Wer bei Schnee und Eisglätte mit dem Rad unterwegs ist, dem kommen die Hersteller entgegen: So werden immer mehr Winterreifen für Fahrräder verkauft. Experten klären, ob sich diese Anschaffung lohnt und was es bei Schneefahrten noch zu beachten gibt.
1. Wartung
Kälte, Nässe und Streusalz machen der Fahrradtechnik zu schaffen – und ist das Modell noch so robust. Der Fahrradexperte Ulf Hoffmann von der Stiftung Warentest empfiehlt in dem Buch „Das Fahrradbuch“, die Bowdenzüge gut mit dünnem Öl oder Teflonfett zu schmieren, damit Bremse und Schaltung nicht schwergängig werden. Eingefettet gehören auch Schrauben und Hebel sowie das Fahrradschloss, damit sie bei frostigen Temperaturen nicht einfrieren. Wenig Hilfe gibt es allerdings, wenn die Kette durchrutscht. Das kann bei Schneematsch recht schnell passieren, wenn sich Eis zwischen die Ritzen setzt. Daher empfiehlt der Allgemeine Deutsche Fahrradclub, vor jeder Fahrt Bremsen und Licht zu prüfen, das Rad häufiger zu putzen – vor allem die Kette, die im Anschluss dann wieder geölt werden muss.
2. Winterreifen
Eine Winterreifenpflicht für Fahrräder gibt es nicht, heißt es beim ADFC. Doch immer mehr Radler rüsten freiwillig um: „Der Anteil der Winterreifen für Fahrradfahrer hat zugenommen“, sagt der Sprecher des Herstellers Continental, Klaus Engelhart. Die meisten der handelsüblichen Modelle besitzen ein besonderes Stollenprofil, das gut im Schnee greift, bei Eis- und Schneeglätte aber wenig Reibung bietet. Für Fahrten auf festgefahrenem Schnee und Eis rät der Fachhandel zu Reifen mit Spikes – also mit kleinen Stifte aus Metall oder Carbid.
Der Rad-Experte Ulf Hoffmann empfiehlt Modelle, die einen Spikekranz an der Außenflanke haben. Schon der bringe mehr Stabilität. Wichtig ist, dass Spikereifen erst auf Asphalt über 50 Kilometer eingefahren werden, bevor man die erste Schneefahrt wagen kann. Doch das Fahren damit muss geübt sein: Die Reifen sind recht schwer, auf eisfreien Straßen klackern die Spikes. Überhaupt sind Asphaltfahrten schwierig: Die Spikes nutzen sich ab, gehen auch verloren. Daher rät die Stiftung Warentest, nur Reifen zu kaufen, bei denen die Spikes ausgetauscht werden können. Wichtig ist, die Reifen der Fahrbahn anzupassen: Für Fahrten auf Asphalt gehören die Reifen gut aufgepumpt. Dann berühren die Spikes kaum noch die Straße. Für die optimale Haftung der Spikes bei Schnee und Eis sollte man mehr Luft ablassen.
Winterreifen kosten zwischen 30 und 70 Euro. Günstiger ist der Tipp vom Fahrradladen Radspannerei Berlin: Drehen die Räder auf Schnee durch, helfen Kabelbinder. Davon 16 um den Vorderreifen ziehen, 8 um den Hinterreifen – so fest, dass der Reifen etwas eingedrückt wird.
3. Verkehrsordnung
Die Sturzgefahr bei Winterfahrten mit dem Rad ist besonders hoch. Doch Schadenersatz können gestürzte Radfahrer nur erwarten, wenn die Gemeinde ihren Winterdienst vernachlässigt hat, zitiert der Rechtsexperte des ADFC, Roland Huhn, aus einem Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH III ZR 200/63). Radwege müssen nur geräumt oder bestreut werden, wenn sie als verkehrswichtig angesehen werden. Oder aber es handelt sich um einen gefährlichen Straßenabschnitt, bei dem Radfahrer erfahrungsgemäß bremsen, ausweichen oder ihre Fahrtrichtung ändern müssen. Bei Straßenmündungen warnt der Rechtsexperte Huhn zu Vorsicht: Sie fallen nicht automatisch in diese Kategorie. Ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts besagt zudem: Ist ein Radweg nicht gestreut oder von Eis und Schnee befreit, die Straße allerdings schon, dann darf der Radler auch auf die Straße ausweichen (BVerwG 3 C).
Der Rad-Experte Ulf Hoffmann von der Stiftung Warentest gibt daher vorsichtshalber einen weiteren wichtigen Tipp, damit es erst gar nicht zum Sturz kommt: „Zur Sicherheit den Sattel lieber etwas tiefer stellen, schwierige Passagen bei waagrecht gehaltenen Kurbeln im Stehen durchfahren. Arme und Beine sind dann durchgestreckt. So hat man den Körperschwerpunkt zentral über dem Fahrrad.“
4. Bekleidung
Die optimale Oberbekleidung für Radfahrer, die auch bei frostigen Temperaturen unterwegs sind, sollte laut ADFC „dünn und atmungsaktiv, winddicht und wasserabweisend sein“. Frieren sollte man dennoch nicht,weshalb der Radexperte der Stiftung Warentest, Ulf Hoffmann, zum Zwiebelprinzip rät: „Möglichst mehrere Lagen übereinander ziehen.“ Er hält Fleecebekleidung für die beste Lösung. Zudem gibt es Radhosen, die an den Schenkeln und Schienbeinen durch wasser- und winddichtes Material vor Auskühlung schützen.
Bei der Wahl der Kleidung gilt die Regel: Hauptsache gesehen werden. „Deshalb unbedingt reflektierende Kleidung oder eine Warnweste anziehen“, rät Hoffmann. „Auch die Handschuhe sollten mit Reflektoren versehen sein.“ So werden bei Dunkelheit Handzeichen vor dem Abbiegen besser wahrgenommen.
Damit der Kopf warm und trocken bleibt, rät Hoffmann, ein Regenhäubchen über den Helm zu ziehen oder offene Helme mit Klebeband abzudichten.
5. Licht
Derzeit geht die Sonne um kurz nach 8 Uhr morgens auf und etwa um 17 Uhr wieder unter. Wer den Weg zur Arbeit mit dem Rad zurücklegt, sollte dies also gut beleuchtet tun. Der Radexperte der Stiftung Warentest Hoffmann hält einen Nabendynamo für die erste Wahl: Kein Laden, kein Batteriewechsel.
Dynamoscheinwerfer werden allgemein als zuverlässig, wartungsarm und als immer betriebsbereit bezeichnet. Selbst wenn der Radler an einer Ampel halten muss, leuchtet die Lampe dank Standlichtfunktion weiter. Die Stiftung Warentest empfiehlt, auf zusätzliche Funktionen zu achten: So bieten manche Lampen ein spezielles Tagfahrlicht oder einen USB-Anschluss, über den während der Fahrt Smartphones oder Navis mit Strom versorgt werden können.
Der Vorteil der Akku- und Batteriescheinwerfer ist, dass sie im Stand dauerhaft gleichmäßig starkes Licht bieten. Doch die Akkus müssen regelmäßig aufgeladen werden – entweder über einen USB-Anschluss oder Netzstecker. Dennoch empfiehlt Hoffmann neben dem Dynamo auch batteriebetriebene LED-Leuchten zu verwenden: „Sie bieten ein zusätzliches Plus an Sicherheit.“