Streaming-Empfehlungen fürs Wochenende: „Oh Hell“, „Doppelhaushälfte“, „Le Havre“, „Funeral for a Dog“ und „L.A.’s Finest“ (von links oben im Uhrzeigersinn) Foto: Magenta TV,

Welche neue Serie sollten Sie jetzt bingen? Welchen Film schauen, wenn Sie am Wochenende nur wenig Zeit vor dem Bildschirm verbringen wollen? Gibt es bei Netflix, Amazon und Co. Schätze, die Sie übersehen haben? Und was lohnt sich in den Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender? Hier erfahren Sie, was sich gerade zu schauen lohnt.

So viele Streamingdienste, so viele Mediatheken, so viele Serien, Filme und Dokus – und so wenig Zeit. Und weil das Wochenende viel zu kostbar ist, um es vor dem Fernseher bei einem schlechtem Programm zu vergeuden, verraten wir Ihnen hier, was sich jetzt besonders zu schauen lohnt.

► Ich liebe Serien kurz und witzig

Oh Hell!

Zu sehen bei Magenta TV

„Das Tolle daran, wenn du immer verkackst, ist: Du bist unglaublich kompetent darin, dein Verkacken zu vertuschen.“ Das hören wir Helena, genannt Hell, aus dem Off sagen, als sie gerade vom Callcenter zur Uni sprintet, um ihrem Vater, der unerwartet bei einer Abschlussfeier aufgetaucht ist, weiszumachen, dass sie tatsächlich gerade ihr Juraexamen absolviert hat.

Tatsächlich ist Helena verdammt gut im Verkacken, ob es nun um Jobs, um Beziehungen oder um das Leben im Allgemeinen geht. Selbst am vorzeitigen Ende der Ehe ihrer Eltern vor zehn Jahren war sie nicht ganz unschuldig. Johannes Boss, der sich „Oh Hell!“ ausgedacht hat, ist neben Murmel Clausen Deutschlands Experte für verdrehte Pointen und kuriose Storys.

Er hat Drehbücher für die Serien „Jerks“ und „KBV“ geschrieben. Während „Deadlines“, seine erste eigene Serie, arg verkrampft-komisch versuchte, Deutschlands Antwort auf „Girls“ und „Sex and the City“ zu sein, bringt er jetzt irgendwie „Fleabag“ und „Ally McBeal“ durcheinander. Auch weil Mala Emde Helena so wunderbar spröde-komisch spielt, verkackt er „Oh Hell!“ jedenfalls nicht. (gun)       

► Ich möchte angesichts all der realen Dramen etwas Tröstliches sehen

Le Havre

Zu sehen in der Arte-Mediathek

Ganz selbstverständlich nimmt der mittellose Schuhputzer Marcel (André Wilms) den afrikanischen Flüchtlingsjungen Idrissa bei sich auf. Obwohl ihm die Kundschaft ausgeht und seine Frau (Kati Outinen) schwer erkrankt, tut Marcel alles dafür, dass der Kleine zu seiner Mutter nach London gelangt – immer den Polizisten Monet (Jean-Pierre Darroussin) im Nacken.

Großherzig ist dieser Film des finnischen Regiemeisters Aki Kaurismäki. Er lässt das Hafenviertel von Le Havre als märchenhaftes, romantisch überzeichnetes Biotop in wunderbar geschmackvollen Farben erstrahlen vor einer detailverliebten Kulisse– jede Einstellung ist ein kleines Kunstwerk.

Kleine Leute mit großen Träumen tun in diesem Biotop, was getan werden muss. Hektik, Hysterie und Gier haben bei ihnen keinen Platz. Aber sie geben sich keinen Illusionen hin: Ihre kleine Welt wird verschwinden, wenn nicht eine neue Generation das Miteinander für sich wiederentdeckt. (ha)     

► Ich freue mich über deutsche Satire, die zündet

Doppelhaushälfte

Zu sehen auf ZDF Neo und in der ZDF-Mediathek.

Zugegeben, der Anfang ist eklig. Aber man sollte dringend durchhalten, denn die ZDF-Comedy „Doppelhaushälfte“ ist extrem witzig und köstlich bissig. Es geht um das menschliche Miteinander in Zeiten von Multikulti.

Eine Familie aus Berlin – Mutter Iranerin (Maryam Zaree), Vater (Benito Bause) aus Ruanda, Tochter schwer pubertierend, ziehen nach Brandenburg in eine Doppelhaushälfte. Es geht um politische Korrektheit und Spießertum, hellhörige Schlafzimmer und Rassismus, aber die Drehbuch-Autoren Christoph Mushayija Rath und Dennis Schanz stellen sämtliche Klischees aberwitzig auf den Kopf. Das ist vor allem schauspielerisch brillant – sodass die acht kurzen Folgen fröhlich und leider viel zu schnell vorüberfegen. (adr)         

► Gibt es eigentlich noch klassische Cop-Serien?

L.A.’s Finest

Zu sehen bei Netflix

Mit den Polizistinnen Burnett und McKenna ist nicht zu spaßen – sie werden mit den härtesten Kerlen fertig in der sumpfigen Unterwelt von Los Angeles, ob es sich nun um Drogendealer, Gewaltverbrecher oder Kindesentführer handelt. Dabei erinnern ihre Fälle eher an die alte Schule von „Starsky & Hutch“ oder „Miami Vice“ – bis auf den Umstand, dass Burnett und McKenna Frauen sind.

Dass die den männlichen Kollegen oft sogar überlegen sind, daran lassen Gabrielle Union („Being Mary Jane“) und Jessica Alba („Sin City“) keinen Zweifel in der Serie „L. A.’s Finest“, die in Deutschland schon beim Streamingdienst AXN zu sehen war. Der hat deutlich weniger Abonnenten als Netflix, wo die Krimiserie nun angekommen ist. Sie ist nicht sonderlich komplex anlegt, erfordert kein übermäßiges Mitdenken – und eignet sich deshalb sehr gut als Unterhaltungsprogramm nach anstrengenden Tagen. (ha)         

► Ich will eine deutsche Serie, die die über die Landesgrenzen hinausschaut

Funeral for a Dog

Zu sehen bei Sky

„Das Boot“ und „Babylon Berlin“ sind nicht genug: Sky Deutschland legt sich in Sachen Eigenproduktionen mächtig ins Zeug und mit Netflix und Co. an: Der Achtteiler „Funeral for a Dog“ reist mit Friedrich Mücke als Schriftsteller Mark Svensson und Albrecht Schuch als Journalist Daniel Mandelkern durch die ganze Welt. Gedreht wurde das Melodrama beispielsweise in Italien, Südamerika, Finnland und New York. (gun)