Das 9-Euro-Ticket ist Geschichte, nun kommt der Nachfolger für 49 Euro im Monat, damit fährt man bundesweit im Nahverkehr. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Das 49-Euro-Ticket ist beschlossen – und wer in Stuttgart und Region unterwegs ist, kann damit gegenüber den im Verkehrsverbund Stuttgart ab Januar gültigen Tarifen kräftig sparen. Wie viel genau?

So billig wie von Juni bis August, als die Monatskarte 9 Euro kostete, wird Bahnfahren in Deutschland zwar nicht mehr, mit dem nun beschlossenen 49-Euro-Ticket kann aber gegenüber den im Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) ab dem 1. Januar gültigen Tarifen kräftig gespart werden. Und das neue Ticket gilt erneut bundesweit im Nahverkehr.

Preise steigen um 4,9 Prozent

Die Preise im VVS steigen zum Jahreswechsel um im Schnitt 4,9 Prozent. Ein 10er-Tagesticket kostet dann für die erste Tarifzone bereits 41,80 Euro, das günstigste Monatsticket (eine Zone) 48,58 Euro, allerdings kann man mit diesem Bus und Bahn erst von 9 Uhr an entern.

Bei insgesamt sieben Tarifzonen im VVS sind die Einsparmöglichkeiten mit dem neuen „Deutschlandticket“ gewaltig. Einen kleinen Haken hat die neue Fahrkarte: Das Ticket wird ausschließlich im Abo abgegeben. Dieses soll allerdings monatlich kündbar sein. Die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) hat ihre Abokunden bereits Mitte Oktober angeschrieben. Man arbeite „jetzt schon eifrig an der Umsetzung, damit auch Sie direkt von diesem günstigen Preis profitieren“, hieß es. Wer bereits ein Abo abgeschlossen habe, brauche „aktuell nichts zu unternehmen, wir kümmern uns darum“, so die SSB weiter. Fraglich ist, ob die Umstellung tatsächlich zum 1. Januar 2023 vorgenommen werden wird.

Erhebliche Einsparung möglich

Wie viel kann man mit dem neuen Ticket als bisherigen VVS-Kunde tatsächlich sparen? Je nach Zonenzahl kommen hohe Summen zustande: Wer bisher ein VVS-Netzticket (Gingen, Kuchen, Geislingen) löste, soll 2023 im VVS-Tarif 2470 Euro berappen. Mit dem 49-Euro-Deutschlandticket zahlt er nur noch 588 Euro, im Jahr also 1882 Euro, im Monatsabo 156,83 Euro weniger. Drei Zonen (zum Beispiel Schwaikheim, Plochingen, Leonberg, Steinenbronn) sollen im kommenden Jahr 1298 Euro kosten. Ersparnis durch das Deutschlandticket: 710 Euro im Jahr. Bei zwei Zonen liegt die Ersparnis bei immerhin noch 387 Euro im Jahr, bei einer bei 169 Euro.

Es gibt 90 000 Firmentickets

Exakte Nutzer- beziehungsweise Verkaufszahlen seiner jeweiligen Ticketarten will der VVS auf Anfrage nicht nennen. 33 Prozent aller Kunden hätten ein Abo. Das günstigste ohne Nutzungseinschränkungen (Jahresticket jedermann persönlich) kostet künftig 63,08 Euro im Monat. Elf Prozent aller Kunden griffen bisher zu Monats- oder Wochentickets. „Aus dieser Gruppe werden Umsteiger ins Deutschlandticket erwartet“, so ein VVS-Sprecher. 17 Prozent der Kundschaft fahre im Gelegenheitsverkehr, also sporadisch. Diese Gruppe kann von neuen Ticket kaum profitieren. 39 Prozent der VVS-Kunden sind junge Menschen, die als Schüler, Auszubildende oder Studierende ab März 2023 das landesweit noch günstigere Jugendticket für 365 Euro im Jahr (30,42 Euro im Monat) bestellen können.

VVS-Tarifstruktur soll gestrafft werden

Der VVS bietet Tickets an bei denen Zuschüsse des Arbeitgebers (zehn Euro im Monat) den Preis drücken. 90 000 davon werden pro Jahr verkauft. Unklar ist, ob der bisherige Zuschuss von zehn Euro in dieser Höhe künftig zu einem Deutschlandticket für 39 Euro führen kann. Der VVS strebe an, „die heutigen Jobticketregelelungen weitgehend beizubehalten“, so der Sprecher. Das müsse aber noch mit Bund und Ländern abgestimmt werden. Auch die VVS-Gremien werden ein Wörtchen mitreden. Bevor Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die Ministerpräsidenten sich auf das Deutschlandticket einigten, gab es im Stuttgarter Gemeinderat und im Verkehrsausschuss des für die S-Bahn zuständigen Verbands Region Stuttgart Stimmen, die mit dem neuen Günstigticket den VVS-Tarif kräftig entrümpeln wollen. Dazu dürften allerdings längere Debatten nötig sein.