So bleibt man jung: Bei der 60-Jahr-Feier des Stadtteiles Giebel zeigte eine Gruppe von Seniorinnen ein paar Übungen aus ihrem Fitness-Programm. Foto: Georg Friedel

60 Jahre Giebel ist ein Grund zum Feiern: Rund 500 Besucher kamen am Samstag zum Stadtteilfest. Auf der Bühne wurde ein buntes Programm abgespult, auch musikalisch war einiges geboten.

Giebel - Wie war das im neuen Stadtteil? Waltraud Illner kam 1953 auf die Welt, im Dezember 1954 zog sie mit ihren Eltern in das Wohngebiet, das vor 60 Jahren auf Feldern zwischen Weilimdorf und Gerlingen entstand. „Als Kinder konnten wir auf der Straße spielen, denn es gab praktisch keinen Autoverkehr.“ Die Rappachschule besuchten damals 1500 Schüler. „Wir waren 50 Kinder in unserer Klasse“, berichtet Illner bei der Gesprächsrunde mit Bezirksvorsteherin Ulrike Zich.

Entwicklung zu einem lebenswerten Wohnort

Eine Generation älter ist Maria Seethaler. Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde sie aus dem südlichen Mähren, das heute Teil der Tschechischen Republik ist, vertrieben. 1954 fand sie im Giebel eine neue Heimat. Die heute 85-jährige Frau und ihr Mann bekamen vor 60 Jahren von der Baugenossenschaft „Neues Heim“ als eine der ersten Familien eine neue Wohnung zugesprochen. Doch der Platz war nicht üppig: Die Wohnung maß 56 Quadratmeter und hatte drei Zimmer. Sieben Personen mussten darin Platz finden. Denn Maria Seethaler und ihr Mann hatten bereits vier Kinder und das Fünfte war unterwegs. Maria Seethaler hat noch heute dieselbe Adresse. Aber schon länger lebt sie als rüstige Seniorin allein in den eigenen vier Wänden.

Wie sie waren die meisten Neubürger damals Vertriebene. „Es ging darum, in kurzer Zeit vielen Flüchtlingen aus dem Osten eine neue Bleibe und Heimat zu schaffen. Dank der Tatkraft seiner Bewohner hat sich diese Neugründung in den letzten Jahrzehnten zu einem lebenswerten Wohnort im Nordwesten Stuttgarts entwickelt“, sagt Fritz Mutschler. Der Vorsitzende des Bürgervereins Giebel und Bergheim begrüßte am Samstagmittag die Besucher des Stadtteilfestes auf dem Ernst-Reuter-Platz. Er war zudem als Festkoordinator schon früh auf den Beinen, managte alles bestens und freute sich über die Resonanz. Rund 500 Gäste tummelten sich am Nachmittag und Abend auf dem Platz.

Geburtstagsständchen zum Sechzigsten

Auf der Bühne wurde ein buntes Programm abgespult. Von 13 bis 22 Uhr präsentierten sich die örtlichen Vereine und Organisationen. Auch musikalisch war einiges geboten. Eröffnet wurde das Stadtteilfest von dem Giebeler Pianisten Daniel Sissenich, abends spielten „Djembe Lamp Fall“ aus dem Senegal traditionelle Musik und Afro-Beat. Danach sorgten Fidgety Feet und The Fabulous South Tunes für Stimmung. Das passende Geburtstagsständchen zum Sechzigsten gab Roland Engler zum Besten.

In den Zelten rund um die Bühne boten die beiden Kirchengemeinden, Vereine, örtliche Einrichtungen und Geschäfte allerlei Unterhaltsames, aber auch Leckereien an. Das Fest wurde unter anderem mit Mitteln der Sozialen Stadt finanziert.