließlich nur kurz später 1807 dem Oberamt Marbach zugeordnet.

Die beiden hier genannten Städte haben Mundelsheim voraus, dass sie weitaus früher das Stadtrecht erhielten. Für Beilstein, so ist in den 1983 erschienenen und von Dietmar Rupp und Otto Rohn zusammengestellten Texten zu „Beilstein in Geschichte und Gegenwart“ zu lesen, gilt, dass der Ort sogar bereits vor dem Jahr 1304 zu der Stadt-Gründung gekommen sei. „Eine Stadtgründung in jener Zeit geht immer von einem Stadtherrn aus, den wirtschaftliche, politische oder militärische Überlegungen zu einem solchen Schritt veranlassen.“

Marbach hatte sogar 1009 schon einen Markt

Für Beilstein sei zwar keine Stadtrechtsurkunde überliefert, dennoch lasse sich der Zeitraum verhältnismäßig eng umschließen. „Ausdrücklich Stadt genannt wird Beilstein im Jahre 1304.“ Ein Schultheiß namens Hartmut von Beilstein werde zudem bereits im Jahr 1294 erwähnt. Ein Amt, das um diese Zeit wohl kaum in einer dörflichen Siedlung, sondern eher in einem städtischen Gemeinwesen zu suchen war.

Und der Marbacher Stadtarchivar, Albrecht Gühring, hat weitere Informationen ausgegraben, die Hans-Ulrich Schäfer in der Stadtgeschichte, Band 1 aus dem Jahr 2002, niedergeschrieben hat: „Im Jahre 1009 erhielt der Bischof von Speyer für Marbach das Recht, Märkte abzuhalten, Zölle zu erheben und Münzen zu schlagen. Das Münzrecht wurde ihm neu verliehen. Im Gegensatz dazu wurde ihm das Marktrecht lediglich bestätigt. Daraus ist zu schließen, dass in Marbach schon vor 1009 ein Markt bestand.“

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