Stargast Mike Rutherford Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Am liebsten, sagt Winfried Kretschmann, tanzt er mit seiner eigenen Frau. Der Ministerpräsident hat am Freitag den Landespresseball in der Liederhalle eröffnet – Guido Wolf kam nicht. Gabriele Renz, die Vorsitzende der Landespressekonferenz, rief zum „fairen Wahlkampf in aufgeregter Zeit“ auf.

Stuttgart - „Der mit dem Wolf tanzt“ – auf diese schöne Überschrift, liebe Leserinnen und Leser, müssen Sie heute leider verzichten. Es liegt nicht daran, dass keiner mitGuido Wolf tanzen wollte. Vom Spitzenkandidaten der CDU weiß man, dass er sich mit der Landtagswahl am 13. März die Ehre sichern will, den 57. Landespresseball 2016 walzerdrehend zu eröffnen. Aber bei der 56. Ausgabe in der ausverkauften Liederhalle fehlte Wolf. Erst hatte er zu-, dann abgesagt. Zur selben Zeit hielt der Fraktionschef lieber eine Rede bei der CDU Neckar-Odenwald.

Damit überließ der Herausforderer dem Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann kampflos das gesellschaftliche Parkett. Der Grüne nahm’s ohne erkennbare Zufriedenheit. „Ob Herr Wolf zum Presseball kommt oder nicht, ist seine Entscheidung“, sagte er. Hätte er nicht die Gattin seines Herausforderers zum Tanz auffordern wollen? „Seine Frau kenne ich ehrlich gesagt nicht“, antwortete Kretschmann, „aber ich tanz’ eh am liebsten mit meiner eigenen Frau.“

Die ohne den Wolf tanzen: 2200 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Medien & Sport trafen sich an einem Freitag, dem 13. zum Glänzen in großer Garderobe. Das Datum war kein Problem für den Schirmherrn des Balls, dessen Erlös an in Not geratene Journalisten und deren Hinterbliebene geht. „Ich bin ein gläubiger Mensch, abergläubisch bin ich jedoch nicht“, versicherte der MP.

Journalisten sehen sich verstärkt Pöbeleien ausgesetzt

Bei aller Chance, über Parteistreit hinweg zu plaudern und zu tanzen, ist ein Ball immer auch ein Politikum. Gabriele Renz, die Vorsitzende der Landespressekonferenz, wünscht sich einen „fairen Wahlkampf in aufgeregter Zeit“. Das Flüchtlingsthema habe „Hetzer und Verhetzer“ deutschlandweit angestachelt. „Auch Journalistinnen und Journalisten sehen sich leider wieder verstärkt Pöbeleien und Bedrohungen ausgesetzt“, klagte die Korrespondentin des „Südkuriers“ in ihrer Begrüßung.

Ob Späth, Teufel oder Mappus – kaum hat ein Regierungschef die Wahl verloren, ward er nicht mehr beim Presseball gesehen. Wird dies auch bei Kretschmann so sein? „Über diese Frage“, erwiderte er, „mache ich mir keine Gedanken.“ Für die CDU im Beethovensaal: Landeschef Thomas Strobl mit Ehefrau Christine Strobl am Tisch 43 bei SPD-Fraktionschef Claus Schmiedel und Wirtschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne). Am Tisch 42 saß SWR-Intendant Peter Boudgoust – der Medienmanagerin Strobl, der Tochter von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble, sagt man nach, sie wolle Boudgoust im Funkhaus beerben. Außerdem gesehen: OB Fritz Kuhn, etliche Minister, SWR-Legende Wieland Backes, Boxerin Alesia Graf, Schauspieler Walter Sittler.

Ein echter Weltstar heizte ein: Mike Rutherford, der 1967 Genesis mitgegründet hat, spielte mit seiner zweiten Band Mike & The Mechanics Hits wie „The Living Years“. Ausschlafen konnte der 65-Jährige nicht: Anderstags wollte er um 6 Uhr zurück nach England fliegen, um den 40. Hochzeitstag mit seiner Frau Angie zu feiern.

Hauptgewinn war ein BMW X 1

Eine weite Anreise hatten nicht nur Mike und seine Mechanics, sondern auch zwei Fans des Balls: Das Gastronomen-Paar Stefan Abele und Oliver Bückle, das einst das legendäre Rubirosa im Bosch-Areal führte, reiste von der spanischen Costa Blanca an, wo die verpartnerten Wirte seit 2005 erfolgreich ein Restaurant betreiben. „Der Ball hat ein ganz besonderes Flair und ist ein Highlight für uns“, sagte Abele. Am meisten freue er sich, alte Freunde zu treffen.

Bei dieser Vollversammlung der schwäbischen Society traf Schönheitschirurg Christian Fitz von der Karlshöhe auf Kundschaft. Der „zunehmende Lifestyle in Stuttgart“, sagte er, sorge für einen Zulauf bei heimischen Schönheitskliniken. Als „Vertrauensbeweis“ sieht er es, dass immer weniger Patientinnen in andere Großstädte zum Lifting und dergleichen fahren, sondern hier bleiben. Die Kunst bestehe darin, dass man die Behandlung nicht erkennen könne. Ein Freitag, der 13. ist für Fitz ein Glückstag: „An diesem Datum vor 50 Jahren haben meine Schwiegereltern geheiratet – ohne die würde es meine Frau nicht geben!“

Das Glück lohnte sich an diesem Freitag, dem 13. ganz besonders. Bei der Tombola konnte man Preise im Wert von 200 000 Euro gewinnen. Wer Nieten zog, hatte eine zweite Chance – bei der Verlosung der Hauptpreise, etwa eines BMW X 1. Wär’ auch eine hübsche Überschrift: „Presseball ist, wenn Nieten die größten Gewinner sind“. Aber nein, mit Politik und dem fehlenden Herrn Wolf hat dies rein gar nichts zu tun.