Im Viertelfinale der Champions League hat Schalke Mailand mit 5:2 (2:2) sensationell entzaubert.

Mailand - Magische Schalker Fußball-Nacht in Mailand: Die "Notelf" von Rückkehrer Ralf Rangnick hat Titelverteidiger Inter Mailand mit 5:2 (2:2) sensationell entzaubert und das Tor zum Champions-League-Halbfinale ganz weit aufgestoßen.

Das über sich hinauswachsende Team glich vor rund 75.000 Zuschauern im Giuseppe-Meazza-Stadion durch die Königsklassen-Premierentreffer von Joel Matip (17.) und Edu (40.) nach dem 25-Sekunden-Blitztor von Dejan Stankovic (1.) und dem Treffer von Diego Milito (34.) zweimal aus. Raúls 72. Europapokal-Einschuss (53.), Andrea Ranocchias Eigentor (57.) und erneut Edu (75.) sorgten für den niemals erwarteten Triumph.

Raúl: "Unvergleichlich"

"Das heute ist fast unvergleichlich", kommentierte der überglückliche Raúl im TV-Sender Sat.1, während die Schalke-Fans auf den Tribünen das "Wunder von Mailand" ausgiebig feierten. Doch der Spanier warnte trotz des 5:2 eindringlich vor dem Rückspiel am 13. April: "Es wird nicht einfach, da warten immer noch 90 Minuten auf uns." Das hohe Ergebnis konnte Raúl indes kaum fassen: "Das war überdeutlich."

Und so auf keinen Fall zu erwarten. Denn die Gelsenkirchener wurden im Hexenkessel von San Siro, wo Schalke 1997 mit dem Gewinn des UEFA-Pokals gegen Inter Mailand Fußballgeschichte schrieb, extrem früh geschockt: Torhüter Manuel Neuer klärte außerhalb des Strafraums per Kopf direkt auf den Serben Stankovic, der aus gut 50 Metern in das leere Gästetor traf.

Doch "Königsblau", keineswegs demoralisiert, gab die passenden Antworten: Raúl setzte einen Kopfball knapp neben das Tor (4.), José Manuel Jurado scheiterte mit einem Distanzschuss (15.). Dann kam der exzellente Auftritt der Schalker Youngster: Nach einer Ecke von Jefferson Farfan, der im Rückspiel gelbgesperrrt ist, wehrte Julio César im Inter-Gehäuse den Kopfball von Kyriakos Papadopoulos noch ab, Matip drosch den Abpraller ins Netz - 1:1, die Begegnung war wieder offen.

Underdog Schalke selbstbewusst

Der Außenseiter aus Gelsenkirchen versteckte sich nicht und suchte sein Heil auch in der Offensive. Julio César musste gegen Jurado klären (19.). Der zweite Schalker Nackenschlag war dann das Resultat argentinischer Fußballkunst: Esteban Cambiasso köpfte auf Milito, der Neuer keine Chance ließ. Die Schalker wurden für ihren aufopferungsvollen Kampf durch Edus Ausgleich zum 2:2 belohnt: Der Brasilianer überwand Julio César im zweiten Versuch.

Inter reagierte nach dem Wechsel mit wütenden Attacken. Milito scheiterte hauchdünn (47.), ehe Neuer gegen Mailand-Superstar Samuel Eto'o in Weltklassemanier den abermaligen Rückstand verhinderte (48.). Dann schlug binnen fünf Minuten Schalkes große Stunde: Raúl gelang nach einer Farfan-Vorlage das 3:2, Jurado nötigte zum Entsetzen der Inter-Fans kurz danach Ranocchia zum Selbsttor. Zu allem Überfluss sah der Rumäne Cristian Chivu Gelb-Rot (62.). Edu machte nach Pfostentreffern von Jurado (65.) und Farfan (75.) die Sensation perfekt.

Der Bundesliga-Tabellenzehnte und DFB-Pokalfinalist Schalke trat ohne Peer Kluge (Bauchmuskelzerrung) und Mario Gavranovic (Riss des Syndesmosebands) an. Christoph Metzelder musste wegen seines Nasenbeinbruchs passen. "Das ist eine ganz, ganz tolle Leistung. Erstaunlich, wie offen wir das Spiel gestalten können", lobte Metzelder im TV-Sender Sat.1 schon zur Halbzeit die herausragende Schalker Darbietung.

Mailands brasilianischer Chefcoach Leonardo, für den nach dem 0:3 gegen den Lokalrivalen AC Mailand auch der nationale Titel fast schon verspielt ist, konnte fast aus dem Vollen schöpfen. Nur der ehemalige Leverkusener und Münchner Lucio stand den "Nerazzurri", 2010 Triple-Gewinner, wegen seiner Gelben Karte aus dem 3:2 im Achtelfinale bei den Bayern nicht zur Verfügung. Bayern-Schreck Milito, im Madrider Finale 2010 Doppel-Torschütze gegen den deutschen Rekordmeister, kehrte nach seiner Oberschenkelverletzung in die Startformation zurück.