John Lennon 1971 bei den Aufnahmen zum Album „Imagine“ Foto: imago images/Everett Collection

Am 11. Oktober 1971 veröffentlichte der Ex-Beate John Lennon den Song „Imagine“, der zur Hymne der Friedensbewegung wurde – und für religiöse Menschen zur Provokation.

Stuttgart - Mit der harmonischen Piano-Ballade „Imagine“ appellierte John Lennon 1971 an die menschliche Vorstellungskraft: Eine Welt ohne Besitz, Gier und Hunger skizzierte der Ex-Beatle; eine Welt ohne Länder, „nothing to kill or die for“; eine Welt auch ohne Religion („and no religion, too“), ohne Himmel und Hölle, „above us only sky“ – die englische Sprache unterscheidet zwischen dem weltlichen Himmel („sky“) und dem religiösen („heaven“).

Der Traum von einer einer „brotherhood of man“, einer Besinnung der Menschheit auf das Mögliche, das Verbindende, verfing: „Imagine“ wurde Lennons weltweit erfolgreichste Solo-Single und zur Hymne der Friedensbewegung, die sich aus den Trümmern der Hippie-Kultur der späten 60er Jahre entwickelte. Der Song gilt als ikonisches Zeugnis der Popkultur, das Musikmagazin „Rolling Stone“ listet ihn unter den „500 größten Songs aller Zeiten“ auf Platz drei.

Lennons Mörder gab religiöse Motive an

Die Idee für „Imagine“ soll Lennon bereits während der Aufnahmen zum letzten Beatles-Album „Let it be“ gekommen sein, das im Mai 1970 erschien, einen Monat nach der Auflösung der Band. Laut Lennons Frau Yoko One komponierte er es den Song Anfang 1971 in einer einzigen Session zu Ende an einem Steinway-Flügel in seinem Landhaus Tittenhurst Park bei London. Der Musiker erklärte später, die Inspiration zu dem Text stamme aus Onos 1964 veröffentlichtem Konzeptkunst-Buch „Grapefruit“.

Von Anfang an umgab „Imagine“ an eine Kontroverse: Kirchenvertretern und Gläubigen waren die Aussagen zur Religion ein Dorn im Auge, besonders aus dem christliche Spektrum und ganz besonders im Süden der USA. Der Amerikaner Mark David Chapman, der Lennon 1980 ermordete, begründete seine Tat unter anderem mit verletzten religiösen Gefühlen. Besonders geärgert habe ihn eine vielzitierte Aussage des Musikers von 1966, die Beatles seien „more popular than Jesus“, „beliebter als Jesus“ – aber eben auch der Text von „Imagine“.

Stevie Wonder und Madonna haben „Imagine“ schon gesungen

Der Beatles-Drummer Ringo Starr verteidigte Lennon 1981 im US-Fernsehen: „Er hat gesagt, stellt es euch vor, mehr nicht. Stellt es euch einfach vor.“ „Imagine“ gehört zu den meist-gecoverten Songs aller Zeiten, Stevie Wonder und Madonna haben ihn gesungen, Joan Baez, Lady Gaga, Elton John und Diana Ross. Das Original tauchte immer wieder in den Charts auf, nach Lennons Ermordung 1980 ebenso wie nach einem Einsatz bei den olympischen Sommerspielen 2012 in London.