Michael Steiner (Porsche, l.) und Hannes Ametsreiter Foto: Eibner/Biniasch

Der Sportwagenbauer nutzt in seinem Entwicklungszentrum in Weissach jetzt eines der schnellsten Mobilfunknetze Europas. Doch bis die Technik in Serie geht, vergehen Jahre.

Weissach - Im Porsche-Entwicklungszentrum sollen nicht nur Sportwagen auf Rasanz getrimmt werden, auch der Datenstrom zwischen Testwagen, Prüfständen und Ingenieuren bekommt jetzt einen Turbo angeflanscht: Gemeinsam mit dem Mobilfunkanbieter Vodafone weihte die PS-Schmiede am Dienstag ein 5G-Mobilfunknetz ein. Es erlaubt im Vergleich zum derzeit schon verfügbaren 4G-Netz noch einmal deutlich höhere Übertragungsraten. So können etwa Telemetriedaten rasend schnell von der Weissacher Teststrecke übertragen werden. „Wir erhalten Daten von Radar-oder Lidar-Sensoren in Echtzeit am Prüfstand. Das erlaubt wesentlich kürzere Entwicklungszyklen“, sagte Porsche-Entwicklungsvorstand Michael Steiner. Die Kooperation zwischen Vodafone und Porsche soll zeigen, was technisch derzeit möglich ist.

 

Datenturbo braucht mehr Stationen

Das ultraschnelle Mobilnetz strahlt über das gesamte Porsche-Gelände am nördlichen Zipfel des Landkreises Böblingen. Vodafone errichtete dort zwei 5G-Basisstationen sowie mehrere zusätzliche Antennen. Die Krux an dem Datenturbo besteht darin, dass die Stationen eine wesentlich geringere Reichweite haben und das Netz viel engmaschiger aufgespannt werden muss. Nur so lassen sich die hohen Datenraten erzielen. Bei der Vorstellung ließen Porsche und Vodafone aber auch ihre Fantasie spielen, was denn bei der rasanten Internetanbindung im Auto noch alles denkbar ist.

„Damit kann ein Auto potenziell noch mehr zum Büro oder zum Wohnzimmer werden“, sagte Vodafone-Deutschland-Chef Hannes Ametsreiter. Mit 5G ließen sich unterwegs HD-Filme streamen oder datenintensive Anwendungen nutzen. Doch noch ist das Zukunftsmusik: „Erst bei den Fahrzeugen, die wir jetzt gerade entwickeln, werden 5G-Modems enthalten sein“, sagte Michael Steiner. Bei Entwicklungszyklen von drei bis vier Jahren kommen diese frühestens 2024 in Serie. Bis dahin nutzt Porsche den Datenturbo für seine Entwicklung – und hat dabei auch die Fahrzeug-Sicherheit im Blick.

Geräte können schneller kommunizieren

„Durch den Einsatz von Schwarmintelligenz können 5G-vernetzte Fahrzeuge sich zum Beispiel gegenseitig warnen, wenn Gefahr droht“, sagte Steiner. Die Technologie erlaube eine viel schnellere Echtzeit-Kommunikation von Geräten untereinander. Mit der sogenannten Latenzzeit wird die Verzögerung zwischen dem Auftreten eines Ereignisses und dem Folgeereignis beschrieben. Also zum Beispiel dem Erkennen eines Hindernisses auf der Fahrbahn und dem automatischen Bremseingriff. „Wenn Sie mit einem Porsche auf die Wand fahren, sind 40 Millisekunden sehr viel“, sagte Ametsreiter. Mit 5G läge die Latenz bei 10 Millisekunden.

Ametsreiter sparte nicht mit Kritik für die Praxis der Versteigerung von Mobilfunk-Lizenzen, die zwar dem Staat Milliarden einbrächte, diese aber den Mobilfunkanbietern entzöge. „Hätte man die 6,6 Milliarden Euro für die 3,5-Gigahertz-Lizenzen in den Netzausbau gesteckt, hätten wir heute keine Funklöcher mehr in Deutschland“, sagte er. Deutschland müsse als Industrie- und Hochlohnland auf Technologieführerschaft setzen, sagte der Vodafone-Chef.

5G-Technologie

Mobilfunk
Die 5G-Technologie ist nach EDGE (2G), UMTS (3G) und LTE (4G) die vierte Mobilfunk-Generation und erlaubt Datenraten von bis zu 10 Gigabit pro Sekunde, was ungefähr dem Zehnfachen der derzeit bei LTE möglichen Download-Geschwindigkeit entspricht.

Technologie
Im Unterschied zu 4G ist die Reichweite von 5G-Basisstationen aber deutlich geringer. Daher werden sehr viel mehr Stationen benötigt, um eine Netzabdeckung zu gewährleisten. Der Ausbau in Deutschland steht daher noch am Anfang.