Pfarrer Kurt Günther Wolff Foto: Phillip Weingand

Zum 50. Jubiläumsjahr plant die evangelische Pauluskirche Festlichkeiten.

S-West - Es war im Juli 1944, als die 1898 eingeweihte evangelische Pauluskirche bei einem alliierten Angriff von Bomben getroffen wurde. Der damalige Pfarrer der Paulusgemeinde, Eberhard Decker, schrieb seinerzeit erschüttert nieder: „Die dunklen Mauern der Kirche waren eingetaucht in ein Meer von Feuer. Der steile Turmhelm mit seinen 25 Meter langen Balken war eine einzige Riesenfackel, die ihre züngelnden Flammen weit hinauf in den nächtlichen Himmel sandte.“ Doch dies blieb nicht der einzige Angriff. Die schwer beschädigte Pauluskirche fiel im März 1945 weiteren Bomben nahezu vollständig zum Opfer.

Doch die Gemeinde wusste sich notgedrungen zu helfen und nutzte eine Schule sowie den Hinterhof einer Nudelfabrik für ihre Zwecke. Im Jahr 1947 begann schließlich der Bau einer Notkirche am Leipziger Platz. Dabei wurden auch Trümmerteile der zerstörten Kirche verwendet. „Doch wie der Name sagt, die Kirche war nur als Notlösung gedacht“, sagt der heutige Pauluspfarrer Kurt Günther Wolff. „Die Gemeinde hatte damals weit mehr Mitglieder als heute.“ Die Notkirche war für sie zu klein. Als die finanzielle Lage sich gebessert hatte, entschloss man sich deshalb für einen Neubau auf dem Gelände der alten Pauluskirche an der Paulusstraße. Die Notkirche überließen sie später der griechisch-orthodoxen Gemeinde.

Alle Entwürfe zeigten moderne, schlichte Formen

Bei dem ausgeschriebenen Architektenwettbewerb im Herbst 1956 reichten mehr als 60 Bewerber ihre Entwürfe ein. An den neogotischen Stil der alten Kirche lehnte sich keiner an. „Alle Entwürfe waren im damals modernen Stil ausgearbeitet, es herrschten klare, einfache Formen vor“, sagt Pfarrer Wolff. Den Zuschlag erhielten schließlich die Stuttgarter Architekten Heinz Rall und Hans Röper. Sie hatten in ihrem Entwurf den Grundriss der Kirche um 90 Grad gedreht. Die Hanglage wurde so besser ausgenutzt und die Gemeinde gewann an Raum. Ein wichtiges Merkmal der zerstörten Pauluskirche griffen Rall und Röper dagegen wieder auf: die Auslegung als sogenannte Predigerkirche. „Die Kanzel ist von jedem Platz aus gut zu sehen und zu hören“, erklärt Wolff. Daher sei aber die Akustik für musikalische Darbietungen weniger gut geeignet. „Von außen sieht die Kirche ein bisschen aus wie eine Fabrikhalle“, beschreibt Wolff. „Aber dann freue ich mich immer, wenn morgens die Sonne aufgeht und der Innenraum durch die bunten Fenster vom Licht durchflutet wird.“

Im September 1961 wurde die neue Pauluskirche schließlich eingeweiht. Zu den Feierlichkeiten kamen damals mehr als 2000 Menschen. Das Jubiläumsjahr hat im September 2011 begonnen (wir berichteten). Für dieses Jahr hat die Kirchengemeinde noch weitere Festlichkeiten geplant. So wird beispielsweise die Männerkochgruppe der Gemeinde ihrer Kirche, vermutlich im späten Frühling, ein Geburtstagsmenü servieren, zu dem auch musikalische Kost geboten wird.

Goldenes Konfirmandentreffen wird ein Höhepunkt

Ein weiterer Höhepunkt, auf das sich Pfarrer Wolff besonders freut, wird die sogenannte Goldene Konfirmation. Kurz vor Ostern wird sich der Konfirmationsjahrgang von 1961 wiedertreffen – der erste Jahrgang, der in der neuen Pauluskirche konfirmiert worden ist. Nach einem halben Jahrhundert haben sich die Menschen wohl viel zu erzählen. „Manche kommen eigens dafür von Übersee angereist“, sagt Pfarrer Wolff. Er erwartet, dass zum Treffen mehr Jubilare erscheinen, als der aktuelle Konfirmandenjahrgang Mitglieder hat. Hier, so der Pfarrer, würde sich der demografische Wandel bemerkbar machen.

// Weitere Informationen unter www.paulus0711.de